Kronik.

Deutschland.

Frankfurt, 31. August. Inder, im gegen­wärtigen Augenblick von der Frau Baron Anselm v. Rothschild aus Wien bewvlmten Villazur Grünenburg" wurde in den leztcn Tagen ein sehr bedeutender Prätiosendieb st abl im ungefähren Werth von 100.000 fl. verübt; da­runter befinden sich einzelne, besonders für die Gesizerin sehr schäzbare Familien-Andenken; dann einzelne Perlen im Werthe von 6000 fl. re. rc. Zwei Duzend mitentwendele neue Handschuhe fand man auf der Bockenheimer Chaussee. Der Schrank, woraus die Charouille entwendet wurde, war wieder vom Diebe fest zugeschlvssen worden. Dem Ermitteler desselben soll ein Preis von 2000 fl. zugesichert seyn.

Württemberg.

Nagold. In Altenstaig und dortiger Um­gegend grassirt gegeiiwänlg eure ruhrartige Diarr­höe, thcils mit, lbeils ohne Erbrechen. Der Ver­lauf der Krankheit ist jedoch ein ungefährlicher und kurzer, namentlich wenn man nicht säumt, sogleich ärztliche Hilfe beizuziehen. In den nächsten Tagen wird die Sperre auf der Nagold beendigt seyn und werden die inzwischen einge­bundenen Flöße unoerweilt rhalab gehen. Von dem Heuer geschlagenen Holze wird jedoch ein ansehnliches Sortiment überwintern, da es bei aller Anstrengung schlechterdings nicht möglich ist, die enorme Masse bis Martini fortznschaffen, wo die Flößerei aufzuhörcn hat. Allein troz alle dem hat das Ho>; in lezterer Zeit abermals aufge­schlagen und wird jezt für den Kubikfuß Klein­holz im Walte 8 kr. bezahlt, vier Kreuzer mehr als vor drei Jahren. (St.Anz. >

Ulm, 27. August. Im benachbarten Dorfe Söflingen hat gestern ein Brand vier Behausun­gen mit den Enuevorräthen armer Leute verzehrt. Das Feuer war durch Kinder unter 10 Jahren entstanden, welche eingestandenermaßen auf dem Boden mit Streich;nndhöl,chcn im Heuein Him- melfeucrle" angezündet hauen.

Heilbronn, 27. August. Auf dem heutigen Ledermarkt ging der Verkauf so lebhaft vor sich, daß von 8U0 Centner zu Markt gebrachter Waarc bis Mnrag der ga»,e Vorrath zu sehr guten Preisen verkauft uud abgewogen war.

Baden.

Pforzbeim, 28. August. So eben sind die Ingenieure mit Absteckung der Eisenbahnlinie von Durlach über Pforzheim nach Mühlacker fertig geworden. Natürlich ist diese Absteckung vorder­hand nur eine provisorische, und os führt solche von hier über Jfpriiigrn. Von Mühlacker hierher bieten sich keine besonder» Schwierigkeiten, und es soll die Steigung auf dieser Strecke '/- Prvz. nicht überrrrffen. Zwi chen hier und Durlach ist eS auch nur ein curziger Punkt, und zwar zu­nächst Pforzheim, gegen Jspringen hin, der zu seiner Ucherwindung die Kunst der Ingenieure

einigermaßen in Anspruch nimmt; doch dürfte' bei mäßiger Steigung, mit einem Einschnitt leicht zu helfen seyn. Der Bahnhof käme nach dem betreffenden Projekt ganz nahe an die Stadt, und zwar in den s. g. Waisengarten, oberhalb des Schloßberges.

Ausland.

Rußland.

Es ist bekannt, schreibt dieV. Z.", zu wel­chen hohen Preisen gegenwärtig in Moskau die Hotels und die Privatwohnungen für die bevorstehende Kaiserkrönung vernnethet worden, und daß unter anderem der englische Gesandte auf die Dauer von 4 Wochen 40.000 Silber­rubel Micthe zahlt. Dessenungeachtet fehlt es demselben noch an einem Saal, um darin einen Ball in größerem Maßstabe zu veranstalten. Als er nun Anfrage halten ließ, forderte man dafür dieselbe horrende Summe und so melden hier­her gelangte glaubwürdige Privatmittheilungen ans Moskau er fragte dieierhalb telegraphisch in London an. Die Antwort lautete, auf diesen Vorschlag nicht eiuzugehen, man werde ihm inner­halb 14 Tagen den verlangten Salon aus Glas und Eisen zum Behuf der Zusammensezung über­senden. Nach denselben Mittheilnngen ist eine andere Spekulation bester gelungen; der sogenannte englische Klub, ein russischen Ei'genihümern ge­höriges Gebäude, ist für die Besichtigung des Krönungszuges sehr günstig gelegen. Dieß haben die Besizer benuzt und eine Estrade von 1300 Pläzen errichten lassen, welche ü 5 Silberrubel vermietb^t und bereits alle untcrgebracht sind, ja, cs könnten ihrer weit mehr seyn» so reißend war der Absaz. Personen, welche die lezte Krö­nung des Kaisers Nikolaus mit erlebt haben» versichern aber auch, daß es kaum etwas Interes­santeres geben könne, als die asiatischen kleinen Fürsten und Khane in ihren Trachten und Auf­zügen, welche an die Schilderungen des Herodot und die Wunder des alten Perserreichs erinnern.

Miszellen.

Die beiden feindlichen Wefsire.

(FortsezungZ

Abu Meidan fand die Thüre von Husseins Zimmer halb geöffnet und den jungen Mann in tiefem Schlafe auf dem Divan ruhend. Er rüttelte ihn sanft, bis er erwachte und sich aufrichtete, und seinen Herrn befragte, was für ein Unglück ihm denn begegnet sey, denn er las in des Siegelbewahrers Zügen, daß diesen kein freudiger Anlaß um diese Stunde zu ihm führe. Abu Mndan er­zählte ihm nun in Kürze, welcher furchtbare Unfall ihn betroffen, und diese Kunde trieb auch von Husseins Wan­gen sogleich die Farbe des Lebens und machte ihn auf eine Weile verstummen. Endlich Hub er an: --Ich habe diesen Fall längst kommen sehen und Allem aufgeboten, »m ihn zu verhüten. Ich habe Jussuff, den Späher Jbn Tereks, schon mehrmals in deinem Garten gesehen und jedes Mal verfolgt das lezte Mal erst am gestrigen Abende, wo ich ihn beivahe erreicht hätte, als er wie ein