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Gespenst hinter den Bäumen davon schlüpfte. Wäre ich seiner habhaft geworden, so Hätte ich ihn mit diesem Dolche hier ermordet und seinen schlechten Streichen ein Ende gemacht. Aber Gott ist groß und wunderbar sind seine Wege! Meine Pläne sind vereitelt worden, und nun bleibt dir, mein gütiger Gebieter, um vor dem Sul­tan deine Unschuld herzustellen, dein Leben zu retten und deinem Feinde Jbn Terek Staubaufdas Haupt zu streuen, nur ein einziger fürchterlicher Weg übrig. Jbn Terek, dein Feind, hat sich in deinem und meinem Charakter ge­täuscht. In jenem Schranke dort liegen Duzende von Griefen, die er an mich geschrieben und worin er dich mir als einen Teufel in Menschengestalt beschreibt, welcher mich durch eine freundliche Larve täusche und doch dabei nach meinem Leben trachte. Aber ich durchschaute seine Absicht und vertraute zuversichtlich deiner Tugend und Anhänglichkeit. Doch hievon laß uns ein andermal reden. Vorerst bleibt dir noch Eines zu thun übrig: eile in deinen Harem, wecke deine Frauen und heiße ihnen beim ersten Zeichen zur Flucht bereit zu sepn; alsdann lege Feuer an dein Haus, ergreife das Kästchen und eile damit nach Jbn Tereks Hause. Dort poche ungestüm und verlange augen­blicklich Einlaß; eile zu deinem Feinde selber und bitte ihn vor mir, denn ich will dich als Zeuge begleiten, er möge einstweilen dieses kostbare Kleinod dir ausbewahren nicht um deinetwillen, denn du wissest, daß du cS nicht um ihn verdient habest, sondern um des Sultans willen. In der Eile und Bestürzung des Augenblicks wird er es annehmcn, und du mußt dich dann sogleich entfernen, angeblich um deine Frauen und Kinder zu retten und das brennende Haus zu löschen.

Abu Meidan begriff im Augenblicke, wohin der Rath seines GeheimschreiderS zielte. Er nahm daher das Käst­chen unter feinen Kaftan, gab den Bewohnerinnen des Harems die nöthigcn Weisungen und legte dann aus meh­reren Punkten Feuer an sein Haus. Sobald die Flam­men in hoher Lohe aufschlugen, flüchteten sich die Weiber mit den Kindern unter lautem Geschrei in die Sommer­häuser und Kiöschks des Gartens, die aus dem Schlafe geweckten Sklaven liefen nach Wassereimcrn und Lösch- gerä hschaften und begannen den Brand zu löschen, und mitten unter dieser Verwirrung, diesem Schreien unv

Rennen, stürzten Abu Meidan und sein Geheimschreiber in den vordcrn Hof hinaus und riefen. «Laßt uns des Sultans Siegel retten, werde auch aus meinem Hause und Eigenlhum was da wolle!«

Dann stürzten sie aus dein Garten auf die Straße und riesen wie wahnsinnig : »Laßt ims des Sultans gro­ßes Siegel in Sicherheit bringen!"

Die Flammen lodeten nun hoch zum Himmel und weckten alle Einwohner des ganzen Stadtviertels. Jbn Terek selber, welcher seither mit seinem Spießgesellen und bösen Helfershelfer eingeschloffen gewesen war, um sich mit ihm über die weiteren Schritte zu beraihen, die am folgenden Lage gegen Abu Meidan cingeschlagen werden sollten, sah sezt die Flammengarbe gen Himmel lecken, die das ganze Firmament röchele und mit gräßlichem Glaste in das Fenster seines Geheimzimmers hereinieuch- tete. Dieser unerwartete Anblick unv das Unglück, daS seinen Feind betroffen hatte, überraschten ihn einiger­maßen, und während er noch betroffen aus dem Fenster schaute, ertönte lautes Pochen an der Thure seines Hau­ses. sobald der Thürhüter dieselbe geöffnet hatte, stürz- tin Abu Meidan und Hussein herein und riesen: »Ver­wahre des Sultans Eigenlhum, o Ihn Terek, denn mein Haus steht in Flammen und bietet ihm keine Sicher­heit mehr. Hilf um des Sultans willen!"

Mit diesen Worten drückte er dem Großwcssir daS Kästchen in die Hand, stürzte dann, von Hussein gefolgt, mit gleicher Hast und Bestürzung aus dem Hause und riet: er müsse zu seinem brennenden Palaste zurück, um seine Frauen und Kinder zu retten. Dreß war auch tu der Thal höchst nöthig, denn die Keuersdrunst hatte weit schneller um sich gegriffen, als er und Hussein vermuihet hatten. Die Menge von Möbel» und Gerüchen, die Vor­hänge und Tapeten, die hölzernen Gallenen nnv Treppen lief.rten den Flammen so viel Brennstoff, daß sie mit un­beschreiblicher Heftigkeit wütheten, sich rasch auf die Neben­gebäude ausdehntcn und sogar mehrere der entfernter stehenden Kiöschks noch in Brand steckten. Die zitternden Frauen flohen daher cntsczt in d e Lustgehölze und Wäld­chen, in welchen sie nun standen unv ganz starr das Ucbcrhandnehmen der FenerSbrunst beobachteten. Die Sklaven dagegen suchten mit Hülfe der Nachbarn, bei welchen Abu Meidan beliebt war und der ihm vermeint­lich zugestoßene Unfall die gröitte Theilnahnie fand, theils den Flammen Einhalt zu thun, teeilS bemühten sie sich, wenigstens »och einen Theil der Möbeln zu retten, allein vergebens. Noch vor Sonnenaufgang war das ganze Gebäude sammt Allem was eS enthielt, ein Raub der Flammen und beinahe Nichts gerettet und geborgen worden, als die amtlichen Papier des Großsiegelbewah­rers, welche Hussein mit Gefahr seines Lebens in's Freie geschafft hatte. (Forts, folgt.)

Neuenbürg. Eraebniß dos Aruchtmarkts am 3V August 1856.

Getreide-

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Heutig.

Im

Höchster

Wahrer

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Verkaufs-

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Zufuhr

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°

15

20

10

19

40

1633

50

Gcm. Frucht

_

Gerste

6

6

5

1

13

65

Ackerbohnen

Erbsen

_

_

_

Wicken

_

_

Haber

Summe

19

84

103

86

17

1698

50

In Vergleichung gegen die Schranne am 23. Augustist der MittelpreiS des KerncnS gefallen um ,, fl. 20 kr.

Brodtaxe

nach dein MittelpreiS vom I6./23. August d. I-, L 20 fl. 51 kr.

4 Pfund weißes Kernenbrod l7 kr. l Kreuzerwcck muß wägen 4 Vs^oth.

Fleischtaxc vom 5. Juni 1856 an:

Ochsenfleisch .......... 12 kr. Hammelfleisch . . . ..9 kr.

Rindfleisch.,0 kr.

Kuhfleisch. 10 kr.

Kalbfleisch. . .. 9 kr.

Schweinefleisch unabgczogen abgezogen

Siadt-Schvldheiffenamt.

12 kr. . . . 11 kr.

W e ß i n g e r.

i»ebaltt«u, Druck und Verlag der M e e h'scheu BuSdruckerei tu Neuen

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