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rend sehr beunruhigend. Der Aufstand gewinnt immer mehr Umfang und es läßt sich bereits mit Bestimmtheit Vorhersagen, daß es großer Kraftanstrengungen bedürfen wird, um i» den insurgirten Provinzen die Ruhe wieder herzn- stellen.

Miszellen.

Gottes Wege.

(Fortsezung aus Nr. 19.)

Im frühen Morgenstrahl begleitete Schwester Christiane, das einzige Herz, das in der Heimath ihm eigen geblieben war, den Scheidenden bis an die Mauer der Fasanerie. An der Ecke, wo es zum Alabasterbruch hinabgcht, schieden sie.Daß du mir nicht lange Nachsehen kannst," flüsterte das Mädchen; es thut so weh!" Sie sprang schluchzend davon, und langsam schritt Georg bergab. Die schneeweiße hohe Felswand mit dem dunkelrothen Geäder fesselt jedes Vorbciziehcnden Blick: und auch er starrte dumpf hinüber. Die dunkeln Tannen rauschten so ernst, so lockend, der Bach plauderte so eintönig süß er sezte sich auf einen moosigen FelSkloz und weinte sich aus. Er zog seine Brieftasche hervor, und schrieb: Wie anders doch geworden Sind Menschen, Dorf und Haus!

Ein stiller, froher Knabe Zog ich das Thal hinaus.

Fern blieb es stets mein Sehnen;

Dort wohnte, so wähnt' ich, mein Glück-

Mit bittcrn Wehmuththränen Kehr' ich aus ihm zurück!

Nur Bach und Wald und Felsen,

Sie blieben treu und gleich;

Die Menschen und ihr Treiben Gehören des TodeS Reich;

Dem sinken sie entgegen,

Dem Wechsel verfällt ihr Geschick:

Drum sind sie fremd geworden Des Heimgekehrten Blick!

Du Bach, mit munterem Rauschen,

Du Wald, so hehr, so grün.

Du Fels, geschmückt mit Moose,

Wo Rehe traulich zieh'n - Ihr sepd euch treu geblieben;

Drum will ich treueigcn euch seyn;

Euch schenk' ich all' mein Lieben,

Bei euch einst schlummr' ich ein!

Fast zwei Jahre war Georg in Panlinenzellc. Al­bert, der Adjunkt, hielt große Stücke auf ihn, und der alten Frau war er in's Herz gewachsen.Er wird einmal ein ausgezeichneter Forstmann, ist ein

tüchtiger Geometer und ruhiger, sicherer Schüz," rühmte der Erste.Er ist reinlich und ordentlich, kein Spieler und Trinker," lobte die Mutter.Aber ein achter, hirschgcrcchtcr Jäger, laut von Hals und Horn, wird er mein und sei» Lebtage nicht," sezte der Alte murrend hinzu.Sein Klavier da oben ist ihm lieber, als das Geläut von der schönsten Meute Hunde, und wenn ich erst gewiß wüßte, was ich argwohneja, bei St. Hu­bert er müßte mir aus dem Hause!"

Um Gott, Alter, was ist's?" frug bang die Mutter.

Vater, was hast du im Trieb?" forschte Albert. Es muß etwas Arges scpn und erst g nau untersucht werden, che Georgs Ehre damit gekränkt werden darf. Was gibt's, Papa?"

Ich neiß cs ja noch nickt gewiß! ich will hoffen, daß ich mich irre aber so Etwas könnt' ich in dem alten Hause brauchen: nein, l cber ein Loch im Kopf!"

Vater, scy so gut und drück' ab!" verlangte der Adjunkt.

Ich glaube," flüsterte der Förster mit bang ge­ringelter Stirnder arme Junge macht Verse! Und wenn das wirklich wäie, so ist er nickt weit vom Wahnsinn, und einen Verrückten leide ich nicht in mei­nem Ban. Die armen Teufel dauern mch, und sind doch höckst unheimlich. Denk' einmal, wenn er deine Mutter vlözlich für ein übcrständig Galtthier ansäbe und ihr eine Kugel auf's Blatt sezte Herr mein Gott!"

Darauf will ich's schon wagen,« lächelte die Ma­trone, indcß Albert laut lachend hcrausplaztc, was sein Vater sehr udel aufnahm. Vergebene Mühe war cs, ihn belehren zu wollen, daß Jemand Verse machen und doch ein vernünftiger Mensch seyn könne. Er habe Beispiele für seine Behauptung, versicherte er; Lieder, wieFrisch auf zum fröhlichen Jagen"Im Wald und auf der Haide" lepen keine Verse, sondern eben Lieder re., und znlezt nahm er die Büchse von der Wand, wie er gewöhnlich that, wenn er einen Verdruß nicht auslaffen konnte, und ging in den Wald. In den dicksten Tann hatte er sich verloren, wohin selten ein Fuß sich verirrte, wo der scheue Auerhahn bal t und das Wil- vertraulicher rieht, da weder Jäger noch Hund cs in seinem Stillleben stört. Der alte Herr war müde geworden, denn anfangs war er im Zorn gar hastig ge ang.n. Cr sezte sich auf einen Baum­stumpf und murrte leise vor sich hin. Doch leise, wim­mernde Töne störten bald seinen Jdcengang. Er kannte diele Laute und erhob sich behutsam er bog die rich­ten Zweige des Krummholzes zur Seite: wahrhaftig, da lagen sechs allerliebste, bunte Frischlinge, erst wenige Tage'alt, im warmen, verborgenen Kessel.

(Fortsezung folgt.)

Neuenbürg. Ergebnis des Fruchtmarkts am 11. März 1854.

Getreide-

Gattungen.

Vori­

ger

Rest.

Schfl.

Neue

Zufuhr

Schfl.

Ge-

sammt-

Betrag

Schfl.

Heutig

Ver­

kauf.

I Schfl.

Im

Rest

gcblieb

Schfl.

Höchster Durchschnitts- Preis, fl. I kr.

Wahrer

Mittelpreis.

fl. l kr.

Niederster Durchschnitts- Preis, fl. l kr.

Verkaufs-

Summe.

fl. > kr.

Weizen

14

_

14 i 4

10

27

44

27

44

27

44

83

12

(Säcke)

Kernen

51

51

3Schfl.

15

36

26

42

26

41

26

40

400

22

Haber

Ackerbohnen

3

3

1

2

21

36

21

36

21

36

21

36

Summe

14

54

68

20

48

505

10

In Vergleichung gegen die lezte Schranne sind die Durchschnittspreise des Lernens weniger um 10 kr. Der Mittelpreis aus Weizen und Kernen beträgt 26 fl. 50 kr.

Brodtaxe seit 26. Februar 1854:

4 Pfund weißes Kernenbrod 22 kr. 1 Kreuzerweck muß wägen 4'/« Loth.

Stadt-Schuldheissenamt. Weßinger.

Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.