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richt der FmanzkommMon über die neue Vorlage der'm'gl. StaatSregrerung, betreffend die Ver­besserung der Lage der Staatödiener. Was die Hauptfrage anbelangt, ob die zu gewährenden Zulagen für Staatsdiener nach Grunofäzen der NormaletatS gelten sollen, so ist die Kommis­sion geteilter Ansicht. Die eine Hälfte trägt darauf an, auf dem frühem Beschlüsse, wonach die Zulagen in jeder neuen Finanzperiode be­sonders verwilligt werden müssen, zu beharren. Die andere Hälfte schlägt vor: 1) wiederholt gegen die Kgl. Staarsregicrung zu erklären, daß die Kammer die Ne> ierungstbeorie in Be­treff der Normaletats überhaupt nicht anerken­ne, und 2) die Zulagen unter der Bedingung zu verwilligcn, daß dieselben bei jeder neuen EtatSberalhung wieder abgeschasst werden kön­nen, daß aber in lezterem Fall dem bereits in die Zulage cingesezten Diener diese Zulage nicht entzogen werden dürfe, so lange er auf der Stelle und in der Klasse bleibe, in der er die Gehaltszulage erhallen habe.

Dieser leztere Antrag, welcher die Zulagen in wesentl. Uebereinstinnnung mit dem Mimster- tisch Hinsicht!, deren rechtlichen Natur vcrwilli- gen will, wird in der 76. Sizung mit 54 gegen 31 St. genehmigt.

Miszellen.

Der unterseeische Telegraph zwischen Europa und Amerika.

Die Nachricht, daß der neueste Versuch, das at­lantische Tclegraphenkabel zu legen, geglückt sey, hat sich durch weitere Depesche» vollkommen bestätigt. DerAgamemnon« und dieNiagara« haben glücklich ihre Last auf den Grund des Meeres versenkt, ras englische Schiff ist in Quecnstown, das amerikanische in Trinity Bay angelangt, und was noch wichtiger ist für die Bestätigung des Erfolges, die in Amerika ab­gegebenen Signale find gut in Europa angekommcn. Das Unerwartete ist hier einmal wieder eingetroffen. Die beiden ersten mißlungenen Versuche hatten die Hoff­nung, daß mit dem zur Anwendung gebrachten Ma­terial das große Werk ausgeführt werden könne, so heradgestimmt, daß dem dritten Versuch unverdient wenig Beachtung geschenkt worden ist und derselbe ei­gentlich nur unternommen zu sepn schien, um die ab­solute Unmöglichkeit zu beweisen. WaS in der zunächst betheiligten englischen Presse in den leztcn Wochen über die telegraphische Verbindung mit Amerika ge­sagt worden ist, bezog sich lediglich darauf, wie die Sache künftig klüger anzufangen sey. Der Versuch ist geglückt, aber man würde sich allzu sanguinischen Hoff- nungen hingebcn, wollte man schon sezt die Verbindung mit Amerika durch das nun gelegte unterseeische Tele- graphenkabcl als dauernd hergestellt ansehen. Wir müssen darauf gefaßt sepn, daß noch manche Störungen

eintreten werden, fa, daß selbst die Arbeit noch ein­mal zu thun ist, aber das eine Resultat kann nicht wieder verloren gehen: die Möglichkeit, von Europa nach Amerika ein telegraphisches Kabel zu legen, ist aus einem Probleme zu einer Thatsache geworden. Nachdem diese Gewißheit errungen ist, kann man ge­trost den weiteren Wechselfällen entgegen sehen. Es werden sich immer unternehmende Geister finden, ein Werk von Neuem auszuführen, dessen Folge in ihrem ganzen Umfange wir nur erst mehr ahnen als über­sehen.

Dr. Cumming, einer der populärsten Prediger Londons, bewies auf der Kanzel, daß der atlantische Telegraph in der Offenbarung Johannis prophezeit ist. Er nahm nämlich zum Text oie Worte der Apokalypse: Und es soll keine See mehr geben", erklärte aber zu­gleich, daß ihm dieser Vers durch die Times in Er­innerung gebracht worden sey. Sie rief nämlich in ihrem Leitartikel über dir glückliche Legung des Kabels unter dem Einfluß biblischer Reminiscenzen aus:Und siehe da, der Ozean ist ausgetrocknet."

Den eifrigen Bemühungen der östcrr. Behörden scheint eS gelungen zu sepn, der Heuschreckenplage in Ungarn überall Herr zu werden. Das lezte Auftreten dieser Insekten geschah der «Pesth. Os. Zig." zu Folge in Bezdan. wo fie gegen Mitte v. M. in den Niederungen spannhoch gefunden wurden. Der Vor­steher des Bezirkes Zombor begab sich sogleich an Ort und Stelle, um daselbst persönlich die nöthigrn, wegen des RohrwuchseS, in welchem sich das Ungeziefer ver­steckte, ziemlich schwierigen Maßnahmen zu treffen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen durch Abschnei, den und Vertilgen des Rohres und durch das Herum- treiben von Pferden auf dem Plaze, wurden sämmt- liche Schweine der Ortschaft, einige tausend Stück, in Scene gesezt, welche die Heuschrecken mit einer Gier auffraßen, die sie binnen wenigen Tagen Meister des Schlachtfeldes seyn ließ.

(Pari S ) Der Erfinder der Crinoline, ein Hr. Frish, der vor wenigen Jahren rin unbemittelter Mann war, hat sich mit seiner Erfindung in der kur­zen Zeit ein ungeheures Vermögen erworben und in der Stadt Beaugeney einen herrlichen Garten gekauft, wo er sich jezt einen prachtvollen Wohnfiz bauen läßt.

Die Beduinen kennen keinen andern Arzt als Gott. Er hat, sagen fie, jedem Menschen an die Stirne geschrieben, wie lange er leben soll, und die gan^e Heilkunde sey nicht fähig» wenn dessen Stunde geschlagen habe, ihm auch nur einen Augenblick daS Leben zu verlängern.

Gold-Course. Stuttgart, den 1. August. 1858.

Württemberg. Dukaten (Fester Cours) 5 ff. 45 kr.

Andere Dukaten ..5 fl. 28 kr.

FriedrichSd'or . ..9 fl. 34 kr.

20 Franks-Stücke.9 fl. 19 kr.

K. Staatskassen-Verwaltung.

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckcrei in Neuenbürg.