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Alle wieder am Hungertuch. Ohne Wohlhaben» ^ heit und starken Verbrauch der Gesammtbevöl- kerung werden die Gewerbe niemals gedeihen. In der bloßen Freiheit des Gewerbes liegt durch­aus nicht der fruchtbare Samen, der zum vollen Flore führt. Der französische Handwerker steht unter dem deutschen und ist doch, was seinen Betrieb, seine Niederlassungsberechrigung betrifft, frei wie der Vogel in der Luft. Aber noch viel weniger wird allerdings durch das Zunftwesen ausgerichtet. Die alten Innungen gehören der Vergangenheit an, wo weder der Handel, noch der Fabrikbetrieb dem städtischen Consumentcn die Artikel zuführte, deren er zu Kleidung, Woh­nung, Hausrath rc. bedarf, wo nur die Stadt Handwerker hatte, nicht das flache Land. Daö Alles ist anders geworden. Fabrik und fabnk- artiger Betrieb mit den helfenden Maschinen, die Ausbildung des Handels und das Ansicdeln der Professionistcn in jedem Dorf haben den Handwerkern der Stadt ihr früheres Monopol längst entzogen. Viele Zweige sind eigentlich nichts mehr, als bloße Commissionäre und De- tailkrämer der Fabriken, die sich höchstens mit der Reparatur beschäftigen. WaS Viesen Mei­stern die Beschränkung der örtlichen Concurren; nüzen soll, kann ein Vernünftiger nicht leicht be­greifen. In der Unmöglichkeit, sich in dem übersezten Handwerke noch zu ernäbren, liegt der sicherste Damm gegen noch größere Ver­mehrung der Concurenz, nicht in jenen künstli­chen Schranken, die aber dem beschüzten Hand­werker gleichfalls lästig sind, weil sie ihn hin­dern, von einem Betriebszweig, der nicht mebr lohnt, zu einem lohnenderen überzugehen. Wre die Zünfte jezt noch bestehen, sind sie vom Ne­bel und nüzen nur Wenigen. Aber von ganz andern Maßregeln hängt der Aufschwung der leidenden Handwerker ab, als von der bloßen Decretirung des freien Verkehrs."

Eine Rote der schwedischen Regierung mit lebhaften Besorgnissen für den Fall des Erschei­nens einer deutschen Erecutionsarmee an der Eider bestätigt sich. Darnach scheint Schwede» Lust zu baben, Dänemark zu secundiren, wäh. rend lczterem Versuche zugeschrieben werden, an eine europäische Conferenz zu appelliren, vor welche aber Deutschland nicht sein zweifelloses Recht wird ziehen lassen wollen.

Allem Anschein nach hat das lezte Stünd- lein der Transitzölle im Zollverein geschla­gen. Preußen hat sich für Aushebung derselben entschieden, und Bayern und Württemberg, seit­her Gegner, halten nicht mehr Widerpart.

Baden.

Pforzheim, 20. Okt. Vor einigen Ta­gen waren Mitglieder der badischen und würt- tembergischen Eisenbahn-Oberbaubehörden hier, und soll diese Zusammenkunft hauptsächlich der Placirung des künftigen Eisenbahnhofes dabier, beziehungsweise dem Anschluffe einer künftigen württembergischen Nagoldbahn gegolten haben.

Auf den Schwarzwälder Industrie-Aus, stellvngen hat sich die Erfahrung herausgestellt, daß diejenigen Gemeinden die besten Erzeugnisse lieferten, welche im Besize von Gewerbe­schulen und höheren Bildungsanstalten sind.

Von der badischen Neckarlinie, 23. Okt. Der Hopfen ist außerordentlich gut bei uns gerathen. Der Preis desselben stand in den besten Hopfenorten, wie Sandhaufen, zuerst auf 80 fl. per Centner, stieg dann aber auf 100 fl. und wurde vor einigen Tagen sogar mit 120 fl. bezahlt. In andern Gegenden wird der Centner mit 100 fl. bezahlt. Eine vorzügliche Ernte haben auch die Kartoffeln bei uns gegeben.

Preußen.

Am 20. d. wurde der preußische Land­tag von dem Prinz-Regenten persönlich eröffnet, mit einfach kurzen, aber einen tiefen Eindruck nicht verfehlenden Worten; am 21. in vereinter Sizung beider Häuser die Negentschafrsbotschaft eingebracht, nach deren Genehmigung mit der verfassungsmäßigen Eidesleistung des Regenten die außerordentliche Session beendigt ist. Eine wichtige Thatsache der lezien Tage ist die Ent­scheidung des Prinzen bezüglich der Aufhebung der Transitzölle, wobei Preußen im Inte­resse der Allgemeinheit bedeutende Opfer dringt. Auch nach einer anderen Seite erblicken wir Anzeichen einer klarbewußten kräftigen Politik, indem von Berlin nach Wien die Aufforderung ergangen seyn soll, sich für ein erecutorisches Euischreiten gegen Dänemark zu entscheiden.

Miszellen.

Kleine Ermahnung zum Schuze nüzlicher Thiere als naturgemäßer Abwehr von Ungezieferschäden und Mäüsefraß.

(Fortsezunz aus Nr. 64)

Reine Körnerfrvsser giebt es nur sehr wenige; und unter diesen giebt es keinen, der wegen überwie­gender Schädlichkeit verfolgt zu werden verdiente. Denn sie alle machen sich in hohem Grade nüzlich durch das Verzehren einer gar nicht zu berechnenden Menge von Unkraut-Sämereien der verschiedensten Art. Hierin besieht ihr Beruf im Haushalte der Natur, und ihr überwiegender Nüzen. Dieser könnte Jedem um so eher von selbst inleuchten, wenn er bedächte, wie kurz überhaupt der Zeitraum ist, wo solche Vögel Schaden theils am Getreide, theils an dem Saamen einiger Nuzpflanzen ««richten können. Wie lang ist dagegen derjenige Theil des Jahres, wo sie nur noch das Ausgefallene sich zueignen können: während sie dann gezwungen sind, ausschließlich nur von Nnkraut- saamen zu leben. Es gehört in der That eine große Kurzsiätigkeit, ein höchst undankbarer Geiz dazu, dieß zu übersehen und kurzweg alle Körnerfresser, oder gar »die Vögel überhaupt," als verfolgungswerthe Ge­schöpfe anzuseheul