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sich zur Auswanderung. Näheres von dem Schick­sale der Herzogtümer kann nur Vermuthung seyn, indeß ist an einer Erledigung im dänischen Sinne nicht zu zweifeln.

Miszc l len.

Die Wunder des Msmeers.

(Fortsezung.)

Auch der noch kleinere Cachelot macht viel Freude wegen des Ambras (Amber, Ambergries), der davon gewonnen wird, über dessen eigentlichen Ursprung man aber bis jezt noch nicht hat einig werden können. Gewöhnlich findet man ihn in unförmlichen Massen von verschiedener Härte, Schwere, Größe, theils schwim­mend aus dem Wasser, theils im Ufersande, am häufig­sten aber und in der größten Quantität in dem Blind­därme des genannten Fisches,, doch auch immer nur, wenn dieser abgezehrt, krank oder gar schon todt ist. Ein munterer, gesunder Cachelot hat keinen Ambra bei sich, wenn er gefangen wird, zumal derselbe das Ei- genthümliche hat, daß er bei seinem gewaltsamen Tode durch Harpuniren Alles, was er im Magen hat, ton­nenweise von sich gibt- Roch in den Eingeweiden steckend,- hat der Ambra ganz das Ansehen und den widerlich strengen Geruch der übrigen Exkremente des Thiers und der aus dem Wasser gefischte duftet gar nicht. Seinen eigenthümlichcn Wohlgeruch erhält er erst mit der Zeit durchs Erhärten, denn im Thiere, wie im Wasser ist er weich, so daß die Sammler ihn bequem in Kugeln formen und dann in dieser Gestalt trocknen lassen können. Meist ist er schwarz wie der Saft des Tintenfisches, aber er fällt auch durch alle Schattirungen ins Graue. An den Ufern findet man ihn immer in Heller, weißlicher Farbe; deßhalb wird man oft mit ihm betrogen, da viele ihn wegen seines hohen Werthes durch Vermischung verschiedener anderer wohlriechender Substanzen nachmachen. Solcher falscher Ambra hat aber nicht allein keinen Werth, sodern auch keinen Nuzen. Wenn man sich Folgendes merkt, so kann man der Täuschung leicht entgehen. Der ächte Ambra ist stets von kleinen, spizigen, glasartigen Schnäbeln, wie Scherben von zerbrochenen Muscheln aussehend, durchmischt. Es sind dies Stücke von Schnä­beln des achtfüßigen Tintcnwurms, der die gewöhnliche und liebste Nahrung des Cachelots ausmacht. Auch schmilzt der ächte Ambra bei mäßiger Hize leichter als Wachs, verbreitet dabei einen ungeckein angeneh­men Duft, nimmt das Ansehen eines schwärzlichen dicken Oels an und schäumt und verdampft als solches, ohne den mindesten Rückstand zu hiuterlaffen. Auf heißes Blech gestreut, verfliegt er gänzlich unter den lieblichsten Wohlgerüchen und ans Licht gehalten brennt er mit Heller Flamme, ohne Kohle oder Asche zu er­zeugen. In kaltem Wasser schwimmt er, in heißem zergeht er wie Oel, ohne aber voin Wasser aufgelöst zu werden. Sein einzigstes Auflösungsmittel ist Aether. Dieser nimmt, daraus gegossen, sogleich eine Citronen- farbe an. Wenn man ihn schabt, so hängt er sich an das Messer und durch Reiben mit der Hand kann man ihn, wie Seife oder Thon ganz glatt machen. Sticht

man mit einer glühenden Nadel in eine ächte Ambra- kugel, so sezt sich Nichts an jene an, gleichwohl bekommt dieselbe einen starken Wohlgeruch und man sieht an dem Loche, daß es durch Schmelzen der Masse ent­standen ist. Im Ucbrigen ist der ächte Ambra fest, undurchsichtig, blättrig und brüchig, wie Wachs, inner­lich mit gelblichen, rothen und schwarzen Streifen durchzogen und mit weißlichen Punkten eingesprengt, ohne allen Geschmack und im Gefühl etwas fettig. Der glatte, ebene, einförmige, ganz weiße, graue oder schwarze ist falsch. Der Wohlgeruch des ächten AmberS nimmt auch mit dem Alter zu, und als Arznei ver­wendet hat er erquickende, belebende und stärkende Kräfte, ohne zu erhizen. Die bekannten Hoffmännischen Tropfen verdanken ihr Gutes fast einzig dem Amber, der darin enthalten ist. In Kalekut soll einmal ein Apotheker sein Leben allein durch vernünftigen Genuß des Ambers auf IM Jahre gebracht haben, und von namhaften Naturforschern wird behauptet, daß auf gleiche Weise die Reichen in der Barbarei ihr Leben so ungleich länger fristen, als dort die Armen. Diese sterben jung weg, während jene, die Geld genug ha­ben, Amber und Ambereffenzen zu kaufen, dem Klima trozen und gewöhnlich ein Alter erreichen, wie es in Europa zu den größten Seltenheiten gehört.

(Fortsezung folgt.)

Wir sind das ärmste reiche Volk unter der Sonne, wie jene Wittwe des einst unermeßlich reichen Hansi­schen Kaufherrn, die an der Kirchthüre im silbernen Becken Almosen für die »arme reiche Frau» sammelte. Wir haben Eisen und Kupfer in unseren Bergwerken, hochgewipfelte Tannen im Schwarzwalde, die als Mast­bäume und Stangen jährlich nach Holland hinunter­schwimmen. Wir haben in den Ostseeprovinzen riesige Eichen zu Kielen und Planken und knorriges Krumm­holz zu Schiffsrippen die Fülle. Hanf gedeiht bei uns in Menge zu Tauwerk und Segel. Wir haben lern­begierige Schiffsbaumeister und Zimmerer, Anker- und Kettenschmiede und wtückgießcr. Wir haben vom Sam- lande an bis nach Oftfriesland ein zahlloses Fischer­und Schiffervolk, breit von Brust und Schultern, mit markvollen Knochen und scharfen Augen; Piloten, de­ren wettergebräuntes Gesicht trvzig in den Sturm blickt und die überall die Pfade des Meeres und seine Tiefen kennen. Wir haben gefchüzkundige Meister, Soldaten, die den Tod nicht scheuen, mehr als wir brauchen; wir haben entschlossene, unerschrockene Schiffs­führer. Wir haben die Wissenschaft, welche die Ster­nenbahn mißt und die geheimen Geseze der Natur er­gründet, und dennoch kein Kriegsschiff, um einen übermüthigen, kleinen Nachbar hinter seinen schmalen Belten aufzusuchen und unter dem weiten Himmelsge­wölbe kein Fleckchen freien Landes zur Aufnahme dar­bender fleißiger Menschen. So schließt Barthold seine treffliche Geschichte der deutschen Seemacht. Die leztcn Jahre liefern die niederschlagendstcn Belege dazu.

Pforzheim, Marktpreise den 2. April 1851. Das Malter: Kernen 10fl.19kr. Waizen fl. kr. Korn fl- kr. Gerste 6 fl.kr. Haber 3 fl. 48 kr. Erbsen fl. kr. Linsen fl. kr. Wicken 5 fl. 20 kr. Ein Malter enthält 10 Sester und 7 württnnbergische Simri sind ungefähr gleich 1 badischen Malter. Keodtare vom 1 14. Apr. Das Paar Weck zu 2 kr. wiegt 12 Loth. Der 2pfündige Laib Halbweißbrod ko­stet 6^ kr. Der 4pfündige Laib Schwarzbrod aus Ker­nenmehl Ost? kr. Der 2 pfundige Laib dto. 5 kr. Ficifchtare. Ochsenfleisch d. Pfund 10 kr. Rindfleisch 8 kr. Kalbfleisch 7 kr. Hammelfleisch 6 kr. Schweinenfl. 8 kr.

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckern in Neuenbürg.