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Als nun das Geläute der Glocken in Sebastopol die Todtenfeier des Admirals Nachimoff anzeigte, ließen auch die Alliirten ibre Geschüze schweigen und bekundeten dadurch ihre Ehrfurcht vor dem Sarge eines Mannes, der, wie man immer an die Zerstörung Smope'ö denken mag, sich als tapferer und umsichtiger Offizier bewährte. Türken.

Ein Schreiben aus Scukari bringt die Nach­richt, daß in dieser Stadt am 3. d. ein außer­ordentliches heftiges Erdbeben staitgefunden hat. Es war 4 Ubr Nachmittags, eine erdrückende Hize herrschte, gemildert durch einen leichten Südwind. Der Stoß kam von Osten nach Westen, war sehr stark und von einem sonder­baren Geräusche begleitet. Eine Menge Häuser erhielten Nisse und drei wurden umgestürzt. Seither folgten die Erschütterungen ununterbro­chen fort, oft acht- bis zchnmal in einem Tag. Man ist für bas Schicksal der Stadt sehr besorgt.

Amerika.

New-Iork, 10. Juli. Der mit Span­nung erwartete 4. Juli, an welchem das Ver­bot geistiger Getränke ins lleben treten sollte, war ohne Störung voriibergegangeu. Die Be­völkerung kehrte sich an das Verbot nicht und die Behörden nahmen Anstand, einzuschreiten. Nur einige Betrunkene wurden verhaktet.

Miszellen.

(Vom Rhein. 16. Juli.) An den Zollstationen in Kehl und Straßburg soll sich im Laufe der lezten Zeit folgender kuriose Fall ereignet haben. Ein in Kehl bekannter Geschäftsmann begab sich rn gewöhn­lichen HandelSangelegenheitcn mit einem Dreigespann nach Straßburg hinüber, kam aber nur mit zwei Pfer- den und dem Vorgeben wieder zurück, das dritte sey ihm drüben krank geworden, weßhalb er es habe stehen lassen müssen. Das großh. bad. Gränzzollamt fanv jedoch diese Ausrede nicht stichhaltig, und machte dem Betreffenden die Auflage, das kranke Pferd augenblick­lich zurück zu holen, sonst sey er der auf die Pferde­

ausfuhr geiezten Pönitenz verfallen. Als der geplagte Mann, der den Gaul in Wirklichkeit verkauft hatte, mit demselben die französische Zolllinie passiren wollte, hieß es: Halt. Ueber die französische Gränzc dürfen keine Pferde auSgeführt werden, das Thier ist fran­zösisches Eigenihum. Und da stand der gute Mann wie Buridans Esel, mußte ohne Gaul zurück und ver­fiel natürlich der gesezlichen Strafe.

Der Pharisäer und die Zöllner heißt das neueste Bild des Kladderadatsch. Die Zöllner hinten sehen wie Russen und Franzosen aus, stehen in gräu­lichstem Pulverdampf und Kugelregen und liegen zer­schossen in ganzen Haufen und der Pharisäer steht von fern und sagt:ich danke dir, daß ich nicht so bin wie diese hier" und hat eine östrcichische Müze auf.

Anwendung des Steinkohlentheers als Farbe in de» Gärtnereien.

Der landwirthschaftliche Verein von Clermont veröffentlicht folgendes Faktum:

Ein Gärtner benüzte zum Anstrcichen von Holz­werk in seinen Gewächshäusern Stcinkohlentheer aus et'wr Leuchtgasfadrik, welches Anstrcichmiltel neben dem Nuzen der schwarzen Farbe noch den Vvrtheil der bedeutenden Wohlfeilheit bor, indem die Kosten deffel- > bcn nur V« von dem betrugen, was die billigste Farbe gekostet hätte. Daö Anstreichen wurde im Spätherbst vorgenommen; im Frühjahr bemerkte der Gärtner mit Erstaunen, daß die Spinnen und Insekten, die sich sonst in seinen Gewächshäusern angesievelt hatten, ver­schwunden waren. Zugleich bemerkte er, daß Wein­stöcke am Spalier, die seit zwei Fahren kränkelten und die er deßhalb entfernen wollte, sich plöz'ich wieder io erholt hatten, daß sie ihm wieder die schönüen Trauben brachten.Er bestrich nun die Spaliere und Pfähle von allen Bäumen, die von Insekten angegriffen waren und seine Unternehmung wurde mit gutem Erfolg ge­krönt. Die Schnecken und Raupen verschwanden, wie die Insekten nnd Spinnen, und die bis dähin kranken Bäume trugen herrliche Früchte.

Gold-Course. Stuttgart, den 1. August 1855. Württemberg. Dukaten (Fester Cours) 5 fl. 45 kr.

Andere Dukaten . , . ..5 fl. 30 kr.

Neue Louisd'or . ..10 fl. 44 kr.

Friedrichsd'or ......... 9 fl 31 kr.

20 Franks-Stücke.9 fl- l9 kr.

K. Staatskaffen-Bcrwaltung.

Neuenbürg. Ergebnis des Fruchtinarkts am 28. Juli 1855.

Getreide-

Gattungen.

Vori­

ger

Rest.

fl-

Neue

Zufuhr

Schfl.

Ge-

sammt-

Betrag

Schfl.

Heutig, f Ver- ! kauf.

I Schfl.

Im

Rest

geblieb

Schfl.

Höchster Durchschnitts- Preis, fl. I kr.

Wahrer

Mittelpreis.

fl. > kr.

Niederster Durchschnitts- Preis, fl- > kr.

Verkaufs-

Summe.

fl. l kr.

Kernen

30

12

42

38

4

22

20

22

3

21

51

837

36

Gem. Frucht

3

3

3

Gerste

2

'2

2

Haber

20

20

20

6

24

6

24

6

2t

128

Ackerbohnen

>

2

2

Summe

57

12

69

58

11

965

36

In Vergleichung gegen die Schranne am 2t. Juli ist der Mittelpreis des Kernens mederer um 14 kr.

Brodtaxe vom 29. Juli l855 an: nach dem Mittelpreis der Schranne am 28. Juli von 22 fl. 3 kr.

4 Pfund weißes Kernenbrod 18 kr. 1 Kreuzerweck muß wägen 4V« Loth.

Fleischtaxe vom 15. Mai 1855 an:

Ochsenfleisch ..12 kr. , Hammelfleisch.. . 9 kr.

Rindfleisch.10 kr. Schweinefleisch unabgczogen .... 14 kr.

Luhfleisch.10 kr. abgezogen.13 kr.

Kalbfleisch. Skr. I Stadt-Schuldheissenamt. Weßinger.

Redaktion, Druck und Verlag der Mee h'schen Buchdrucker« in Neuenbürg.