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Diensterledigungen.

Die Stelle eines ev. Garnisoiispfnrrcrs auf Hohenasperg das Amisnotariat Gundels- beim eine ord. Lebrstclle an dem Gymna­sium Heil l-ronn für Schüler vom 10 -11- Jahr.

Der Schuldienst zu Allmersbach wurde dem Unterlehrer Ehmannn in Backnang, der zu Möglingen dem Schulmeister Betz zu Siebers­bach und die Mädcheii-Schulüclle zu Oberurbach dem Uaterlehrer Bauer zu Calw übertragen.

In Ulmer Blättern warnt Hospitalarzt Dr. Rueß Eltern und Erzieher, bei der großen Hize Kinder ja nicht ohne Kopfbedeckung ansgehcit zu lasse«, da sie sonst leicht dem gefährlichen Son­nenstiche und dessen Folgen ausgesezt seyen,

Oberndorf, 26. Juli. Der Jakobifeier­tag ist für einige Orte unseres Oberamts ein Tag großen Unglücks geworoen. Ein orkanar­tiger Sturm brach zwischen 12 Uhr Nach­mittags auf der Waldmössinger Höhe aus, führte mit Blizeseile mehrere Gewitter nach einanver herbei und endigte mit Hagel, der theilweife eine volle halbe Stunde andaucrre. Die Orte Waldmös singen, Winzeln, und Nömlinsdorf verloren ihres

Eruteertrags; Fluorn aber verhagelte es aber­mals dergestalt, daß die ganze Ernte an Som­mer- und Winterfrüchten dahin ist, und die Kartoffeln einen Ertrag nicht mehr liefern kön­nen. Augen- und Ohrenzeugen versichern, daß man in Fluorn habe im Zweifel scyn können, was herzzerreißender gewesen sey, die zerstörende Wucht der Elemente oder das Jammergeschrei der Beschädigten, deren Elend über alle Be­schreibung ist. Sie hatten das Lezie angewandt, um auf den vorjährigen Hagelschlag wieder ernten zu können; viele verkauften hiezu ihre Beiten, ihre Sonntagskleider, und in schönstem Flor stand die Ernte da, wie sie feit Jahren nicht gewesen und abermals zum sechsienmal j seit 10 Jahren nimmt der Hagel sie weg!

(Lr.A.)

Baden.

Mannheim, 27. Juli. Die Ernte der leich­teren Getreidearten ist in hiesiger Gegend in vol­lem Gange und liefert, ungeachtet an manchen Stellen durch Gewitterregen die Halme zu Bo­den gelegt waren, ein überraschend gutes Ergeb­nis Die bis jezt gewonnenen Kartoffeln sind vortrefflich, von Krankheit keine Spur.

Preußen.

Der A. Z. wird geschrieben, daß von der kleinen preußischen Flotille, sobald sie ihre Ue- bungsfahrten vollendet habe, ein bewaffnetes Fahrzeug in den türkischen Gewässern stationier werden und dem preußischen Gesandten zur Wah­rung preußischer Interessen zur Verfügung blei­ben soll.

Ausland.

Großbritannien.

Am Morgen des 27. Juli sind in London plözlich alle Fiaker verschwunden. Viele Straßen sind nicht halb so belebt als gewöhnlich. Die großen Fiaker Compagnien haben nämlich, aus Mißvergnügen über die Parlamentsakte, die die Fahrgebühren hcrabsczt, eine allgemeine Arbeits­einstellung beschlossen, und wie es scheint, haben sich alle Vier- und Zweirädercr der Verschwörung angeschlossen.

Rußland.

Die Cholera wüthet gegenwärtig in Ruß­land in dem Tolymüchen und Kiewer Gouver­nement sehr heftig, so ist sie auch in der großen Handelsstadt Bcrdyczcw Anfangs dieses Monats ausgetreten.

Dänemark.

Kopenhagen, 25. Juli. Mit Einschluß der von vorgestern bis gestern Mittag neu angemel- dctcn 248 Kranken nnd >65 Totteu beläuft sich dw Gcsammkzahl der bls jezt Erkrankten auf 3601, von denen 19!0 gestorben sind. tF. I.)

Mi sz ellen.

Das verlassene Haus.

(Schluß.)

Wie der Schuß gekommen ? Das kann ich zeigen, Herr Graf," sagte der Alte und zog Len fast Sinn­losen zum Fenster. ,-Seht Ihr dort die Tanne? Dort in den Zweigen saß ein Mann, denn er fürchtete Un­heil, und er sah's, und er hatte die Büchse-- "Wahnsinniger!-- schrie Leonhard und faßte mit krampf­hafter Gewalt des Alten Arm, »bist du denn selbst der Mörder deiner eigenen Tochter!--

»Gräfliche Gnaden, laßt mich los!-- sprach der Jäger und schüttelte ihn von sich, als wär's ein Kind. »Ich habe hier noch Pulver auf meiner zweiten Pfanne und eine Kugel im Lauf. Bleibt von mir, Herr! und ich will Euch eine alte Geschichte erzählen. Es war einmal ein Jäger, der liebte eine Gräfin, aber ganz heimlich und ohne daß sie's wußte, und er hielt sich alles vor, was dawider sep im Himmel und auf Er­den, und das Herz that ihm weh. Doch endete alles gut und kein Mensch hat's erfahren. Aber es war auch einmal ein Graf, der liebte eine Försterin, und das war nicht gut; denn als der Förster es erfuhr, da nahm er, was sein war. Und der Graf hatte ei­nen Sohn, und der Förster eine Tochter. Der Alte hat ihr genug vorgepredigt von Rang und Stand und Ordnung und Leichtgläubigkeit und Betrug. Allein sie liebte ihn doch, und er that auch so, als ob er sie gleichfalls liebe. Und da nahm ich Las Meine! Denn, mein Herr Graf, ich will keine lebendige Schande haben in meiner Familie; für die todte hat der Herr­gott zu sorgen. Und ich denke, was des Kaisers ist, soll dem Kaiser werden, und was mein ist, soll mein bleiben. Und,-- fügte er hinzu und stampfte mit dem