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Württemberg.

Stuttgart, 11. Juli. Man spricht nach immer von dem wahrscheinlichen Eintritt des Hrn. von Varnbiihler in das Kabiner. Der Staat scheint nun in einen neuen Confli« mit der Taris'schen Post zu gerathen, da diese sich weigert, das wiirttembergische Staatspapier­geld nach dem im Gcseze hierüber bestimmten ermäßigten Tarife zu befördern. (F.J.)

Vom Rheine berichtet man vom 9. Juli: Zwischen der fiirstl. thurn- und taris'schen General-Post-Verwaltung und der Württemberg gischen Negierung wird, sicherem Vernehmen zufolge, ein provisorischer Vertrag zu Stande kommen, kraft dessen die Posten einstweilen auf der Eisenbahn befördert werden. Es verwendet sich für dieses zeitweilige Uebereinkommen na­mentlich die östrcichische und bayerische Diplomatie.

Dreuße n.

Köln, 10. Juli. Es sind hier bereits Veranstaltungen eingelcitet, um die schleswig- holsteinische Armee in dem bevorstehenden Kampfe nicht allein mit den nothwendigen Lazarethbe- dürfnisscn, Leinwand, Charpie, Binden :c., son­dern auch mit Geld zur Untcrstiizung der In­validen und der im Felde stehenden Soldaten zu versorgen. Insbesondere sind es Abgeordnete unserer Kammern und des Erfurter Parlaments, welche sich dieser Sache annehmen.

Aachen, 11. Juli. Der Oberstlieutenant von der Tann, welcher den König von Bayern als Adjutant hieher begleitet hat, ist heute, nachdem er von S. Mas. sich beurlaubt, nach Schleswig-Holstein abgereist. Wie wir hören, wird er auch jezt wieder an die Spize des Generalstabs treten. Die Armee wird den treuen Waffenbruder und Gefährten ihrer frühe­ren Siege mit Jubel begrüßen.

Oestrei ch.

Es kehlt nicht an Stimmen, welche das Schwarzenberg'sche Kabinet dringend angehen, in Sachen Schleswig-Holsteins die Protektors­rolle zu spielen und dem von Preußen abge­schlossenen Friedensvertrag die Genehmigung zu verweigern; durch nichts könne es die Sympa­thien Deutschlands mehr gewinnen.

Hessen-Kassel.

Kassel, 7. Juli. Hr. Ward, der bri­tische General-Consul in Dresden ist dieser Tage hier eingetroffen. Da derselbe von seiner Regierung öfter schon zu diplomatischen Missio­nen verwendet wurde, so glaubt man seine An­wesenheit mit der hier stattsindenden allgemei­nen Zollkonferenz in Verbindung bringen zu Dürfen.

Ausland.

Großbritannien.

London, 10. Juni, lieber das zum Be­huf der allgemeinen Gewerbe-Ausstellung zu errichtende Gebäude enthält das BlattThe Builder" folgende Angaben:Der Bau der Kuppel, welche 200 Fuß im Durchmesser haben soll, wird keine Kleinigkeit seyn, obgleich man sich leichter Eisenplatten dazu bedienen wird, sie wird doppelt so groß seyn, wie die Kuppel unserer St. Paulskirche, welche etwa 112 FuH im Durchmesser hat. Die Kuppel von St. Peter in Rom hat einen Durchmesser von 139, dre des Pantheon von 142 Fuß. Die Centralhalle wird ein 16seitiges Polygon seyn; 4 Seiten werden nach Gärten hinausgehen. Die Front­wände der Halle werden aus Ziegel und etwa 60 Fuß hoch seyn.

Rußland.

Ein Deutscher, ein Thüringer, der russische Staatsrath Ludwig v. Fescher aus Eisleben, ist in Petersburg im hohen Alter seines Amtes als Direktor der kaiserlichen Gärten schimpflich entsezt worden. Er hatte in ein Wespennest gegriffen, d. h. zahlreiche und grobe Unterschleife und Unterschlagungen furchtlos aufgedeckt; die kleinen Diebe wurden abgesezt, die großen aber, sehr hohe und dem Kultusminister nahe gestellte Personen brachten den ehrlichen Deutschen zum Fall. Er durfte sich nicht einmal vertheidigen.

Miszellen.

Die Truhe.

Es mögen dreißig Jahre seyn, da lebte in einem schottischen Dorfe unweit der Hafenstadt Lyme ein für jene Gegend wohlhabender Pächter, Peter Mowbray. Er hatte sich durch Fleiß emporgebracht und ein einzi­ges Kind, eine Tochter, Jenny, in ihrem 15. Jahre das liebste Mädchen des Dorfes. Beim Ortsschulmei­ster hatte sie gelernt in der Bibel lesen, Buchstaben schreiben, die freilich Buchstaben ganz eigener Art wa­ren, und, wie der Schulmeister versicherte, was jedoch selbst der Vater kaum glauben wollte, die Anfangs­gründe der Rechenkunst. Diese Herrlichkeiten genügten einem Vater nicht, der seine Tochter zärtlich liebte und sich im Stande sah, ihr fünfzehnhundert und fünfzig Pfund Sterling zu hinterlaffen, die er gegen jährliche vier und ein halb vom Hundert in der Bank zu Lyme angelegt hatte. Also that Peter Mowbray seine Jenny in eine dortige Erziehungsanstalt, wo sie schlechtes Französisch radebrechen, ein paar Liedchen auf dem Spinet klimpern, ein Vergißmeinnicht malen, mit Seide in Muffeüin sticken und die Franxaise Hüpfen lernte. Aber nein, das war nicht Alles. Gleichviel, ob von der Gouvernante oder von den Mitschülerin­nen, sie lernte auch kunstgerecht über Puz und Männer sprechen und heimlich an beides denken, und ehe sie