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Solche Principien sind klar ünd einleuchtend, sie entsprechen den Grundsäzen einer natürlichen Entwick­lung der individuellen wie der Anlagen jedes Volkes. Die kosmopolitische, idealistische Träumerei, die egoi­stische Sophistik haben auch keine Hoffnung die praktische Anwendung dieser Grundsäze im Haushalte jener gro­ßen. gebildeten Staaten'zu hintcrtreiben, aber in Deutsch, land viele Gemüther irre geleitet und mit dem Wört­chen Freiheit geblendet.

Das Land, von welchem auS das neue Evangelium des Freihandels gepredigt wird, ist, wie die Parla- mentsverhandlungcn zeigen, noch keineswegs den Fol­gen des Kampfes enthoben, der sich in dem Princixtcn- strcit dort auf die Seite der Freihändler geneigt hat. Die Thronrede muß es eingestchen, daß die ländliche Bevölkerung leide, während die übrige sich des Wohl­seins erfreue. N cht umsonst hat der Wechsel des Sy­stems der industriellen Klaffe wohlfeiles Brod und bil­lige Frachten verschafft, wcl.l e den webenden, spinnen­den, hämmernden und feilenden Maschinen und Hän­den daS Rohmaterial zum Verarbeiten und Veredeln aus allen Theilen der Welt zulammenschleppen. Der ländliche Theil des Volks kam bei dem gepriesenen Grundsaz, nach welchem es immer weise ist, da zu kau­fen, wo man am billigsten kauft, entschieden zu kurz, und seufzet nun unter'^der Steuerlast, welche das alte fiskalische System, das dem Landbau eine künstliche Eristenz bereitete, um allzeitfähige und willige Steuer­zahler zu finden, vorzugsweise auf seine Schultern wälzte.

Auch in England ist der Kampf noch nicht vor­über; auch dort bleibt dem Freihändler noch vieles zu wünschen über, denn sein System ist erst theilweise und nicht unbedingt praktisch geworden. Macgregor hat uns zwar gelehrt, und die deutschen Freihändler reden es ihm gerne nach, daß England nicht durch, sondern troz seiner Handels- und Schifffahrtsgeseze groß und mächtig geworden sey. Das ist eine Behauptung wie jede andere, für welcheZman den geschichtlichen Beweis schuldig bleibt. Die Geschichte hat uns nur Eins ge­lehrt: daß England dreihundert Jahre hindurch das System hartnäckig verfolgte, welches ihm jezt ein Dorn im Auge ist, da wo eS ihm, wenn auch weit milder als eS je in England aufrecht erhalten ward, bei an­dern Völkern der Erde entgegcntritt.

(Fortsezung folgt.)

Miszellen.

Das Mädchen von Moskau.

Aus dem Leben Peter deS Großen.

Zu Ende des siebenzchcnten und in den ersten Jah­ren des achtzehenten Jahrhunderts lebte in Moskau ein Kaufmann, geborncr Deutscher, mit Namen "Holmer.« Dieser Mann hatte durch Anlage mehrerer und ver­schiedenartiger Fabriken, thcils in Moskau selber, theils in den Dörfern der Umgegend, nicht nur des Czar's Aufmerksamkeit auf sich gezogen, sondern auch ein be­deutendes Vermögen erworben, das ihn in den Stand srzte, in Lurus und Aufwand den meisten russischen Großen eS gleich zu thun.

An einem schönen Nachmittage hielt vor dem Haus« dieses Kaufmanns ein gewöhnlicher Miethwagen an, aus welchem ein Mann stieg, dessen Anzug dem eine» holländischen Seemanns glich. Das rundgeschnittene kurze Haar läßt wenigstens auf einen Ausländer schließen, dessen Vermögensumständc gerade nicht die glänzendsten seyn mögen, weil der Anmg ziemlich abgetragen ist, die Stiefel Plump und grob sind, ja zu verschiedenenmalen gestickt scheinen. Ist cs nun dieser etwas auffallende Anzug, oder die ungewöhnlich hohe Gestalt deS Man­nes, oder der gewaltige Eichenstock mit seinem großen Knopfe von Elfenbein, oder das wunderhübsche Wind­spiel, das hinter seinem Herrn aus dem Wagen hüpft, - oder ist dieß Alles vereint, was der Menge auffällt und den Schritt müßiger Gaffer hemmt genug, eine Menge Neugieriger umdrängt den Wagen, zerstreut fich aber schnell, als drohend der gewichtige Stock des aus dem Wagen steigenden Mannes sich erhebt und, Ent­fernung gebietend, den Haufen zerstieben macht. Durch diesen Vorgang erst wurde» die Augen des Kaufmanns der nachdenkend an einem Fenster des zweiten Stockes lehnte, auf die Gruppe unter seinem Hause gelenkt. Während er noch forschend, wer jene drohende Gestalt wohl sey, und wie die Scene fich entwickeln werde, von oben niedcrblickt, stürzt hastig schon ein Diener in das Zimmer, und ruft: »Der Czar, Herr!-- Holmer er­schrickt und kaum ist er recht zur Bcfiunung gekommen da tritt der Czar selber schon zu ihm herein und reichte dem fich bis zur Erde neigenden Kaufmanne freundlich die Hand. --Schon längst,-- spricht er, --hatte ich Dir einen Besuch zugedacht, Freund Iwan. Deine Manu­fakturen und Fabriken find bereits seit Jahren Gegen­stand meiner Aufmerksamkeit und meines besonderen Wohlgefallens; ich wünschte heute mit eigenen Augen mich von ihrem mir gerühmten blühenden Zustande zu überzeuge». Laß Deinen Wagen Vorfahren, wir wollen ffe heute sämmtlich. eine nach der andern, in Augen­schein nehmen!-- Der Kaufmann verneigte fich aber­mals, für die Gnade, die der Czar ihm gewähre, im Voraus den unterthänigsten Dank auszndrücken, schellte, und ein Diener brachte eiligst dem Kutscher den Befehl, den besten Wagen zu bespannen. (Forts, folgt.)

Als der Herzog von Wellington neulich in London daS Ausstellungsgebäude besuchte, kam er in die fran­zösische Abtheilung. Es wurden gerade mehrere Sil­berstatuetten ausgestellt, und der Herzog entdeckte dar­unter plözlich sich selbst, Napoleon gegenüber. Die dabei beschäftigten französischen Arbeiter erkannten den Herzog, begrüßten ihn höchst achtungsvoll und brach­ten ihm ein Hurrah. Der Herzog bemerkte, eS tey das Erstemal, daß ihn die Franzosen überfallen hätten, es freue ihn, daß es so freundschaftlich geschehen.

Pforzheim, Marktpreise den 30. April >851. Das Malter: Kernen 10fl20kr. Warzen fl. kr. Kornfl- kr. Gerstefl.kr. Haber fl. kr. Erbsen fl. kr. Linsen fl- kr. Wicken fl. kr. Krodtare vom t 14. Mai. Das Paar Weck zu 2 kr. wiegt 12 Loth. Der 2pfündige Laib Halbweißbrod ko­stet ö'/s kr. Der 4pfündige Laib Schwarzbrot» aus Ker« ncnmehl 9V- kr. Der 2 »fündige Laib dto. 5 kr. Fleischtare. Ochsenfleisch d. Pfund lOkr. Rindfleisch 8 kr. Kalbffcisch 7 kr. Hammelfleisch 6 kr. Schweinenfl. 8kr.

Mit einer Beilage der Flammer'schen Buchhandlung in Pforzheim.

Redaktion, Druck und Verlag der M e e'h scheu Buchdruckerei in Neuenbürg.