229

Württemberg.

Stuttgart, 15. Juli. Auch hier und in Tübingen sind Aufforderungen für die Schleswig- Holsteiner ergangen, welche gleich Anfangs an­sehnliche Beiträge zur Folge hatten, deren ge­ringster 15 fl. ist, während Professor Fallati 100 fl. zeichnete und seine Gattin eine Kette zur Unterstüzung des Brudervolkes bot. Unter den weitern Unterzeichnern bemerkt man die Namen Reyscher, Haug, G. Pfizer, Dr. Ca- merer, Ludw. Uhland, G. Duvernoy, Fr. Fe- Lerer, H. Ehrhard.

Der frühere Oberlieutenant Kap ff hat sicherem Vernehmen nach das Patent als schles­wig-holsteinischer Hauptmann 2. Klaffe erhalten und wird sich unverzüglich an den Ort seiner neuen Bestimmung begeben.

Die dritten ordentlichen Sizungen der Schwurgerichtshöfe des Schwarzwaldkreises zu Tübingen werden am 2. September 1850 und zu Rottweil am 19. September 1850 je Morgens 9 Uhr eröffnet werden. Zum Prä­sidenten dieser Assisen wurde Obertribunalrath v. Teuffel, und zu dessen Stellvertreter Ober- justizrath Gros ernannt.

Hr. v. Wächter-Spittler soll für das Ministerium des Cultus bestimmt seyn, und das­selbe übernehmen, sowie sein Prozeß entschieden ist, an dessen für ihn glücklicher Entscheidung selbst seine Ankläger bei der dermaligen Zu- sammeusezung des Staatsgerichtshofs nicht zweifeln. lF.J.)

Ausland.

Amerika.

Ein zu Lvuisville in Kentucky erscheinendes Blatt berichtet Nachstehendes: Gestern früh er­lebten wir einen Auftritt, der für den Menschen­freund etwas ungemein Niederschlagcndes hat. Der DampferKendall" lag bei der Wallstraße am Werft und war im Begriffe nach New- Orleans abzufahren. Aus dem Decke des Vor- Lerkastells stand eine eizenthümliche Gruppe, ein Sclavenhändler mit einem halben Duzend Sclaven, unter welchen eine Mutter, die ihr Kind an der Brust hatte. Offenbar sollten sie im Süden verkauft werden. Eben als die Schiffsglocke zum leztenmal schellte und die Taue vom Werft abgelöst werden sollten, for­derte man der Mutier das Kind ab und be­deutete ihr, daß sie ohne dasselbe fortreisen müsse. Das arme Weib wurde beinahe wahn- sinnig vor Schmerz. Sie drückte das Kind krampfhaft an sich, küßte es mit Thränen und lief dann zu einem Koffer, in welchem sie aller­hand Kleidungsstücke für das Kleine verpackt hatte. Diese drückte sie noch einmal an die Lippen und hüllte dann das Kind hinein. Der Sclavenhändler befahl ihr, rasch zu folgen und sie gehorchte mechanisch dem Gebote. Aber das

Mutlergefühl war zu mächtig, als daß es sich hätte unterdrücken lassen; unter lautem Angstge­schrei kehrte sie wieder um, packte das Kind wieder und wollte es nicht mehr lassen. Ihr Jammer, ihr bis zum Wahnsinn gesteigerter Schmerz erregte die innigste Theilnahme der am User Stehenden. Der Sclavenhändler wurde gefragt, ob er nicht Mutter und Kind zusammen verkaufen wolle. Er lies sich willig finden, beide für die Summe von 650 Dollars loszu­schlagen. Man schoß sogleich Geld zusammen; Manche gaben 10 Dollars. Inzwischen war der Kapitän des Dampfers, Norton, aus seiner Kajüte gekommen, sah, was vorging, erklärte dem Sclavenhändler, er werde ihn nicht am Bord behalten, schickte Händler und Sclaven wieder ans Land ohne sie hinunter

nach New-Orleans.^ (.Didask.)

Fortwährend laufen die traurigsten Mel­dungen über die diesjährigen Ueberschwemmun- gen des Mississippi ein. Die Fluth soll größer seyn, als sie seit 1828 jemals war. Helena in Arkansas gegenüber stehen die Prairien ganz unter Wasser. Von Natchez bis zu den Qua- chita-Hügeln, eine Strecke von 40 Meilen, hat sich der Strom erweitert. Soweit das Auge reicht, ist Alles eine Wasserfläche. Auf jeder Hüzelspize drängen sich Pferde, Kühe und an­dere Hausthiere, ja selbst Bären, Panther und Hirsche mischen sich unter sie und vergessen bei der allgemeinen Gefahr ihre natürliche Wildheit und Schüchternheit. Hunderte von Meilen lang ist der Mississippi unterhalb der Mündung des Ohio über ferne Ufer getreten. Rodney gegen­über, auf der Louisianaseite, hat sich ein sehr breiter und tiefer Dammbruch gebildet, durch den unermeßliche Wassermassen strömen. Ebenso stürzt der Mississippi durch den alten Damm­bruch bei Bonnet Carre in einer Breite, welche größer als das eigentliche Bette des Stromes ist. Dieser Dammbruch wird wahrscheinlich in Zukunft ein Arm des Mississippi bleiben, um dem unterhalb gelegenen Lande mehr Sicherheit gegen Ueberschwemmungen zu geben.

Wiszellen.

Die Truhe.

(Fortsezung.)

Von dieser Stunde an war es um den alten Pe­ter Mowbray geschehen. Er verfiel in eine Art Blöd­sinn, und Jenny sah sich genöthigt, für ihn und sich zu arbeiten. Ein trauriger Wechsel für ein Mädchen, dessen Bestreben es gewesen war, die Dame zu spielen. Doch Ehre ihr und der Wahrheit, sie benahm sich im Unglück besser als im Glück. Gütige Menschen, die sie vernachläfiigt und die jezt Theil an ihr nahmen, halfen ihr eine kleine Schule errichten, und so gelang es ihr, ein, wenn auch nur bescheidenes Dach über dem grauen Haupte dessen zu erhalten, dem ihre Mädcheneitelkeit eine Heimath genommen.