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Miszellen.

Die Alpenrose.

(Fortsezung.)

»Im Triumphe wollten die nacheilenden Freunde ihn zurückhclen auf den Spielplan, aber er war nicht zu finden, weder unter der Menge, noch zu Hause. Niemand war zugegen, der darüber nicht mißvergnügt gewesen wäre, denn Allen schien auf diese Weise die Freude des Festes gestört. Wer den ersten Preis er­halten werde, war zweifelhaft; wem Mali, zur Kö­nigin des Festes von den andern Mädchen einstimmig gewählt, die Hand zum ersten Ehrentanze reichen werde, eben so ungewiß. Zwar waren ja in allen übrigen Wettspielen andere Jünglinge Sieger geworden, aber wem der erste Preis gebühre, war keineswegs ent­schieden, und in den Herzen der Dorfbewohner sprach ein Vorurtheil und die Gewohnheit früherer Jahre zu laut für Friedli, als daß man den ersten Preis gern in den Händen eines Andern gesehen hätte. Auch war bei Manchen, aus einer gewissen gutmüihigen Neugierde, der Wunsch rege geworden, Mali möge dem zurück­haltenden Friedli die Hand zum Ehrcntanze reichen und so ihn gleichsam zwingen, an dem Feste Theil zu nehmen. Schien er aber nicht durch sein Entwnchen Preis wie Ehrentanz zu verschmähen ? Am bittersten mochte dies wohl das Mädchen fühlen, besonders nach­dem selbst mit dem Beginn des Tanzes einige Zeit gezögert worden war, weil man immer noch glaubte, die Burschen würden den Entflohenen zurückbringen. Erzürnt, mindestens unmuthig über den Vorfall, bot fie dem nächsten Preisbewerber gleichgültig die Hand, um den Reigen zu eröffnen, und nachdem sie, sichtlich mißvergnügt, einige Zeit sich unter den Fröhlichen Herumgetrieben, verließ fie, aller Bitten ungeachtet, mit ihrem Vater früh das Fest. Zu Hause durchkreuzten die mannigfaltigsten Gedanken über Friedli'S Be­nehmen das unruhige Köpfchen. Auf keine Weise konnte sie dasselbe entschuldigen, mochte es nun Verschmähung oder allzu große Schüchternheit sepn. Denn selbst die leztere verzeiht das weibliche Geschlecht nicht sehr gern. Gezüchtigt und zugleich geprüft mußt' er werden, dar­über war das unmuthige Mädchen bald mit sich einig.

»Der nächste Abend fand unfern Hirten, wie ge­wöhnlich, auf dem Vorsprung des Felsens, von dem er heute trüber, ja finsterer als je, der scheidenden Sonne nachblickte. Unbekümmert um die weidende Heerde summte er anfangs die Strophe eines tieftrau­rigen Liedes, dann saß er wieder stumm und still, den Blick in die Ferne gerichtet. Lautes Lachen weckte ihn plözlich aus seinem tiefen Traume, und gewaltig mochte ihm das Herz pochen, als er Mali mit einem kleinen Mädchen und mit ihnen den muthmaßlichen Bräutigam über die Trift Herkommen sah. Unschlüssig, ob er bleiben oder ob er sich entfernen wolle, blieb er wie gebannt sizen. Bald war es zu spät, zu entfliehen, weil er weder dem verhaßten Freier noch dem stolzen Mädchen Anlaß zum Gespötte geben wollte. Finsterer zog sich seine Stirne zusammen, je näher jene kamen. Mali that, als ob fie ihn gar nicht bemerkte, ihr

Begleiter aber grüßte den Hirten, und während dieser den Gruß zurückgab, konnte auch Mali nicht umhin, ihm guten Abend zu bieten.

«»Guten Abend, Friedli!»» hatte fie gesagt in einem Tone, den er nicht zu deuten wußte. In der That hatte der Anblick des Jünglings Mali's Unmuth von dem gestrigen Feste her gebrochen, und der Gruß hatte bei weitem milder und freundlicher gelautet, als fie vielleicht selbst gewollt. Denn daß fie just diesen Abend und diesen Weg zu einem Gange nach einer Alme ihres Vaters gewählt, war offenbar in der Ab­sicht geschehen, den Sieger von gestern fühlen zu lassen, was er gegen fie verschuldet. Aber, wie gesagt, die kleine Rache wollte nicht ganz gelingen.

»Friedli schien verwirrt ob dem Gruße. Er wußte nicht, wie er ihn nehmen sollte, denn der Ge­danke an den Stolz des Mädchens war immer der erste, der ihm vor die Seele trat, sobald er sie nur erblickte. Und doch wollte der Ton ihrer Worte damit nicht übereinstimmen. Schon war indeß Mali mit ihren Begleitern einige Schritte an dem Felsen vor­übergegangen, doch ihr Fuß zögerte. Sie sah noch einmal nach ihm um, noch freundlicher als vorher. Dann rief fie: »»Ei sich, welch eine schöne Alpenrose dort unten am Felsen!»» Ehe ihr Begleiter seinem Blicke nur die Richtung nach dem Gegenstände ihrer Verwunderung zu geben vermochte, war Friedli > schon an dem Felsen hinabgeklommen zu der Stelle, wo das schöne Blümchen stand. Mit einem Angstschrei flog Mali zur Stelle. Ihr schauderte, obwohl fie den geübten Steiger kannte. »»Lieber Friedli, gib Acht!»» rief sie, Alles um sich her vergessend, und sah ihm ängstlich zu, wie er wieder herauf stieg. Mit der Rechten hielt er ihr das Röschen entgegen, das sie freudig faßte. In demselben Augenblicke brach der Ast des Strauches, an welchem er sich mit der Linken hielt, und zerschmettert lag der arme Jüngling in der Ticke.»

(Fortsezung folgt.)

ZuZurikszee in Holland fand am Neujahrs­tage ein schrecklicher Unfall statt. Vor dem Hause eines Herrn Pauleffen belustigten sich mehrere junge Leute damit, Petarden loszulassen, und einer derselben war verwegen genug, dieselben in das Innere der Häuser zu werfen. In dem Laden des Herrn Paulessen stand ein Pulverfaß; eine Petarde fiel in dasselbe und das ganze Haus flog in die Luft. Fast alle Bewohner desselben fanden ihren Tod dabei. Frau Pauleffen und ihre 9 Kinder wurden verbrannt als Leichen aufgefun­den. Pauleffen selbst und mehrere andere Personen liegen schwer verwundet darnieder. Mehrere Nachbar­häuser drohen einzustürzen.

Gold-Course. Stuttgart, den 16. Januar 1852. Württemberg. Dukaten (Fester Cours) 5 ff. 45 kr.

Andere Dukaten.5 fl. 36 kr.

Neue Louisd'or.11 fl. kr.

Friedrichsd'or . ..9 fl. 38 kr.

20 Franks-Stücke.9 fl. 28 kr.

K. Staatskassen-Verwaltung.

Redaktion, Druck und Verlag der M eeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.