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Peterchen wurde vor den Capital« bcschieden, der ihn folgendermaßen anrcdete: »Wir find jezt auf der See; auf der See muß ein Jeder, der sich auf meinem Schiffe befindet, unbedingt gehorchen, ohne Ausnahme! Merk' Dir das, Junge! Wer nicht gehorcht, wird be­straft durch Verweise, Hunger, Cinsperrung und wo das nicht hilft, durch strenge körperliche Züchtigung. Ich habe Dir's gesagt, richte Dich darnach.»

Und der Junge richtete sich darnach, aber wie ein achter Trozkopf, ohne irgend Einem ein freundliches Gesicht zu gönnen. Bald aber machte er ein ganz mi­serables Gesicht, und noch Hatte das Schiff nicht den halben Weg bis Helgoland zurückgelegt, als Peterchen in der jammervollsten Verfassung auf dem Verdeck lag

er hatte die Seekrankheit. Da waren es denn nun die Matrosen, die,sich seiner erbarmend annahmen und ihrer Erfahrung gelang es, ihm endlich über den Höhenpunkt des entsezlichen Zustandes hinwegzuhclfcn, und als die Seekrankheit glücklich überstanden war, war Peterchen ein ganz Anderer als vorher, und ohne fi'ch's selber klar bewußt zu seyn, hatte er den festen Entschluß gefaßt: sich die. Liebe jener Männer zu er­werben, die ihm so viel Mitleid und doch keine Schwä­che zeigten.

Es waren noch zwei andere Schiffsjungen an Bord, der Eine um etwa zwei Jahre älter als Peter, der Andere um eben so viel jünger, es waren gutmü- thige, gewandte Jungen, die sich wacker hielten, Peter strebte, es ihnen nachzuthun, und da ihm dies gelang, sezte er seinen Stolz darein, es ihnen zuvorzuthun, und es gelang ihm gleichfalls, wie er's wollte. Wir haben weder eine Novelle, noch eine Biographie des jungen Musjö Peter Schaade aus Hamburg schreiben, sondern nur das getreue Porträt eines Schiffsjungen zeichnen wollen, der als verzogenes, unverbesserlich scheinendes Muttersöhnchen zur See geschickt wurde und nach Verlauf von anderthalb Jahren als Abgott der ganzen Mannschaft aus Westindien heimkehrte.

So geschah es wirklich mit unserm Helden. Ohne Prügel, ohne Mißhandlungen irgend einer Art, ohne langweilige Moralpredigten, hatten die Männer auf dem Schiffe durch ihr Beispiel aus dem ungezogensten Rangen in kurzer Zeit den bravsten Jungen erzogen, der ihr Stolz, ihre Freude, ja endlich gewissermaßen

im besten Sinne der Tyrann des ganzen Schiffes wurde, dessen harmlosen, heitern Tollheiten selbst der Capitain Beifall lächelte. Ein Schiffsjunge, der's so weit gebracht hat, das ist das glücklichste Geschöpf Gottes, aber auch nie wieder vom Meere zu trennen, und Peter Schaade blieb dem Meere treu, führte spä­ter als Capitain selber einen. stattlichen Dreimaster und fand, wie so viele der besten Seemänner, endlich in einem großen Sturme, am Kap der guten Hoffnung, im Salzwasser ein weiches, kühles Grab, wie cs sich für einen braven Seemann immer am besten schickt.

Wir sind um Aufnahme dieses, einer Beschrei­bung der Zahresfeste in Basel im Christenbotcn ent­nommenen Art. ersucht worden:

»Der edle, noch jugendlich rüstige Greis, Inspektor Zeller, erzählte zuerst, wie es gerade vor einem

Jahre in Beuggen ausgesehen habe. Cs kamen in de» ersten Tagen des Juli in zwei Rächten gegen zwei­hundert flüchtige Freischärler, über hundert derselben wurden in Beuggen gespeist, achtundsechzig übernach­teten daselbst; die Uebrigen waren weiter gezogen, weil sie es nicht für ehrenhaft hielten, eine Armenan­stalt zu belästigen. Nachher wurden innerhalb neunzig Tagen achthundertvier Preußen dort einquartirt, welche sich alle gut betrugen und bei ibrem Abzug dank­bar bezeugten. »Es sind sieben Lektionen, die wir während der Revolutionszeit gelernt haben. 1) Got­tes allmächtiger Schuz wird nicht umsonst angerufen, wo menschliche Hilfe vergeblich ist und wo aller obrig­keitliche Schuz aufgehört hat- 2g Es ist leicht, eine Revolution anzurichten, aber schwer sie zu leiten und die angerichtete Suppe auszuessen. Es dringen so viele finstere, dämonische Kräfte herein, die man nicht mehr bewältigen kann, und es geht wie bei jenem Zauberlehrling, der die Geister wohl heraufbeschwörcn, aber nicht mehr bannen konnte. 3g Etwas einreißcn, zerbrechen oder verderben kann Jeder, aber etwas Gutes aufbaue», das erfordert eine» weisen Baumei­ster. Wir müssen uns zu Handlangern und Gehilfen des großen Baumeisters bilden lassen. 4g Wenn die Selbstsucht, der Eigennuz, der Hochmuth, der Unglaube, die List es bis zum Siege und Gelingen gebracht ha­ben, dann müssen die, welchen es gelungen ist, ihre Unfähigkeit, zu regieren, offenbaren. 5g Revolutionen find Ernten früherer Saaten, wo Regenten, Obrig­keiten, Beamte, Pfarrer, Schulmeister denen gleichen, von welchen JesaiaS 56, 10 12 sagt: »Alle ihre Wächter sind blind, sie wissen alle nichts, stumme Hunde sind sie, die nicht strafen können; sind faul, liegen und schlafen gerne. Ein Jeglicher stehet auf seinen Weg, ein Jeglicher geizet für sich in seinem Stande.» 6g Wenn bei einem Hause oder Thurme ein großer Einsturz geschieht, da offenbaren sich die verborgenen Schäden, die man vorher nicht geachtet hat; so weit die Fundamente noch gut sind, muß der Bau auf die­sen wieder aufgeführt werden. 7g Leute, welche keine Bibel haben und keine lesen, verlieren allen Wahr- heitsflnn, so daß sie sich von allen Volksschmeichlern leiten, blenden und verführen lassen, nicht nur einmal, sondern oft.«

Geographische Räthsel für Schüler.

i.

Von welcher württembergifchen Oberamtsstadt bil­den die zwei lezten Silben wieder eine württembergi- sche Oberamtsstadt?

2 .

Welche russische Provinz benennt in ihren drei lezten Silben ein großes Land in Asien?

Gold-Course.

Stuttgart, den 15. August 1850. Württemberg. Dukaten (Fester Coursg 5 ff. 45 kr. Andere Dukaten . . . . . . . 5 fl. 37 kr. Neue Louisd'or........ 11 fl- 6 kr.

Fricdrtchsd'or ........ 9 ff. 49 kr.

20 Franks-Stücke.. 9 fl. 31 kr.

Redaktion, Druck und Verlag der Mee h'schen Buchdruckcrei in Neuenbürg.