233
§ Krcmik.
Deutschland.
W u r r r e m b e r a
Der am 5. Okt. 1855 im Haag verstorbene ordentliche Profi ssor und Oberbibliotbekar an der Universität Tübingen, Dr. I B. Fallati bat am Abend vor seinem Hinscheiden seinem einzige» Jntestaterben, dem !lr. Aleck. C. Fallati in Tübingen, die Absicht ausgesprochen, ans seinem Nachlaß der Uiiiversiialsbibliothek ein Kapital von 7,500 fl. für einen besonders bestimmten Zweck zu widmen und d e Äuüwabl aus seiner eigenen Biichersam»>lung uncntgeldlich zu gestat- ten. Deßgleichen hat derselbe der Kunstsammlung des Staats ein sebr schäzbares Kunstwerk aus seinem Nachlaß bestimmt. Nachdem die eeelmütbige Absicht des Verewigten von dem genannten Ju- testaterben bereitwilligst und in liberalster Weise erfüllt worden ist, wird diese Stiftung nebst den erwähnte» weiteren Vermächtnissen zu ehrendem Andenken diemit bekannt gemachl. , Sk.A.i
Der Bau der Eisenbahn an den ober» Neckar scll vorerst bloß von Plochingen bis Reut- lingen ausgeführt u d der Weilerbau bis Tübingen und Nrttenburg späterer Zeit Vorbehalten bleiben. Ter in der Vorbereitung begriffene Ge- sczesenlwurf i» der Sache, der an die nächste Kamnur gelangen soll, behandelt nur die Bahnstrecke bis Neuilittgen.
Die große, schöne Kunstmühle bei Reutlingen ist am 23 b. M. gänzlich abgebrannt; der Eigen- tdirmer konnie kaum das n cfie lleben reiten. D?: i Mägde fanden ihren Too in den Flammen. Große, Mehl- und Frucht Vvrräthe gingen dabei zu Grunde. "
P r cnste n.
Aus Berlin w >d dem St-An;, vom 26. 7uili geschrieben: Den luuesten Beüimmiingen zufolge wird die Kai erin-Muiter am 3. August von Wildbüd in Sanssouci kllitreffiu. Ausland.
öerankrci ctr.
Aus Marseille wird von zahlreichen F r n äi t- ladungen gemeldet, die uii einiger Zeit dort aus de», Auslände eintreffe,i. Die Thäligkeii ui jenem Hafen ist überaus groß.
Gäste aus Straßburg schildern den Empfang des aus der Krimm daselbst eingerückten Regiments als pompös. Besonders ergreifend soll der Augenblick gewesen i'kyn. wo ein Mädchen, welches drei Brüder hakte forizichen sehen, von denen nur Einer wiedcrkebrte, »i.'len in die Kolonne auf die e» ibren Bruder losstürzte und ihm schluchzend um den Hals fiel. So groß war die Rührung, daß der Oberst des Regiments einen Augenblick in seinem Zug halten ließ, um diesen Ausbruch der Äeschwisterliebe nicht zu stören!
Nustla ud.
Petersburg, 17. Juli. Der türkische Krieg ist kaum zu Ende, und schon hört man von neuen kriegerischen Demonstrationen. Seitdem die russische Armee die anatoli-
schen Pläze, die sie innc gehabt, verlassen hat, seitdem namentlich Kars von un'eren Truppen geräumt ist, weiden die Kurden von Neuem unruhig und bedrohen Freund und Feind. General Chruleff hat deßhalb leine Truppen observicend längs der Gräuze zusammengezogen.
N me rrb'7.
Da die Präsidemenwahl in Amerika nahe ist, dürfte es nicht überflüssig sey r, Einiges mil- zuiheüen über die Zusami»ensezui,g des Wahl- koilegiums. Die Präsidemschasrstandrdaien werden iiichl direki durch das Voll gewählt, sondern jeder Stau wähl! so viele 'Wahl »änuer, als er in beiten Häusern des Kongresses Mitglieder har und diese bilde» das Kollegium, welches den Präsidenten und Vizepräsidenten wählt. Der Throne nach bilden diese Wahlmänner eine belachende Körperschaft, um ihre Wahl auf einen der anerkannten Staatsmänner zu lenken, faktisch aber wählen die vcrschiedenea Parteien ihren Kandidaten. Die Wahlniäniur eines jeden Staates kommen in der Hauptstadt desselben an einem bestimmten Tage zusammen, treffen die Wahl und händigen das Ergebniß dem Sprecher des Repräsentantenhauses in Washington ein. Dort werden i» Gegenwalt beiter Häuser lie Wahlzelle« geöffnet. Das Wablmänneitollegiu», besteht gegenwärtig aus 296 Vottreiiden. Zur gilrigen Wabl sind von diesen 296 Stimmen 146 erforderlich. Wären uun alle freien Siaaicn für Fre- nioni, sämnitliche Sklavenstaalen für Buchanan, so wäre die Wahl deS Ersteien in t einer Majorität von 56 Siimmeu gesichert Aber in mehre- ren freien Slaaieii, zumal m Californirn, Penn- sylvanien, stiew-Jersey, Indiana, Delaware,^ Maiyland und Keiiiuckp ist die Wahl Fremonts nichts weniger als verbürgt. Viele Stimme» in diesen zweifelhafte» Staaiea fallen vielleicht Fill- more zu, und so kann es wieder kommen, daß. feiner der Kandidaten die euoikeiliche Stimmenmehrheit erhält. I» einem solchen Falle wird die 'Wahl de» Repraseiilanienhauie überira.,en und in diesem gibt kann jeder Staat seine Stimme für sich ab.
Der „Globc" begrüßt mit Freuden die Ernennung des Obersten Freinvnt zum Präsi- deiuschafiscandidaten der republikanischen Partei in Nordamerika. In seinem polnischen Glaubens- befeiintiiiß stellt Fremont sich emsckueden als Gegner der Ausdehnung der Sklaverei unb dem Auslande gegenüber els Verfechler einer loyalen und friedlichen Politik hin. „Durch die Beanspruchung des Rechtes", sagt er, „einer anderen Nation ihr Gebiet zu nehmen, weil uns danach gelüstet, verzichten wir auf den Ruf der Ehrlichkeit, welchen iinser^and erworben Hai. Wenn wir durch ungerechte Ansprüche Feindseligkeiten veranlassen, so opfern wir den Frieden und den guten Ruf uns res Vaterlandes, dessen Interessen sämmtlich durch eine gerechte und versöhnliche Politik, die unserer Ehre nichts vergibt, weit besser gefördert werden."