als früher. Das liegt, bei der immer wachsenden Menschenzahl, an dem bisherigen Mangel eines durch­greifenden, allgemeinen Verbotes gegen das Vogel­fängen überhaupt. Denn auf dem Lande kann m n durchschnittlich auf je 2 Häuser wenigstens l Knaben rechnen, der jährlich, besonders im Herbste, ein halbes Duzend und häufig mehr als ein ganzes Duzend Roth- kehlchen, Meisen, Zaunkönige, Rotschwänzchen u. dergl. wegfängt, um fie nach kurzer Gefangenschaft umkom­men zu sehen. Thun eS doch sogar viele Erwachsene; ganz abgesehen von der Unzahl beraubter und muthmillig zerstörter Nester.

Im Ganzen wird man daher wahrscheinlich sehr bedeutend hinter der Wahrheit Zurückbleiben, wenn man annimmt, daß etwa halb so viel dergleichen Vögel weggefangen werden, wie eine Gegend Einwo! ner zählt. Deren hat ganz Deutschland gegen 50 Millionen; demnach würden wir mindestens 2025 Millionen hin» geopferter Jnsekienvögel zu rechnen haben. Dabei würde es lächerlich seyn, zu sagen: mit jedem von ih. nen, der so verloren geht, sey für das nächste Jahr einer Zahl von 10,000 schädlichen Insekten das Leben gerettet. (Lächerlich«; denn eS kämen dann ja auf jeden Tag nur etwa 25 Stück von einer, dem Vogel angemessenen Größe! Die aber verzehrt er bereits als Frühstück. Was hätte er da also, zumal im Som­mer, für den ganzen übrigen Lag?) Dennoch würde auch r»i dieser geringen e crechnung immer schon eine Summe von zehntausendmal 20 Milionen, alt von 200,000 Millioen oder 200 Millarden Ungeziefer her- auSkommen, die nun unvertilgt blieben. Und zwar wäre diese Menge nur der verhältnismäßig kleinste Theil des Ganzen. Denn weit größer wird, nament­lich bei einer günstigen Witterung, die unberechenbare Masse seyn, zu welcher sich dasselbe nun um so unge­hinderter vermehren kann, weil mit den hingcopferten Vögeln im Voraus auch die sämmlichen Jungen dieser verloren sind.

Gehen wir nochmals auf die Meisen ins Besondere zurück. Und nehmen wir an, daß jede von ihnen nur 200,000 Stück Jniekten jährlich verbrauchen sollte! Dann ergiebt cs sich, daß in ganz Deutschland noch gar kein anderer Vogel, sondern blos auf je 50 Men­schen Eine Meise weggcfanzcn zu werden braucht, um zu machen, daß nun die erwähnten 200,000 Millionen Stück Ungeziefer unvertilgt bleiben. Und wie ist früher mit diesen Vögelchen verfahren? Jahrhunderte lang haben überall so genannte »Mcisenhütten" bestanden, auf welchen man in jedem Herbste anfänglich Tausende und nachher immcr noch mehrere Hunderte von Meisen wegfing, um sie zu essen, oder zu diesem Bchufe an Leckermäuler zu verkaufen. Ja, hin und wieder be­stehen solche Fangbütten auch heute noch. Und waS erhält der Fänger als Lohn für diese Mördern? Ge­wöhnlich nicht mehr als 1- 2 Pfennige für daS Stück! Einen Pfennig für ein Thierch n, welches nicht bloß jährlich Hunderltausende von Raupen vernichtet, son- fie an solchen Stellen aufsucht, wo dieß kein Mensch zu vollbringen im Stande seyn würde: nämlich an den äußersten Zweigspizen derBäume, und sehr häufig tief in den Knospen derselben verborgen.

Aehnlich, wie die Körnerfresser unter den Sing­vögeln, so leben häufig auch die wilden Tauben, weit meh- aber noch die zahmen, Vas ganze Jahr hin­durch von Un k rau tsa amen. Erst nächst diesem nähren sie sich von bereits ausgefallenen, oder sonst verlorengehenden Gctreidekörnern, Hülsenfrüchten rc. Unter die ersteren gehören z B. die Saamen der Vogel wicken, der blauen Kornblumen und mancher anderen Pflanzen, die gewöhnlich keiner der kleineren Vögel frißt. Ganz besonders aber fressen sie häufig die giftigen Saamenkörner der Wolfsmilch- Arten, die überhaupt kein anderes Thier verzehren darf. Nur die Tauben lieben sie und verbrauchen, oder verfuttern ihrer eine große Menge, ohne Schaden für sich und für ihre Jungen, oder für Menschen, welche daS Fleisch der sezieren genießen. Demnach haben sie neben anderen Körnerfressern offenbar noch ihre besondere, eigenthümliche Bestimmung.

(Fortsczung folgt.)

Stuttgart. (ZurGcschichtederBögcl.) In einem hiesigen Hause wurden vor fünf Jahren in einer großen Voliere verschiedene einh.imitche und Ka­narienvögel gehalten. Unter den ersteren war ein Rothbrüstcben (Männchen). Nach einem Jahre wurde an einem warmen örüdlingstage sämmtlicben einheimi­schen Vögeln die Freiheit geschenkt und nur die Kana­rienvögel in der Vol erc gelassen. Alsdererste Schnee fiel, stellte sich das Rothbrüstchen ein und umflog unter Zwitschern so lange die Personen, die sich ihm näher­ten, und das Voliere, bis man es hmein ließ. Es blieb den ganzen Winter in demselben lustig, bis der Frühling kam, wo eS durch sichtbare Zeichen zu erken­nen gab, daß eS wieder die Freiheit wünsche, welche ihm auch gegeben wurde. Aehnlich kam es und verhielt sich nun seit drei Jahren, und auch dieses Jahr stellte es sich beim Fallen des Scbnee'S zum viertenmal ein.

(Besteuerung sämmtlichcr europäischen Staaten.) Nach der von Michael Jahn in Pesth herauSgcgcben Tabelle beträgt die Gelammtsumme der Steuern in Europa bei einer Einwohnerzahl von 267 Millionen nahe an 1695 Millionen. ^ ie größte Be­steuerung für je einen Einwohner kommt in England vor, nämlich mit 17 fl. 40 kr., die kleinste mit 52 kr. in der Schweiz, und die nächst niederste in Rußland mit 1 fl. .>7 kr- In Oesterreich beträgt die Steuer bei einer Einwohnerzahl von circa 40 Millionen Seelen für je einen Einwohner über 4 fl., in Frankreich bei einer Einwohnerzahl von nahe an 36 Millionen bei 12 fl., in Hamburg bei einer Einwohnerzahl von mchr als 200,000 Seelen nahe ,4 fl. Nach einer Anmer- kung deS Verfassers ist in Montenegro, in dem Fürsten- thumc Lichtcnstcin und in San Marino in Bestcnerungs. Angelegenheiten nichts veröffentlicht oder sonst bekannt. In sämmtlicben Landern kommen sowohl direkte als indirekte Steuern vor, mit alleiniger Ausnahme der Schweiz, bei welcher nur indirekte Steuern ersichtlich sind.

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