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den Dampfschiffe oder im Pendelschlag der Uhr. Seine , Seele bewegen Träume und Ahnungen, tausend gute oder böse Vorbedeutungen; sein Gottesdienst stnd Be­schwörungen und Zaubermittel. So ist seine Religio» nicht das Gefühl der Ehrfurcht vor einem allmächtigen, ewigen Gott, noch weniger ein Aufblick der Liebe zu seinem Schöpfer und Vater, sondern nur die düstere Furcht und der Schrecken vor einer göttlichen, geheim- nißvollen Gewalt. Sein Geist faß nicht den Begriff eines geistigen Gottes, ihm istder große Geist» nur das unbekannte, geheimnißvolle, furchtbare Wesen, das er nicht näher zu bezeichnen weiß. Was Wunder, wenn der Aberglaube Denken und Leben dieser Rasse so um­nachtet, daß kein Heller Geistesstrahl dasselbe erleuchtet und der lähmende Wahn des Indianers ihn vor der befreienden Bildung und Gesittung zurückschreckt.

Hält man die unverkennbaren geschichtlichen Spuren von Völkern höherer Bildung, welche früher in Nord­amerika geblüht haben, zusammen mit den dunkeln Ueberlieferungen der Indianer, daß sic einst ein einiges, großes und glückliches Volk gewesen seyen, so erscheint der Zustand der Indianer als der eines verkommenen, allmähl g verwilderten Völkerrestes. Sicher ist, daß ihre Anzahl schon zur Zeit der Entdeckung Amcrika's im Abnehmen begriffen war und daß der Prozeß der innern Zersezung und Auflösung der indianischen Na­tionalität damals schon längst begonnen haben mußte. Daraus allein erklärt sich die außerordentlich große Zahl von mehr als tausend Sprachen und Mundarten, in welche die amerikanische, verhältnißmäßig schwache Urbevölkerung auseinandergefallen ist. Damit hängt auf's Engste zusammen der bei allen Indianer-Stämmen hervortretcnde Mangel des nationalen Selbsterhaltungs­triebs; denn so wenig ist dieser vorhanden, daß cS noch niemals unter diesen zahlreichen Stämmen zu einer bleibenden Vereinigung gegen ihre gemeinsamen Drän­ger gekommen ist, ja daß sie, trotz deS ihnen allen von Seiten derBleichgesichter» drohenden Untergangs, gleichwohl bei dem geringsten Anlaß ihre Waffen wider sich selber wenden, indem sie nie, auch nicht in ihrer jezigen legten Bedrängniß, aufbüren, sich selbst unter einander zu bekriegen und zu morden.

In dem Verkehr mit dem Weisen übermannt den Indianer ein Gefühl der Ohamacht und Rathlosigkcit, welches in einem sonderbaren Gegensaz steht zu der Einbildung von Stärke und Klugheit, deren er sich stets unter seinen Stammesgenossen berühmt. Dem Weißen gegenüber erkennt er sich selbst nur als ein armes, verachtetes Wesen; die aufrichtige Naivität, mit der er selbst dieses Gefühl an den Tag gibt, muß den gebildeten Europäer auf's Innigste rühren, muß dem hülflosen Indianer dessen ganze Theilnahme zuwenden Aber wie selten ist cs, daß der Indianer auch die helfende Hand zu ergreifen vermöchte, die ihn auf den Weg der Bildung und Gesittung leiten will? Er kann der geistigen Lähmung nicht wieder Herr werken, seine Thatkraft versiegt; er gibt sich ganz nur der Trägheit und Liederlichkeit hin; die Ehen werden unfruchtbar, und bald übersteigt die Zahl der Tobten die der Ge­borenen.

Folgende thatsächliche Züge mögen diesen Gang belegen.

Der Osagen-Stamm war einer derjenigen, unter denen alle Versuche der Kultur fehlschlugen. Die Staaten» Regierung hatte Milchkühe, Zugochsen, Ackergeräthe in ihre neuen Wohnsize gesandt, und der Regierungsagent sich alle Mühe gegeben, die Osagcn zu einem seßhaften Leben und zur Arbeit anzuhaltcn. Ta aber sah er eines Tages fast alle Kühe und Ochsen gctödtet. Die Rechtfertigung rer Osagen war:sie können nicht ein- sehen warum, sie hungern sollten, wenn so viele Nah­rung ihnen vor der Nase herumlaufe." Was half die Indianer der Pflug, da ihnen jede Geduld fehlte, das Pflügen zu erlernen, weßhalb denn der Pflug uuter ihren Händen zerbrach und bei Seite geworfen wurde. Eine Pflanzung von 20 Acker Korn hatte ein Agent für ein L vrs von 20 Familien bestellen und reif werden lassen. Er rief die Familienväter zusammen, übergab ihnen die Pflanzung zum Abernten, für jede Familie einen Acker. »Sehr gut!» war der Ruf der Indianer. Aber des andern Tages waren alle Pferde des Dorfes im Korn, in welchem sie nach Genüge weideten. Denn Einer der Indianer hatte den glücklichen Einfall gehabt, er wolle seine Pferde den ihm gehörige» Antheil selbst abtressen lassen, so sep ihm die Arbeit erspart. Und so thalen alle Uebrigen gleich also.

(Schluß folgt.)

Der »CzaS" erzählt folgenden traurigen Vor- fall, der sich in Petersburg ereignet haben soll. Der Bevollmächtigte des Grafen Sch. holte vom Bankier 15000 Rubel Silber, hatte aber das Unglück, das Geld zu verlieren. Ein armer Beamte, der hinter ihm ging, fand es, gab es ihm aber nicht sogleich wieder, sondern folgte ihm bis an das Haus, in das der Verlierer eintrat, und erkundigt sich nach dem Bewohner desselben, worauf er in seine Wohnung zurückkchrt. Hier hat er mit seiner Frau einen heftigen Streit zu bestehen, welche das Geld behalten will. Der Finder aber läßt sich nicht abhalten und bringt am andern Tage das Geld zu dem Grafen; dieser nimmt es jedoch nicht an und erzählte ihm, daß sich der Verlierer wegen de- Verlustes in der Nacht das Leben genommen habe- Von Gewissensbissen gefoltert, kehrte der Beamte in sein Haus zurück und findet daselbst seine Frau aus Aerger darüber, daß sie das Geld nicht behalten konnte, erhängt. Durch diesen Anblick erschüttert, schneidet er die Leiche ab und hängt sich selbst an demselben Stricke auf, die 15,000 R. und drei Waisen zurücklaffcnd.

(Bügelstuben.) Etwas ganz neues für unsere Hausfrauen. Man errichtet Bügelstubcn, i,i denen die von den Parteien tahingebrachle Wäsche gegen ein mäßiges Entgeld nach einem eigenen Verfahren geglättet werden wird. Das Verfahren ist einfach: aus einem dünnen Schlauche wird GaS in ein Bügeleisen geleitet, durch das Verbrennen des gleichförmigen GaSstromeS leztereS erhitzt. So hat man, da kein Holz verbraucht wird und die Gasflamme zur Erhizung jeden Augen­blick vorhanden ist, zu allen Stunden das Bügeleisen zu seiner Function bereit. Eine Ersparniß bei dieser Methode leuchtet von selbst ein.

»tebatti»«. »ruck und vertag der M e e b'lthe» Duchdruiterct in »i e» e » b li r ».