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kürlich die leckeren Schüsseln des Palais Royal ein, wo er früher täglich gespeist hatte. Vollenvs an Regentagen, wann er bis an die Knöchel durch die Mist- pfüzen waten mußte, die sein Hans rings umgaben, um nachher auf dem lehmigen Wege, der zu seinem Weinberg führte, nur noch tiefer einznstnken, kamen ihm traurige Gedanken, fast wie Gewissensbisse der Reue, und cS Ichien ihm, als habe er die Pariser ASphalttrottoirs und die schmuzigen Straßen der Hauptstadt doch gar zu sehr verlästert und verwünscht. Aber dieß Alles bewies andererseits ja nur, daß er eben das Unglück gehabt, e'ne städtische Erziehung zu genießen, welche den Körner verweichlicht und schwächt und den Menschen in eine kläglide Abhängigkeit ver- sczt von tausend Ueberflüssigkeiten des L bens. Gerade darüber zu triumvhircn war jezt seine Aufgabe und Zeit und Gewohnheit, so glaubte er, werde dies Miß- verhältniß auSgleichen. Und im Grunde war doch dieß Alles unbedeutend unv geringfügig, wenn er nur Ruhe und Zufriedenheit der Seele dabei gewann. Und in dieser Hinsicht schien er sich nicht getäuscht zu haben.
Georges hatte sich vorgenommcn, indem er die landwirthschaftlichen Arbeiten zum Gegenstand seiner Beschäftigung wählte, keineswegs in dem althergebrachten Gleise zu bleiben, sondern dabei die neuen wissenschaftlichen Entdeckungen und Erfindungen vortheilhaft zu benuzen, er sezte sich zum Ziel, die am besten kul- tivirten Accker zu besizen und die reichsten Ernten in der ganzen Umgegend davon zu tragen. Sein Beispiel würde alsdann nicht verfehlen, bei seinen Nachbarn einen lobcnswerthen Wetteifer anznregcn, weiter und weiter würde sich mit den Jahren dieser gute Einfluß des Fortschrittes erstrecken und gar bald würde man ihn lieben und in Ehren halten, um ihn später als den Wohlthäter des Landes zu segnen. Der Mensch mag sich noch so klein machen, sich noch so sehr aller persönlichen Vortheile unv Vorzüge seiner Lage begeben, irgendwo bricht doch immer wieder der Ehrgeiz und die Eigenliebe hervor.
Jeden Abend also widmete Georges mehrere Stunden dem Studium und der Lektüre. Er hielt verschiedene landwirthschaftliche Zeitungen und Wochen- schriftcn und suchte dann praktisch leine theoretischen Erfahrungen zu verwirklichen. Seine Neuerungen und Experimente wurden natürlich von seinen Nachbarn bemerkt- Zuerst wurden sie bekrittelt und beschwazt, dann bespöttelt und belacht. Ein Bauer ging sogar so weit, daß er im Wirthshause vor allen Andern laut erklärte, er danke dem lieben Gott, daß er weder lesen noch schreiben könne, denn iezt sey er sicher, nicht durch gefährliche Bücher ans allerlei neue schlimme Sachen gebracht zu werden; >r sey froh, bei der alten Manier zu bleiben, wo leine Voreltern ehrlich und bequem ihr Brod gehabt. Dieser stabile Anhänger des Alten war der Vater von Rose Picard, deren Bekanntschaft, wie wir wissen, unser Held schon bei seiner Ankunft gemacht hatte. Diese damalige Begegnung, troz der eigcn- thümlichcn Art und Weise, blieb dennoch nicht ohne Einfluß auf Georges, ja er trug sich heimlich mit dem Gedanken, durch eine derartige eheliche Verbindung sich gegen seden etwaigen Rückfall zu sichern, der ihn
möglicher Weise in seinem L-bensplan schwankend machen und ihn am Ende gar in die Stadt zurückfuhren könnte. Deßbalb war Peter Picard der Erste, den er besuchte und um dessen Freundschaft er sich bewarb. Innerlich durch diesen Vorzug geschmeichelt, empfing ihn der alte Bauer mit großer Herzlichkeit, nannte ihn überall laut einen braven, vortrefflichen Kerl, und stellte auch seine großen landwirthschaftlichen Talente und Kenntnisse nicht mehr in Abrede. Heimlich und hinterrücks machte er freilich wohl noch seine Glossen über Georges, aber er nahm sich in Acht, daß dieser nichts davon merke.
(Fortsezung folgt.)
Unlängst saß ein Belgier in einer Restauration von Amsterdam. Mehrere junge holländische Flaneurs machten sich an ihn; aber der Belgier ließ sich nicht mit ihnen ein. Dieß vercroß die jungen Zierbengel und einer präsentirt dem Belgier einen Kalbskopf mit den Worten: Ist ein belgischer Kalbskopf gefällig? — Warum nicht? crwiedcrte der Belgier, ohne eine Miene zu verziehen, verzehrte mit vielem Appetit das Gehirn und gab den Kopf mit den Worten zurück: Ist Ihnen ei» holländischer Katbskopf gefällig?
Spargelkerne als Kaffee-Surrogat.
In den Spargelkernen fand Liebig ein dem Kaffem und Them ganz analoges Alkaloid, das er - Thaurin nannte. Die Benüzung der Spargelkerne als Kaffee-Surrogat ist zwar nicht neu, jedoch wenig bekannt und hat nicht die verdiente Geltung erhalten, denn diese Kerne geben bei richtiger Zubereitung ein starkes, sehr aromatisches Getränk, das von einem guten Kaffee schwer zu unterscheiden ist. Um die Spargel- kernc zu erhalten, werden die reifen Beeren gesammelt und einige Tage in Wasser eingeweicht, worauf sich die Kerne von den weichen und häutigen Theilen leicht trennen lassen. Nun werden sie getrocknet und wie d-e Kaffeebohnen gebrannt und gemahlen und wie Kaffee zubereitet. Die Bitterkcst der Spargelkerne wird dadurch gemildert, daß man auf V- Pfund Kerne eine kleine Zwiebel oder einige Schalotten mitröstet.
Die »Tricster Zeitung" schreibt: Erfreulich ist der Erfolg der zur Beseitigung des Schimmels auf den Weintrauben angewendcten Lcimwasserbefeuchtung. Die mit demselben genäßten Beeren gedeihen vortrefflich. Es ist nur zu bedauern, daß dieses, wie es scheint sehr wirksame Mitiel nicht in größerer Ausdehnung be- nuzt wurde. Im Allgemeinen dürfte die Weinlese in unserer Gegend nicht so schlechte Ergebnisse wie im vorigen Jahre bieten.
Salat und Sezwaaren vorSchnecken und Würmer fr aß zu schüzen, streue man um dieselben Kalkstaub, welcher das einzig sicherste Mittel ist. Bei Bohnen oder Erbsenarten u. dgl. streue man auf jede Stufe ein Händchen voll Acheln oder Gerstenspizcn. Es hilft dieß ganz unfehlbar. Asche und Malzkeime sind auch probat, doch unsicherer, weil sich solche nach einem Regen zu bald mit der Erde vermengen und damit alsdann eine feste, crdartige Masse bilden, worüber das Ungeziefer ungehindert weiter paffiren kann.
Redaktion, Druck und Verlag der Mee h'schen Buchdruckern in Neuenbürg.