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Amts- und AnzrigeLlatt flrr den Be;irk Calw.

72. Jahrgang.

Trschrint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die EinrÜckungSgebühr beträgt tm Bezirk und, in nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Psg.

amstag, den 23, Oktober 1897.

Vierteljährlicher AbonnernentSpreiS in der Stabt M?. 1. IS ins Haus gebracht, Mk. 1. IS durch die Post bezogen im Bezirk. Außer Bezirk Mk. 1.35.

Tagesneuigkeiten.

^Amtliches aus dem Staatsanzeiger.s Die Hufschmiedprüfung bei der K. Tierärztlichen Hoch­schule hat mit Erfolg bestanden und damit den Be­fähigungsnachweis für den Betrieb des Hufbeschlag­gewerbes erbracht: Beuttler, Michael, von Decken- pfronn OA. Calw.

Böblingen, 19. Okt. Ein badischer Vieh­händler kaufte hier dieser Tage 34 Stück Mastochsen und bezahlte hiefür 16000

Böblingen, 20. Okt. Letzten Montag nach­mittag trug sich hier ein höchst bedauerlicher U n - glucks fall zu. Der 45jährige Bauer Gottlob Kapp von hier war im Stall bei seinem Pferd beschäftigt, als er plötzlich von diesem einen Schlag auf den Magen erhielt, so daß er nach kurzer Zeit starb. Der Bedauernswerte hinterläßt eins Witwe mit sechs unmündigen Kindern, welchen sich allgemeine Teil­nahme zuwendst.

1- Feuerbach, 20. Okt. Dis Weingärtner­gesellschaft erzielte heute Preise von 130156 ^ pro 3 bl. Noch ca. 600 bl. Vorrat. Verkauf etwas flau. Preise im Sinken. Käufer erwünscht.

Stuttgart, 21. Okt. (Strafkammer.) Unter der Anklage zweier Verbrechen des einfachen Diebstahls im Rückfalle wurde gestern die 29jähr. ledige Köchin Katharine Schöninger von Wdilder- stadt vorgeführt und wegen Hehlerei ihr Stiefvater, der 53jähr. Taglöhner Anton Knoll von dort. Elftere stahl in einer hiss. Restenhandlung, wo sie vom Okt. bis Januar dS. Js. diente und zeitweise im Laden beschäftigt war, allmählich Waren im Werte von etwa 200 ^5, worunter Hand-, Bett- und Taschen­tücher, Flanelle u. s. w. In der Zeit vom 1. Juli bis 15. Aug. ds. Js. stahl die Angeklagte einem hief. Kaufmann, bei dem sie diente, gleichfalls aus dessen Laden ähnliche Waren im Betrag von etwa 250 ferner einem Nähmädchen einen Schirm im Wert von 3 ^ und einer andern einen Hut im Wert von 15 Einen Teil der Waren nahm sie nach Weilderstadt mit, einen andern verpackte sie in 2 Aisten, die sie zu einem hies. Spediteur schickte, wo sie ihr Stiefvater später holte und in der städt. Leihanstalt gegen 40 ^ Darlehen versetzte. Der letztgenannte Kaufmann machte Anzeige und es wurden fast alle Waren noch vorgefunden. Die Angeklagte entschuldigte sichre habe ihren armen Eltern das Kostgeld für ihr erstes Kind und im Laufe dieses Jahres auch die Kosten eines Wochenbettes zahlen müssen. Hiernach wurde dieselbe unter Annahme mildernder Umstände zu 1 Jahr 6 Monat« Gefängnis, Knoll wegen Hehlerei zu 2 Monaten Gefängnis ver­urteilt.

Eßlingen, 20. Okt. Gestern ist von Land­jäger Kreisel von Neuhausen der 48 Jahre alte Gipser Josef Maier von dort festgenommen worden. Derselbe hat im Mai d. Js. einem in dem hiesigen Bahnhof eingeschlafenen Reisenden von Göppingen seine goldene Uhr samt Kette im Wert von 180 einen seidenen Regenschirm im Wert von 12 sowie sein Portemonnaie mit etlichen 80 ^ Inhalt geraubt. Die Uhr samt Kette, sowie

den Schirm versuchte Maier zu 'veräußern, was ihm aber nicht gelungen ist. Diese Sachen sind bei­gebracht. Das Geld aber hat Maier verbraucht.

Neuhausen a. Fildern, 19. Okt. Auf Ver­anlassung desSchwäbischen Frauenvereins" wurde hier ein sechswöchiger Wanderkochkurs abgehalten, an welchem 13 Mädchen teilnahmen. Am letzten Freitag wurde die Schlußprüfung abgehalten, welche recht befriedigend ausfiel. Das Kost- und Lehrgeld betrug 50 pro Person und Tag.

Göppingen, 19. Oktbr. Unsere neu er­standene Schützengilde hielt gestern ihre Herbst­feier auf dem unteren Bierkellsr, wo abends brillantes Feuerwerk abgebrannt wurde. Die Stadtkapelle hat hat den musikalischen Teil des Programms über­nommen. Der Schluß der Feier fand im Gast- -hofe zum Sand statt. In Ebersbach wurde in der Nacht vom Sonntag auf Montag bei dem Gast­hausez. Schwanen" ein dem Holzhändler Schlecht gehöriger Heuwagen angezündet. Da die Räder mit großen Steinen unterschlagen waren, hatte man Mühe, den Wagen von der vollen Scheuer und dem Holzlager wegzubringen. Letzteres war schon in Brand gerate». Die Hydranten kamen zum erstenmal zur Verwendung und thaten gute Dienste.

Münsingen, 20. Okt. Beim letzten Mün- stnger Viehmarkt am 28. September entsprang einem Hunderfinger Bauern auf der Heimfahrt ein Läufer­schwein und flüchtete in den Münsinger Stadtwald, wo es seither sich aufhielt und durch Umwühlung des Bodens sich seine Nahrung zu verschaffen suchte. Vergebens wurde mehrmals das Tier zu fangen ver­sucht, bis es am letzten Montag dem Flurschützen gelang, das Tierchen zu erlegen.

Bietigheim, 20. Okt. Au einem hiesigen stellvertretenden Gerichtsvollzieher K. kam in ver­gangener Woche ein gut gekleideter junger Herr und stellte sich als der Sohn eines Wsinhändlers aus Dürkheim in der Pfalz vor, mit der gleichzeitigen Bitte, ihn in einen eine Stunde von hier gelegenen Ort zu begleiten, um bei einem Wirt eine Pfändung in hohem Betrag im Auftrag und Vollmacht des Vaters vornehmen zu lassen. Von Herrn K. belehrt, daß dieser Ort in den Wirkungskreis des Ludwigs­burger Gerichtsvollziehers gehöre, gab er sich zufrieden und erbat sich nur noch Auskunft über rin gutes Gasthaus zum restaurieren und wohnen, nachdem ihm ein solches bezeichnet war, nahm er höflich dankend Abschied und begab sich dorthin. Am andern Morgen, nachdem der junge Herr abends zuvor regelrecht zu Nacht gespeist und gut geschlafen hatte, bestellte er sich noch den üblichen Morgenkaffee, ent­fernte sich aber dazwischenhinein mit dem Vorgeben, eine Depesche aufgeben zu müssen. Seit dieser Zeit ist er nicht mehr gesehen worden. Die Pfändung bei dem einen Wirt, sowie die Bezahlung beim andern ist bis heute noch nicht erfolgt.

Vom Bodensee, 19. Oktbr. Die gräfliche Villa Taubsnheim bei Friedrichshafen, die einst im Besitze des Königs Karl von Württemberg war, ging jüngst durch Kauf an den prakt. Arzt Dr. Stammler über. Derselbe war Besitzer und Leiter des Bades Thalkirchen bei München und gedenkt nun in dem

neuerworbenen Besitz bei Friedrichshafen gleichfalls eine Wasserheilanstalt einzurichten.

Karlsruhe, 20. Okt. DieKarlsr. Ztg." meldet: Der Kaiser wird die Großherzoglichen Herr­schaften mit der Freude eines Besuches überraschen. Se. Maj. wird morgen, Donnerstag vormittag 10 Uhr, Hier eintreffen und beabsichtigt, nachmittags halb 3 Uhr die Heimreise nach Potsdam mit Aufenthalt in Darm­stadt anzutreten.

Karlsruhe, 21. Oktbr. Heute vormittag 10 Uhr traf der Kaiser mit Sonderzug von Wies­baden hier ein und wurde am Bahnhofe von dem Großherzog begrüßt. Auch die Prinzen Karl und Max, sowie der kommandierende General von Bülow, der Stadtkommandant und der preußische Gesandte waren zum Empfang erschienen. Der Kaiser bestieg mit dem Großherzog eine offene Hofequipage und fuhr zum großherzogl. Residenzschloffe. Um 12'/- Uhr besichtigte der Kaiser in Begleitung des Großherzogs und der Großherzogin das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Auf dem Kaiserplatz erwartete der Stadtrat und der geschäftsführende Vorstand des Bürzerausschusses die hohen Herrschaften. Der Kaiser wurde zunächst von dem Vorstand des großherzogl. Bezirksamts Ministerial­rat v. Bodmann und sodann von Oberbürgermeister Schnetzlsr begrüßt. Se. Maj. gab der Freude über den schönen Empfang und über das herrliche Denkmal Ausdruck. Das eherne Standbild sei ein Paladium, das uns allen neuen Mut schaffen und zu großen Zielen führen soll. In Berlin sei es eine schöne Sitte gewesen, daß die zur Arbeit gehenden Bürger, Soldaten und Arbeiter, wenn sie den verstorbenen Kaiser durchs Fenster am Schreibtisch erblickten, neuen Mut zur Arbeit schöpften und mit um so größerer Freude an ihr Tagewerk eilten. Möge jeder, na­mentlich aber die Karlsruher Jugend, wenn sie an diesem Denkmal vorübergrht, in dem Standbild des großen Kaisers eine Aufforderung zur freudigen Arbeit erblicken. Gern hätte er der schönen Feier persönlich angewohnt, indessen danke er auch heute für dos prachtvolle Werk, für die wundervolle Rede, mit der Oberbürgermeister Schnetzler den Landesherrn bei der Enthüllungsfeier begrüßt habe. Er hoffe, daß der gleiche patriotische Sinn wie hier auch in jeder andern Stadt des Reichs anzutreffen sei. Möge jeder, der an diesem Denkmal vorbeigehe, freudig seine Pflicht thun zum Wohle des Vaterlandes gleich dem Landes­herrn, der allen mit so herrlichem Beispiele voran­gehe. Stimmen Sie mit mir ein, so schloß der Kaiser, in den Ruf: der Großherzog und die Groß­herzogin, sie leben hoch! Jubelnd stimmten alle Um­stehenden in den Ruf ein. Sodann besichtigte der Kaiser in Begleitung des Professor Heer und des Oberbürgermeister Schnetzler das Denkmal eingehend und gab wiederholt seiner Bewunderung über das gelungene Werk Ausdruck. Der Kaiser kehrte hierauf wieder in das Residenzschloß zurück und fuhr um 3 Uhr nachmittags wieder nach Wiesbaden.

Darmstadt, 21. Oktbr. Kaiser Wilhelm ist heute nachmittag 5° Uhr hier eingetroffen und von Kaiser Nikolaus am Bahnhof empfangen worden.

Wiesbaden, 20. Okt. Der Zar und der Großherzog von Hessen sind heute mittag hier