48

Das Haus des Kobolds.

(Fortseznng.)

Es verging nun wieder ein Jahr. Andreas wurde nicht heiterer; das Glück der Ehe schien keinen Einfluß auf seine Laune zu haben, und was das Seltsamste war, auch Eva verfiel in dieselbe düstere Stimmung. Sie, die früher ein eben sv lebensfrohes als hübsches Mädchen gewesen war, war still geworden und liebte die Einsamkeit. Das Haus des Kobolds stand bald wieder so einsam und gemieden da, wie früher, als noch kein lebendes Wesen darin wohnte. Die Eheleute gingen wenig aus und empfingen auch keine Besuche, und außer dem Hause des Vaters und der nächsten Freunde betrat Andreas Fuß reine Schwelle. Jezt stie­gen in der Seele des Alten wieder seine früher» Zweifel und Bekümmernisse auf. Er betrachtete sein Kind eines Tages genauer, und mit Schrecken wurde er gewahr, daß auch sie denselben Mangel des Wuchses zeigte, daß auch ihr die rechte Schulter niedriger stand als die andere. Er fragte sie darüber aus, doch auch sie wollte nichts von solchen Gebrechen wissen und leugnete, ob­wohl auch mit Zeichen der Befangenheit, irgend Un­glück oder Gefahr erlebt zu haben. Sie liebe, sagte sie, ihren Mann zärtlich und wünschte sich kein anderes Schicksal, als ihr an seiner Seite geworden.

Mit diesen Antworten wenig zufrieden, fing jezt der Alte an, seine Nachforschungen vorsichtiger und versteckter anzustcllen. Eines Abends hielt er sich auf seinem Polsterstuhle in der dämmernden Stube still und belauschte ein kurzes Gespräch zwischen seinen Kin­dern, die meinten, er sey hinausgegangen. Eva sprach seufzend: »Heute mußt du dran, Andreas, ich Hab'dir's schon zwei Nächte abgcnommen; heut' kann ich's nicht mehr.» Andreas erwiderte: »Ach Weib l-thu's nur noch heut. Mir thut die Schulter weh vom lezienmale; er muß böse auf mich sepn, denn nie hat er ko schwer darauf gelastet.» »Q der Plage! Was hilft Glück und Reichthum, wenn wir's so sauer verdienen müssen. Besser, ich cntdeck's dem Vater, dann sind wir den Jammer los.« »Thu's, wenn du mich am Morgen darauf erdrosselt im Bette finden willst.» »Schweig, schweig! Ich will ihn heute Nacht tragen.» Er um­armte sie, küßte sie und bat ihr unter Thronen die Pein ab, die er ihr auferlegte. So verließen Beide das Zimmer. »Hollah!» rief der Alte aufspringend, »was soll das bedeuten? Wen tragen sie? von wem werden sie geplagt ? Wahrlich, noch heute Nacht schleich' ich mich in'ö verwünschte Haus, und will selbst Zu­sehen.» '

Er führte diesen Vorsaz aus. Im Zimmer, wo die Eheleute schliefen, versteckte er sich. Es schlug Mit­ternacht und die Lampe brannte noch. Kaum waren die Glockeutöue verhallt, als dumpfe, schwere Schritte im Gange hörbar wurden. Schnell, sprang Andreas auf und näherte sich dem Tisch, auf dem die Lampe brannte. »Was willst du thun?» rief ihm sein Weib zu. »Das Licht auslöschcn,« entgegnete er. »Ich will ihn nicht sehen; er sicht §a gräßlich aus.»

Die Flamme erlosch, und man hörte ein Scharren und Krazcn an der Thüre. So sehr Ars sich anstrengte, die Dunkelheit im Zimmer mit den Blicken zu durch­

dringen, so konnte er doch nichts sehen, als ^men dun­keln, unförmlichen Gegenstand, der sich langsam von der Thüre zum Bette hin bewegte. Seine Tochter er­faßte mit aller Anstrengung und unter schmerzlichem Stöhnen diese dunkle Masse, und sie sich auf den Na­cken ladend, wankte sie mehr, als sie ging, eine ziem­lich steile und' hohe Stiege hinauf, die in eine Boden­kammer führte. Dort hörte man einen schweren Fall, und bald darauf erschien Eva wieder, noch ermatteter und keuchender, und warf si'ch weinend und vor Schmerz ächzend auf's Lager.

Ars hatte, während er in seinem Versteck Zuschauer dieser nächtlichen Spuckscene war, das lebhafteste Grau­sen gefühlt. Wie durch unsichtbare Bande gefesselt, war es ihm nicht möglich gewesen, auch nur ein Glied zu rühren. Er theilte den Schmerz und das Entsezcu seines armen Kindes, ohne die Kraft zu haben, ihm in feiner Noth beizuspringen. Unbemerkt verließ er am Morgen das Haus. Die abenteuerlichen Schrecken des Hauses waren also nicht erdichtet, und seine armen Kinder mußten, wenn er nicht den Muth hatte, sich in's Mittel zu legen und ans irgend eine Weise Hülfe zu schaffen, die Opfer des Kobolds werden. Aber wie die Armen, denen vielleicht ein gefährlicher Schwur, vielleicht ein Geheimniß anderer Art die Zunge band, zum Sprechen bringen. Es war hier Vorsicht und Verstellung nöthig. So wenig im Ganzen diese beiden Eigenschaften im Charakter des treuherzigen, offen und laut hanthierendcn Mannes lagen, so übte doch die Bekümmerniß des Vaters diesmal mächtigen Einfluß ans seine gewohnte Denkungsart. Er nahm zu einer List wine Zuflucht.

Ars gab vor, eine Bodenkammer, in der mancherlei altes Geräth lag, ausräumcn zu müssen, und rief, als er eben im verdrnßlichen Geschäft begriffen war, seine Tochter herbei, die, zum Besuch gekommen, unten un­ter dem Vordache saß. Sie erschien und der Alte rief ihr zu: »Sieh hier, Eva, den schweren Sack mit dem Eisenkram: versuche einmal, ob du ihn dort in jene Kammer hinübcrtragen kannst; es ist der lezte hier und ich habe mich an den andern schon müde gearbeitet.» »Aber, Vater,« sagie die Tochter, »kann das nicht Claus, der Geselle, thun? Soll ich ihn rufen?» »Laß ihn, er ist gerade im Keller beschäftigt. Wie? hast du so wenig Kraft? Kannst du nicht einmal diese unbedeutende Last tragen?» Eva ließ ihren Vater diesen Vorwurf nicht vollenden, sie hob lachend den Sack mit dem Eisenkram auf die Schulter und bewegte sich damit gegen die bewichncte Kammer. Da rief der Alte: »Ei! sieht das nicht gerade aus, als trügest du einen häßlichen Kobold auf deinen Schultern?»

(Schluß folgt.)

Gold- N Silber-Gourse. Frankfurt, 5. Februar 1851.

Pistolen . . . . - > Preußische Friedrichsdo'r Holländische 10 fl. Stücke Rand-Dukaten.... 20-Franksstücke.... Englische Souverains . Preußische Tbaler. . . Preußische Kassenscheine 5-Frankenthaler . . - Hochhaltig Silber . .

fl.

kr.

9

29(2-30',

9

55-56

9

.40-41

5

30-31

9

22-23

11

40-41

1

45-Vs

1

45V»-V«

2

20V^/4

24

26-28

Redakiion, Druck und Verlag der Mec h'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.