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snv zog sich aus jede mögliche Weise zurück. An de» Spielen, in denen er früher meist der erste Preisträger «ar, nahm er gar nicht Theil, Unbeweglich stand er oft längere Zeit an einem Baum gelehnt, so oft aber sein Blick dem Auge des Mädchens begegnete, sank derselbe starr zur Erde.

"Ringen und Wettlauf waren vorüber, und zum Schluffe der Anstrengungen wendete sich nun jedes Auge auf den Vogel, der auf einer hohen Stange als leztes Ziel aufgesteckt war. Kein Schuß hatte ihm noch etwas ««haben können, und des lauten Gelächters von allen Seiten über das fruchtlose Bemühen der Schüzen war kein Ende. Vergebens batte auch Mali's sogenannter Bräutigam Kunst und Glück versucht: ihn lohnte, wie die übrigen, das Gelächter der Menge. Und doch hatte er einen der sichersten und besten Schüsse gcthan. Das sah Friedli, und über sein starres Gesicht flog eine zuckende Bewegung. Schnell drängte er sich durch die Masse der Zuschauer, ergriff die Büchse, und ehe man sich dessen versah, lag der Vogel in Splittern am Boden. Ein lauter Jubel erscholl, und Fricdli's Name ging von Mund zu Mund. Er selbst war schnell in der Menge verschwunden.

(Zortsezung folgt.)

Von der Zeit, vom Leben und von -er Nahrung des Menschen.

(Nach einer fremden Quelle, von A. Lewald.)

Das Alterthum versinnlichte die Zeit als Gottheit unter dem Namen Kronos oder Saturn und dichtete ihr an, daß sie ihre Kinder auffreffe. In der That ist diese Mythe sinnreich wie Alles, was die Alten in dieser Beziehung erfanden, denn die Zeit verschlingt sich selbst und gebiert sich doch immer wieder neu; was geht schneller vorüber wie sie und dauert doch immer fort? was ist eine Stunde, ein Jahr, ein Menschen­leben, ein Jahrhundert? welche ungeheuere Kluft ien- feits der Periode, die wir mit dem Namen der histo­rischen Zeit belegen, das heißt derjenigen, von der uns die ersten bestimmten Nachrichten durch den ältesten Geschichtschreiber Moses zu Theil wurden? Und doch fallen mächtige Streiflichter auch in lene Kluft, die uns den Beweis liefern, daß auch sie ungefüllt war mit den Thaten und Handlungen lebender Wesen, daß wie in China, Indien und Aegypten, bereits Staa­ten vor Moses nnd seiner Zeitrechnung bestanden, daß sie Spuren hinterlassen haben, die uns mit Staunen und Ehrfurcht erfüllen.

Mau sagt die rollende Zeit nnd denkt sie sich mit einem ewig sich drehenden Rade vergleichbar, allein so treffend man dieses Bild auch finden mag, so richtig ist cs auch, die Zeit sich als ewig unbeweglich zu ren­ken, denn eigentlich rollen nur die Ereignisse in ihr vorüber und der Wirrwarr der kleinen und großen Leidenschaften der Menschen; sie besteht großartig, während selbst Sonnen, Planeten und Kometen sich in ihrer immerwährenden Bewegung abnuzcn und endlich unter- oder vielmehr zu neuen Bestimmungen übergehen. Die Zeit hat weder Anfang noch Ende, und nur un­sere Nothwcndigkeit hat ihr solche verliehen; wir brauch­ten eine Einthcilung von Tagen, Wochen, Jahren und Jahrhunderten, um gcwigc Punkte zu haben, woran I unsere Erinnerung haften kann; um methodisch die ! Augenblicke zu klassifizier!!, die für die Arbeit und für die Rast bestimmt sind; um lene festznstellen, wo sich gewisse Verhandlungen erfüllen sollen; endlich um die Gränzen zu ziehen, innerhalb welcher die Geschichten - der Völker und der Welt sich zutrugcn.

In den frühesten Tage» war die Tonne wahrschein­lich der einzige Maßstab der Zeit, die erste Uhr, deren man sich bediente. Die Regelmäßigkeit ihres Auf- und Niedergangs diente trefflich für die Zeitabtheilungen, deren der Mensch bedurfte. Von der Abtheilung in Tage mußte man nothwendig zur Abtheilung in Mo­nate und Jahre gelangen. Die Beobachtung der Ge­stirne, der Tag- und Nachtgleichen, des Sonnenstill­stands, wie man sich gewöhnlich ausvrückt, halfen dazu, die Zeitmessung einzurichten. Erst sehr lange nachher kamen die Gelehrten darauf, die Unterabtheilungen in Stunden, Minuten, Sekunden und Terzen zu machen, welche durch die Erfindung des Mechanismus der Uhren erst die rechte Genauigkeit erhielten.

Die wenigen Tage, die kurze Spanne Zeit, wie man zu sagen pflegt, welche das Leben des Menschen ausmachen, sind für ihn die Unendlichkeit, die Zeit ganz und gar; das Leben auf Erden ist für die meisten Menschen das Erheblichste und Nächste, was sie vom gewöhnlichen wie vom Höhern Standpunkte mit Ernst rn's Auge fassen sollen, um es löblich anzuwcnven; allein wie vergeht dieses Leben? wie verwendet der Mensch die Zeit, die ihm hienieden eingeräumt ist? Welche Unzahl von Minuten opfert er auf unnüze Weise unter dem nichtigen Vorwände, daß man eS auf eine Minute nicht ansehen dürfe?

Und doch wie ist eine Minute so viel! umfängt sie nicht das ganze Leben von Myriaden kleiner Thier- chen, die wir nur mit Hilfe des Mikroskops wahrneh­men können? Jene sogenannten Infusorien werden geboren, pflanzen flch fort und sterben in weniger als sechözig Sekunden! Zur sie hat also die Sekunde den­selben Werth als für uns ein Jahr und würde eS sich treffen, daß ein solches Geschöpf zu dem außerordent­lichen Alter von zwei Minuten gelangte, so müßte es völlig entkräftet seyn, wie jene Greise unter den Men­schen, die ihr Leben bis auf hundert Jahre bringen und ausnahmsweise unter den zerfallenen Trümmern ihrer Generationen erhalten wurden. Lachet nicht, liebe Leser, über diesen Vergleich, er ist sehr ernstlich gemeint, so scherzhaft er wohl auf den ersten Blick er­scheinen mag. Sind wir denn nicht selbst ein mikrosko­pisches Geschlecht auf der Erde, die wir bewohnen, und wahrlich noch um Vieles geringfügiger, wenn wir das ganze Weltall a!S nnsern Wohnsiz betrachten? Hebt nur den Blick nach oben in einer Sternennacht und ihr werdet euch gewiß sehr klein und unscheinbar Vorkom­men! Denkt nur, daß jene kreisenden Welten über euer» Häuptern auch leben, denn sie besizcn die Bewe­gung, und kennten sie eine Einthcilung der Zeit, wie wir, so würde ein Menschenleben ihnen kürzer erschei­nen, als uns das Leben eines Jufusiousthicrchens, wir es sich unter dem Vergrößerungsglase darstellk.

(Forksezung folgt.)

Pastor Valentiner, einer der vertriebenen Geist­lichen Schleswigs, feiert das neue Jahr als Bischof von Jerusalem. Die preußische Negierung hat ihn dazu ernannt. Der Äami, amilos und brodlos, kurcd Gelehrsamkeit und wissenschaftlichen Geist ausgezeichnet, empfahl sich bei persönlicher Anwesenheit in Berlin so schnell durch Unerschrockenheit und Tapferkeit des Geistes und Charakters, daß seine Ernennung in ungewöhnlich kurzer Zeit erfolgte. Alle sagen, daß für die schwie­rige Wirksamkeit in Jerusalem, Muhamedanern, Juden und Engländern gegenüber, kein Besserer gefunden werden konnte.

GoldMours:. Stuttgart, den 1. Januar 185l. Württemberg. Dukaten (Fester Cours) 5 fl. 45 kr.

Andere Dukaten.. 5 fl. 35 kr.

Neue Loui-d'or.. . . 1l fl. kr.

Friedrichsd'or ........ 9 ff. 3li kr.

20 Franks-Stücke.. 9 fl. 28 kr.

K. Staatskassen -Berwal! ung.