Unheil, welches Persien in diesem Jahre heim- suchte, beschränkt sich übrigens nicht allein auf Schiras: in den Kreisen Fürs und Fereidun der Provinz Jspahan Hausen die Heuschrecken. In Jsaphan selbst ist der Fluß Zacnderud ganz ausgetrocknet; in Park Esd und Masanderan ist vom Hagelschlag Alles verwüstet; in Sawa Kuma und Wereschan bat der Wurm die Saaten zerstört und außerdem sind in der Provinz Esd durch Ueberschwemmungen alle Opium- und Tabakplantagen zerstört. lF.J. >
Miszelle n.
Das verlassene Haus.
(Fortfczung.)
Und sie erzählte ihm, wie der Vater seit einiger Zeit so still und finster gewesen, wie sonst niemals, und was heut Nachmittag vorgefallen, wie es sic erschreckt habe und betrübt, daß kaum des Geliebten Ankunft sie aufzurichten vermocht. »O Gott!" sprach sie und sah sich scheu um, »o Gott, Leonhard! Er ahnt unsere Liebe, nein, er weiß sie! Und nun lass' mich eilig fort, denn wenn er Plözlich heimkehrte, mich unten nicht fände, hier uns überraschte — ach!» rief sie und schauerte entsezt zusammen, »davor möge uns Gott behüten! Du kennst ihn gar nicht mehr. Gute Nacht, mein Liebster, Bester!«
Aber er ließ sie nicht aus seinen Armen. »Bleibe nur, bleibe, meine süße, bange Taube! Was fürchtest du bei mir? Was kümmert uns dein grämlicher Vater ? Laß ihn nur kommen! Dafür Hab' ich gesorgt. Hast du nicht den schwarzen Hund gesehen, den ich mitgebracht? der kennt den Alten nicht und wird ihn unö melden, abgesehen davon, daß meine Knechte und Jäger ihn nicht still an den Ställen vorüber lassen werden. Geht die Thür dann auf, so sprengst du die Treppe hinab und gehst in die Küche. — Was! du wolltest fort? sezt? Was ist denn süßer, als so ein heimliches, eiliges Plaudern und Kosen? Denn wer kann eS wissen, ob's nicht im nächsten Augenblick schon endet?»
O Gott, Leonhard! horch! Oeffnct die Thüre sich nicht?» — Sey doch ruhig, kleine Thörin! sagte er und schüttelte lächelnd das gepuderte Haupt. »Komm nur, komm! Laß uns niedersizen, Gertrud! Du zitterst ja. Ruh' dich aus, erhole dich. — Aber du bist wahrhaftig kalt!» — »Kalt, kalt!« rief sie und umschlang seinen Nacken. »O Leonhard! hättest du den Vater gesehen! Ich crtrag's nimmermehr!« — »Aber es ist ja vorbei, Liebchen. Weiß Gott, was dem Alten durch den Kopf gefahren! Aber komm du mit mir hinaus in die Welt, da brauchst du dich nicht zu fürchten, da bin ich stets bei dir, ich, dein zärtlicher Freund. Da sollst du dich schmücken und dich freuen und dich bewundert sehen.»
»Ach, Leonhard, das hast du nicht bedacht, was du sagst. Wie würden deine Leute mich behandeln, wenn ich deine Frau wäre! Und deine Mutter, die Frau Comteffe —» — »Hm, ja! So weit dachte ich
einstweilen noch nicht. Die Hochzeit ist zwar ein Ziel, aber ein fernes. Das geht nicht so schnell! Ich dachte nur, wenn wir so stets beisammen wären. O du glaubst es nicht, wie ich mich nach dir gesehnt habe, meine wilde Rose! Wenn ich so allein saß Abends und der Mond kam herauf über den Fluß und goß sein zartes Dämmerlicht über die Fluren, da dachte ich: Nun sizt auch sie und denkt an mich! Und ich sah den Stern, den wir uns zum Sinnbild gewählt und auf dem dann auch dein Auge ruhte. O wenn ich sie sähe, dachte ich, wenn ihr Geist mir erschiene! Und siehe, aus den Fluthen tauchtest du empor, eine dämmernde Gestalt, das liebe Gesicht, deine süßen, schönen Augen; duftig umhüllte dich der Mondschein. Da breitete ich sehnend meine Arme aus, da schloß ich das Phantom an die Brust — es war nichts! meine Küsse trafen da nichts, und dennoch, glaube ich, hast du sie gefühlt, denn wo die Seelen —»
Bliz und Knall — das Fenster klirrt. »Jesus!» stöhnt Gertrud. Mit einem Schrei fährt der Graf empor, der Tisch stürzt um, die Lampe liegt zerschmettert, das Geschwäz ist auS, alles ist todtenstill.
Geraume Zeit vergeht, bis sich die Thür öffnet und der alte Förster hereintritt, in der einen Hand eine Lampe, in der andern die Büchse. Da erwacht der Graf aus seiner Erstarrung, da stürzt er zum So- pda und umschlingt den leblosen Körper, der zusammengeknickt in der Ecke liegt. „Ducker! Ducker!" schreit er, „hier ist Mord! Eure Gertrud ist erschossen! Ist sie todt? O es ist nicht möglich, nicht möglich!"
„Ja, ja, gräfliche Gnaden, die ist todt und rührt kein Glied mehr!" sagt der Jäger kalt. „Der Schuß war gut gezielt und sizt mitten im Herzen." Der Graf fährt empor und starrt ihn an. „Es ist Eure Gertrud, Vater — meine Gertrud!" — „Eure? Gräfliche Gnaden, ich dächte nur meine." — „Gott, Gott! er ist wahnsinnig geworden!" ruft der Graf und stürzt wieder zu dem Körper des armen Kindes. „O Gertrud, Gertrud! Woher kann der Schuß gekommen sepn? Q Rache, tausendmal Rache über den Mörder!"
(Schluß folgt.)
Bildung.
Bildung! o du herrlich Wort! Ueberall bist du zu finden!
Bist geworden schon ein Hort Für die Dummheit! für die Sünden! Jeder Thor besizt schon dich:
O du Bildung fürchterlich!
Dumm' Geschwäz und dummes Lachen, Brüsten sich mit „scharfem Geist," Widersprechen keck in Sachen,
Die man nicht versteht, beweist: Daß ein Mensch „gebildet" ist — Fleißig die „Journale" liest.
Gleisnerei und schlechte Sitten, Falsches Spiel, Betrug und List: Ließ ist jezo wohl gelitten,
Weil es „fein gebildet" ist!
Dieß ist jezt die „Bildung fein:" Laßt uns „ungebildet!" sepn!
Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.