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Stuttgart, 16. Sept. Es geht jezt das lob gegründete oder ungegründete, muß ich da­hin gestellt seyn lassen) Gerücht, daß der Kronprinz und die Kronprinzessin aus England nicht sogleich hieher kommen, sondern erst mit dem kaiserlichen Vater der Kronprinzessin in Olmütz Zusammentreffen werden. Ein anderes Gerücht behauptet, sie werden bis 25. hier ein- treffen, aber sich bald darauf nach Rußland begeben. Wie versichert wird, hat sich die Regierung dahin entschieden, in Zukunft für die Vollziehung der Todesstrafe statt des früher in Anwendung gekommenen Schwerts das Fall­beil einzuführen. Bei Berathung des Gesezes über die Todesstrafe wollte bekanntlich ein Theil der zweiten Kammer eine Bestimmung hierüber in das Gesez ausgenommen haben; die Regie­rung bestand jedoch darauf, daß die Bestimmung des Hinrichtungsinstruments ihr überlassen werde, da sie hierüber erst noch die gemachten Erfah­rungen in andern Ländern näher prüfen wolle. Es heißt nun, die in Sachsen eingezogenen Er­kundigungen über das dort im Gebrauch befind­liche Fallschwert hätten die Entscheidung nach dieser Seite gelenkt. (F.J.)

Tübingen, 18. Sept. Schon seit eini­gen Tagen kommen hier einzelne Theilnehmer der Naturforscherversammlung an, worunter Iustinus Kerner, welcher heute seinen 63. Ge­burtstag im Hause seines alten Freundes L. Uh- land feierte. lSt.A.)

Baden.

Karlsruhe, 16. Sept. Das Programm des Musikfesteö wird, soweit es die musikalischen Aufführungen betrifft, in den nächsten Tagen festgesezt werden. Am 18. d. trifft Franz Liszt hier ein; er wird alsdann sofort mit den- thigen Arrangements beginnen, von hier aus aber wiederholt nach Mannheim und Darmstadt reisen, um die Proben der dortigen Kapellen zu leiten. Im Allgemeinen ist das Programm für die Festlichkeiten jezt festgestellt und lautet dasselbe folgendermaßen: Den 3. Oktober, Vor­mittags , erste große musikalische Aufführung im großh. Hoftheater; Nachmittags 3 Uhr beginnt das große Festschießen in der Schüzenhalle, das an den folgenden Tagen fortgesezt wird; Abends Bälle in den drei Gesellschaften Museum, Ein­tracht, Bürgerverein (die Fremden haben über­all freien Zutritt). Den 4. Okt., Vormittags, Uebung der Feuerwehr, Nachmittags Volksbe­lustigungen auf dem Schloß- und Marktplaz; Abends Produktionen einer Kunstreitergesellschaft in der Reitschule. Den 5. Okt., Vormittags zweite große musikalische Aufführung im großh. Hoftheater; Nachmittags Volksbelustigungen, Abends Feuerwerk auf dem Schloßplaz. Den 6. Okt., Vormittags, Luftschifffahrt des Hrn. Werzinger, Abends Festvorstellung im großh. Hoftheater. Darauf Fackelzug der Bürgerschaft

mit Musik und Gesang des Sängerbundes, zur Danksagung an S. K.H. den Regenten. (B.L.Z.)

Hessen-Kassel.

Sämmtliche Mitglieder der aufgelösten Stän- deversammlung sollen wegen Steuerverweigerung vor das Criminalgericht in Kassel gestellt werden.

Ausland.

Frankreich.

Paris, 17. Sept. Die Präfekten treten fortwährend äußerst streng gegen die Wirthe und Kafebesizer auf, denen man bei der gering­sten Gesezübertretung die Lokalität schließen läßt.

(St.A.)

Miszellen.

(Pflanzenkost.) In London gibt cs eine Ge­sellschaft von Leuten, welche den Genuß des Fleisches verdammen. Kürzlich hielten fie ein Festessen, wobei jede Art von Fleisch auf das Strengste ausgeschlossen war. Der Saal war mit Guirlanden von frischem Laube geschmückt, welche Sprüche aus der Bibel und Citate aus den Werken Cuviers rahmartig umgaben. Die Büsten Miltons und Shakespeares figurirten eben­falls in der Dekoration des Saales und unter densel­ben las man Stellen aus diesen Dichtern, welche die Enthaltsamkeit von Fleisch empfehlen. Man trank die Gesundheit der Königin Viktoria in reinem Wasser und mehrere Mitglieder hielten Reden zu Gunsten der ausschließlich vegetabilischen Nahrung, mdem fie u. A. nachzuweisen suchten, daß der Fleischgenuß die Blat­tern, manche Lungenleiden u. s. w. herbeigeführt habe und noch herbeisühre, und ob er gleich von den Aerz- ten empfohlen werde, so wisse man doch, daß diese nicht immer Recht hätten und keineswegs unfehlbar seycn. Ein Hr. Beck aus Boston behauptete sogar, daß der wahre nationale Wohlstand und die Glück­seligkeit der Menschen nur erst mit der völligen Ver­bannung der Fleischkost beginnen werde; und Hr. Vard aus Cambridge bemerkte, in moralischer Beziehung, daß Grausamkeit, Egoismus und andere böse Leiden­schaften mit der Vermeidung der Fleischspeisen ver­schwinden würden.

Neuenbürg.

Ergebnist des Fruchtmarkts am 17. September 1853.

ES wurden verkauft:

Kernen:

2 Scheffel L 21 fl. 30 kr. . . 43 fl. - kr.

12 L 21 fl. kr. . . 252 fl. - kr.

14 " ä. 20 fl 20 kr. . . 284 fl. 40 kr.

28 Scheffel 579 fl. 40 kr.

Mittelpreis 20 fl. 42 kr.

Gemischte Frucht:

3 Scheffel ä. 12 fl. 30 kr. . . 37 fl. 30 kr.

Haber:

2 L 7 fl. - kr. . . 14 fl. - kr.

Aufgestellt blieben:

Kernen ....... 16 Scheffel.

Gemischte Frucht ... 4 Schfl.

Haber ....... 1 Schfl.

Brodtaxe vom 14. August 1853:

4 Pfund weißes Kernenbrod 18 kr.

1 Kreuzerweck muß wägen 5^/s Loth.

Stadt-Schuldheiffenamt.

Weßinger.

Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.