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Württemberg.

Pienllnachrichten.

. Seine Königliche Majestät haben den Ge­heimen Sekretär bei dem Geheimen Rathe v. Röder zu Höchst Ihrem Kammerherrn gnädigst ernannt den Amtsnotar Maies von Gschwend, OA. Gaildorf, seiner Witte gemäß auf die erledigte Amtsnotarsstclle in Wib­lingen, OA. Laupheim gnädigst zu verfezen geruht den Justizrefcrendär l. Kl. Äerler von Teinach in die Zahl der Rechtskonsulenten gnädigst aufzunehmen ge­ruht; derselbe hat Brackenhelm zu seinem Wohnsiz ge­wählt. Forstwart Klett in Königsbronn ist in seiner bisherigen Eigenschaft nach Steinheim, Forsts Heidcn- heim versezt worden.

Pienstcriedigungen.

Das Amtsnotariat Gschwend, OA. Gaildorf die Revierförstersstellen Reichenberg, F. Reichenberg Roßfelv, F. Crailsheim Gschwend, F. Lorch Bet- tenreutr, F. Weingarten.

Stuttgart. 6. Juni. Vorgestern traf der erste L^barzr des Königs, Sraaivrach Dr. v. Ludwig, wieder hier ein. In Folge seines Aus­spruches wird die Kaiserin Wittive von Rußland nun jedenfalls nach Württemberg und zwar am 16. oder 17. bierderkommen und alsdann das Wildbad besuchen, wohin gestern schon einer ihrer Hofbeamten hier durchgernst ist, um die nöthigen Vorkehrungen zu treffen Mit der Kai­serin zugleich wird auch ihr Bruder, der König von Preußen, hier aulangen, für welchen die Zimmer im k. Residcuzschloffe in Bereitschaft gesezt sind, wahrend die Kaiserin die Villa des Kronprinzen bei Berg bewohnen wird.

In Tübingen sind 2 junge Leute beim Baden im Neckar ertrunken.

Neuenbürg, 10. Juni. Diesen Abend zwischen 5 und 6 Uhr hatten wir ein starkes Gewitter mit Hagel, der glücklicherweise keinen großem Schaden verursachte.

O e st r e i ch.

Wien, 4. Juni. Der österreichische Telegraph, der im Jahre 1847 kaum noch 80 Meilen umfaßte, hat sich bis heute bereits zu einer Länge von 964,3 Meilen mit 1625,9 Meilen Drahtlänge ausgedehnt, behauptet also vor den meisten andern Ländern Europa's den Vorrang.

Ausland.

F r a n k r e r ct>.

Nach Berichten von Reisenden ist auch die Normandie von einer Ueberschwemmung bedroht. Die Eure, die Seine und all ihre Nebenflüsse sind dort theils schon ausgetreten, tbeils dem Ueberfluthen nahe. Der Schaben, welchen die furchtbaren Ucberschwemmungen in Frankreich anrichteten, wird von sachkundigen Personen auf ü600 Millionen Frs. angeschlagen.

Großbritannien.

Um die Gerüchte, daß Lord Palmerston's Gesundheit stark erschüttert fty, Lügen zu strafen, genüge die Notiz, daß der Lord am Derby-Tage vo» seinem Bureau in Whitehall nach EpsvM ritt, dort dem Rennen beiwohnie, und dann im ununterbrochenen Galopp wieder nach Haufe

i sprengte. Die Entfernung betragt wohl 1214 engl. Meilen, und Lord Palmerston ist 72 Jahre alt. Ein solcher Ritt in solchem Alter ist wahr­lich kein Beweis von einer erschütterten Gesundheit.

Amerika.

Newyork, 24. Mai. Wie natürlich be­schäftigt die Differenz mit England die ganze Aufmerksamkeit des Publikums in den Vereinig­ten Staaten; aber nach den Stimmen der Presse zu urtheilen, wünscht, hofft und rechnet Alles auf Frieden.

Miszellen.

Der Flachs.

(Aus I. F. Schouw's Naturschilderungen.)

Wir kennen Alle die Flachspslanze; wir wissen, daß, wenn wir im April oder Mai ihre kleinen, glänzen­den Samen säen, schnell aus denselben schlanke, dünne, am Gipfel sich verzweigende Stengel emporwachsen, welche dicht mit lancettförmigen Blättern besezt sind, und ganz oben himmelblaue, kurzdauernde Blume» tragen, nach deren Abfall sich bald braune Kapseln zeigen, welche darauf hindeuten, daß die Pflanze schon nach 34 Monaten, nachdem sie emporgekeimt ist, aus- gerissen werden kann, um die Fasern zu liefern, welche uns einen wichtigen Bekleidungsstoff geben. Ich werde nicht weiter auf die Beschreibung der Pflanze eingehen, aber dennoch, durch eine kleine Abweichung vom Haupt- thema, einige für das Pflanzenreich geltende Naturge- seze erwähnen, welche gerade hier sehr deutlich hervor­treten.

Die tägliche Erfahrung wird uns hinreichend da­von überzeugt haben, daß alle vollkommneren Thiere nach einem solchen Typus gebaut find, daß vo» einer Mittellinie sich die Organe paarwcis zu beiden Seiten stellen. Davon zeugen hinreichend die vier Beine der Säugethiere und der meisten Reptilien, die Flügel und Beine der Vögel, die Brust- und Bauchfloffen der Fische, die sechs Füße der Insekten, die acht der Spinnen, die größere Anzahl der Fußpaare bei den Krustaccen und Anneliden; die Augen der Thiere, die Ohren, die beiden Seiten der Kiefer u. s. w. Ganz anders ist der Typus der Pflanzen. Wo an Regeln gebundene Verhältnisse deutlich hervortretcn, was hauptsächlich von der Blume und der Frucht gilt, da gehen die Organe in der Regel wie Strahlen von einem Mittelpunkt aus. Doch giebt es einige Pflanzen, bei welchen die Theile der Blume sich nach beiden Seiten einer Mittellinie ordnen (nach einigen Verfassern symmetrische Blumen), z. B. die Lippenblüthler. Umgekehrt verhalten sich die niedrigeren Thiere (Strahlcnthiere, Polypen) in dieser Ansicht wie die Pflanzen.

Mit diesem Unterschied steht in Verbindung, daß, während die geraden Zahlen die herrschenden bei den Thieren (mit Ausnahme der niedrigsten), dagegen die ungeraden Zahlen beiden Pflanzen überwiegend sind, und besonders sind es die beiden Zahlen 3 und 5 mit ihren Verdoppelungen (6, 9 und 10, 20), welche im Pflanzenreich hervortreten, und zwar auf solche Weise, daß in einer großen Pffanzengruppe die Drei-