A r o rr r k.

Deutschland.

Württember g.

Stuttgart. Wie sehr es der Regie­rung angelegen ist, den Bau der Westdahn, von Bietigheim nach Bruchsal, so schnell als immer möglich in Ausführung zu bringen, zeigt die so schnell erfolgte Ernennung der betreffen­den Baubeamten. Am 1. Feb. genehmigte die badische 1. Kammer den Vertrag, am 3. Feb. erfolgte schon die königl. Genehmigung der Or­ganisation des Baudienstes, welche der Staats- Anzeiger vom 5. mittheilt. Hiernach sind für den Bahnbaudienst im ersten Bezirk, mit dem Amtssitz in Bietigheim, der Bauinspektor Beckh in Stuttgart, im zweiten Bezirk, mir dem Amtssitz in Maulbronn, der Ärrisbaurath Cloß in Ulm, im dritten Bezirk, mit dem Amtssitz in Brette», der proviiori>'che Gauinspektor Presset bestimmt, und der Hochbaudicnst der ganzen Pinie, mit dem Siz in Maulbionn dem Bauinspektor Spindler in Friedrichshasen übertragen.

Hessen-Kassel.

Kassel, 1. Feb. In Kassel organisirt sich eine große Auswanderung nach Chili, die so massenhaft vor sich geht, daß binnen einer Woche zweihundert Familien sich dazu unterschrieben haben. Und diese Familien gehören zu den acht­barsten des pandes; es befindet sich darunter der bessere Theil unserer Geistlichkeit.

Oestreich.

W i e n. Die hiesige ministerielleCorre- spondenz" hofft in nicht ferner Zeit den befrie­digenden Abschluß eines Theilcs der über Deutsch­lands Zukunft noch schwebenden Verhandlungen melden zu können. So viel scy sicher (sagt sie), daß das Schwert sezt ruhig in der Scheide ver­bleiben und die Verringerung der für den Fall des Kampfes anfgebotenen Streitkräfte den In­teressen der öffentlichen Wohlfahrt zu gute kom­men werde.

Ausland.

Frankreich.

Aus Paris wird demGlobe" geschrieben, General peflo, Hr. Baze und mehrere andere der entschiedeneren Gegner des Elpsee-National in der Nationalversammlung hätten sich davon überzeugt, daß sie vom Heere nichts zu hoffen hätten; mehrere Generale halten erklärt, daß das Heer in Paris stets den Befehlen seiner Chefs, wer diese auch wären, gehorchen würde, daß aber die Gesinnung der Mannschaften im Allgemeinen napoleonistisch sey.

Das Journal, welches die meisten Abon­nenten in Frankreich bat, ist das Kirchenblatt. Die Annalen der Verbreitung des Glaubens cs zählt nicht weniger als 160,000 Subscri- benten.

Miszellen.

Deutsche Auswanderung und Socialdemokratie, von Nordamerika aus betrachtet.

Die Erwartungen der Eurovamüden in Bezug auf das gelobte Land icnseits des Weltmeeres werden diesseits desselben häufig durch unwissende oder befan­gene Nathgeber irre geleitet und bald zu übertriebenen Hoffnungen gesteigert, bald zu grundloser Muthlofig- keit hcrabgestimmt. In beiden Fällen im einen frü­her, im andern später leiden die unerläßlichen Be­dingungen eines neuen Lebens: Lebensmuth und That- kraft der Auswanderer, unter dem Einflüsse solcher irregeleiteter Ansichten, und Stimmungen. Deßhalb find Nachrichten und Anschauungen aus Nordame­rika selbst, sofern ihre Quellen bekannt find, den europäischen Fcrnfichten vorznziehen. Aus diesem Grunde theilcn wir hier einige Aenßerungen der demokra­tischen »Newyorker Staatszeitung« über die rubricir- ten Gegenstände mit:

I.

Die deutsche Bevölkerung in den Bereinigten Staa­ten hat in den lezten Jahren, namentlich seit der Feb­ruar-Revolution, eine überraschend große Zunahme er­halten, und freudig muß es dabei anerkannt werden, daß eine tüchtige Intelligenz, daß eine geistige Kraft hier eingebürgert wurde, welche zunächst für die Stel­lung der Deutschen in der Union, künftig aber auf diese selbst, einen höchst wohlthuendcn Einfluß äußern muß. ES sind eine Masse mehr oder weniger ge­bildeter Männer mit und ohne Familie, welche unzu­frieden mit dem Bestehenden oder furchtsam wegen des ungewissen Zustandes in Europa, hier einwandertcn, es wurde aber namentlich eine große Menge braver Männer, die redlich in ihrem Streben und confequent in revolutionärer Folgerung sich mit Schwert und Fe­der, mit Herz und Mund an dem Freibcitskampfe be­theiligt hatten, durch den scheinbaren augenblicklichen Sieg der Reaktion, gezwungen, in das Asyl der Mensch­heit, in unsere Republik zu flüchten. Daß sich unter den Leztern viele Sprudelköpfe, viele Revolutionäre von Handwerk, viele Schwärmer mit unfruchtbaren Weltverbesserungs-Jdeen und viele Bummler befinden, welche sich sämmtlich unsere Republik als das Eldo­rado oder das Faulbett der Menschheit träumten, un­terliegt kaum einem Zweifel, und sonderbar lächerlich ist es dabei, wenn mehrere von diesen sich noch auf dem europäisch-revolutionären Boden glauben und ihren alten Kampf fortsezen wollen, ohne sich der ihnen gehässigen Arbeit zu unterziehen, wenigstens in et­was sich mit Sprache, Sitte und Gesez, mit den noth- wendig bedingenden Verhältnissen ihrer neuen Heimath, bekannt zu machen und den Organismus der politischen Entwickelung der Vereinigten Staaten kennen zu ler­nen. So viel ehrende Ausnahmen wir immerhin da­bei machen müssen, so sehr ist es erforderlich, gewisse Herren, die stets über deutsche Gelehrte spotten und den Pcdantenzopf als einen Fächer bcnuzen, um ihre Stellung zu bewcdeln, daran zu erinnern, daß sie mit ihren überstürzenden Ansichten eben so unfruchtbar an­maßend, eigensinnig und oft verschroben sind, als nur immer ein Professor betitelter Stubenhocker in Deutsch­land sich lächerlich gemacht hat. (Forts, folgt.)