die Kanzlei'assisseiitenstelle beider Forstabtheilung der Oberfinanzkainmer dem ForstamlSassistenten Rapp von sleonberg.
Der Siaatsanzciger entbält eine Königs. Verordnung: Verbot der Ausfuhr von Pferden über die Zvllverei'nsgrenze.
Bayern.
Aus München, l.Jan. meldet die A. Z , daß schon über 100 Aerzte aus Bayern allein sich erboten haben, in russische Militärdienste zu treten.
Preuße n.
Berlin, 30. Dez. Die Zahl der deutschen Aerzte, welche vcn der hiesigen russischen Gesandtschaft für den militärischen Dienst engagirt sind, beläuft sich ans fast hundert.
A u s l a n d.
Fraukrei cy.
Auf den oberrheinischen Fruchtmärkten sind die Get> ridevreise diese Woche durchchuikillch um 3 Fr. für den Hektoliter gefallen. Das Kilograin Drov, welches voriges Jahr 50 Cent, kostete, gilt sezi nur noch äO Cent.
Eine telegraphische Depesche aus K o n st a n- tinopel vom 20 d. versichert, es scy der Beschluß gefaßt worden, emen Sturm ans Seba- stopol zu unternehmen, sobald die türkischen Verstärkungen angclangk seyn würden; die Franzosen würden stürmen, wahrend die Briten und die Türken das Heer Mentschikoffs an greifen sollen. — Nach einer telegraphischen Dcpeiche aus Wien sollen große Massen russischer Truppen im Änmar che nach dem Pruth seyn.
Turkey.
K o nst a n t in o p e l, 25. Dez. Llprandi's Korps steht noch bei Balaklava. Die türkische Donanarmee bewerkstelligte ihre Landung bei Eupaloria. Die Admrrale Dundas und Hame- lin sind hier angelangt. Die Flotten werden fezk von den Admiralen pyons und Bruat befehligt Der Herzog v. Cambridge bcwobnt das englische Palais und empfangt Gesuche. Der Sultan besuchte ihn. Beide Prinzen bleiben noch bier. Es ist ein französisch-englischer Patrouillendienst hier eingerichtet. Vom Kriegs- schanpla; wird als Thaisache der Tod des Generals Adams gemeldet; gerüchtweise verlautet die Gefangennahme einer französischen Kompagnie und die Eroberung von drei Kanonen der Allur- ten. Es herrscht totaler Grenuholzmangel.
(St.-Anz )
Rußland.
Aus der Krim fortwährend nur unbedeutende Nachrichten. Fürst Meuzikoff ist nicht im Stande, cnOchkidende Unternehmungen gegen die Belagerer ins Werk zu sezen. Die Verbündeten sehen weiteren Verstärkungen entgegen. Diese erwarten übrigens auch Menzikoff und Read.
Amerika.
Die großen Fallissements in Nordamerika, wodurch die Geschäfte mit diesem Welttheil
schcher betroffen wurden, haben auch in Oe- stercich einen nicht ganz unfühlbaren Rückschlag geübt. Bedeutende nach Amerika gemachte Bestellungen an Shawls u. bgl. wurden abgesagt.
Miszellen.
Liesbeth.
(Aus „Erinnerungen eines Arztes.")
Die Scenerie unserer Erzählung, die Freuden eines schwäbischen Herbstes sind schon so oft beschrieben, gepriesen. besungen sogar, daß ich billig darauf verzichte, so oft Gelesenes hier wieder vorzuführcn; zumal die Weinlese, von der ich zu erzählen habe, ein gar herbes Produkt lieferte. Doch da der Tag schön und der Weg trocken, so entschloß ich mich denn gern, den dringenden Einladungen einer befreundeten Weingärt- nerfamilie, sie im Weinberge zu besuchen, nachzukommen. Die dritte Tochter derselben war cs besonders, die den Verkehr zwischen beiden Häusern unterhielt; sie war die Nähterin unserer Haushaltung, und Alles hatte das stille, sinnige Mädchen gern. Und mit völliger Hingebung lohnte Lisbeth dies freundliche Gefühl, mit einer fast romantischen Anhänglichkeit an meine Frau und Tochter, zu deren Geburtstagen sie lange Winter- monde voraus Hyazinthen und andere Blumen zog und pflegte, die niedlichsten Kränze wand und lange vor Tag ins Haus zu schmuggeln wußte. Sie war nicht besonders graziös und noch weniger sunonisch gewachsen, das ernste Gesicht war mit einzelnen Sommersprossen bestreut. Der Teint war nicht weiß und rosig: er zeigte vielmehr deutlich, daß die Sonne manches heißen Tages im Weinberge, bei der Heuernte der Wiesen, beim Schneiden der Feldfrüchte aus ihn gebrannt. Aber ein Paar hellbrauner, tiefsinniger Augen belebte die gewöhnlichen Züge, welche ein nachtschwarzes, glänzendes Haar mit reicher Fülle umrahmte und hob.
Es war ein eigenes Wesen um das Mädchen. Tagelang konnte sie stumm an ihrer Arbeit sizen, die sie mit der genauesten Pünktlichkeit besorgte, ohne aus eigenem Antrieb ein Wort nur zu sprechen; und redete sie dann Jemand an, so konnte man glauben, eben habe eine Thräne aus dem Auge fließen wollen, welches so weich, so wehmütig herüber schaute. Nur mit Mathilde mochte sie harmlos scherzen und — wiewohl selten — kindlich lachen; sonst war sie freundlich ernst, auch wohl kurz angebunden, ia gegen unsanfte Berührung zurückstoßend und bitter. Physiologisch interessant war cs mir, daß sic buchstäblich augenblicks im Sizen oft cintchlief, fest und natürlich, ohne vorherige Ermüdung, und dann als Nähterin wieder Nächte hindurch, ohne sichtliche Anstrengung, arbeitete.
„Ist Ihre Tochter immer so still und verschlossen gewesen?» frug ich den Vater einmal. „O, nichts weniger!" antwortete er. „Bis vor zwei Jahren, wo mein Johannes starb, wie Sie wissen — war sie munter und muthwillig, wie andere Mädle in dem Alter auch. Es hat uns Eltern oft gewundert: denn der rauhe Bursch war nicht selten grob gegen die Mädle; die beiden älteren Schwestern haben nicht arg um ihn gejammert, — nur die Beth hat seit jener Zeit keinen frohen Athemzug gethan." — —