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Kirchheim, 21. Juni. Bis heute sind an 9000 Zentner Wolle auf den Wollmcnkt hieher gebracht worden, denen neue starke Zufuhren unausgesezt folgen. Der Markt hat heute Vormittag seinen Anfang genommen und schon sind, ohne daß ein Preis gemacht wäre, einige Käufe geschlossen. (K. B.)
Bade n.
Das Hofgericht des Mittelrheinkrerses hat den ehemaligen Diktator Brentano zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt. Brentano ist bekanmlich in den vereinigten Staaten.
Mannheim, 22. Juni. In diesem Augenblick ist General Wränget hier angekommen. Derselbe wird morgen die badischen Truppen vor dem Ausmarsch Revue passiren lassen.
(F. J-)
Wie man aus Mannheim schreibt, so hätte man dort eine recht gesegnete Ernte zu erwarten. Vergangene Woche ist bereits die erste Klee- oder Fmrerschur vorgenommen worden, und soll die Ueppigkeit der Futterkräuter dem Ertrag der üppigsten Jahre gleichkommen.
Preußen.
Berlin, 2l. Juni. Die „Ostsee-Ztg." berichtet aus Greifswalde, daß das dortige Kreisgericht am 19. d. den kurhessischen Bun- destagsgesandten und Ministerpräsidenten Hassen- pssug zu einer Gefängnißstrafe von 14 Tagen, Ersaz der unterschlagenen Summe und der Kosten in eoutumuoiam verurtheilt und denselben der Anstcllungsfähigkeit für den preußischen Staat verlustig erklärt hatl Die preußische Nationalkokarde wurde Hassenpflug ausdrücklich nicht entzogen, weil derselbe dem preußischen Staatsverbande nicht mehr angehört.
— In diesen Tagen fand im Büreau der „Nationalzeitung" eure Konferenz derjenigen Redakteure statt, deren Organe vom Poftdebit ausgeschlossen sind. Es iü in Absicht, eine förmliche Prival-Transpon-Anstalt zu errichten, dieselbe über den ganzen Staat auszudehnen und namentlich auch auswärtigen Zeitungen, denen der Postdebit entzogen ist, zugänglich zu machen.
Die Reise des Kaisers von Rußland nach London bestätigt sich. Das nächste Motiv zur Reise des Prinzen von Preußen ist die Einladung der Königin Viktoria zu dem Taufakte ihren jüngsten Kindes.
O e ft r e i ch.
Wien. Der Direktor der berühmtenland- wirthschastlichen Bildungsanstalt zu Hohenheim in Württemberg, Papst, ist mit dein Range eines Srktionsrathes zum Direktor des vom Staat übernommenen und neu zu organisirenden Instituts zu Ungarisch-Altenburg ernannt worden.
Die Kinder Kossuth's sind in Constantinopel angclangt und begeben sich zu ihrem Vater nach Kiutahih.
Ausland.
Griechenland.
Athen, 10. Juni. Der Kaiser von Rußland hat den beiden andern Schuzmächten Griechenlands den Vorschlag machen lassen, in Rücksicht auf die jezige schwierige Lage Griechenlands in den nächsten 4 Jahren keine Zahlung von Zinsen und Amortiffements des griechischen Anlehens zu beanspruchen. Man hofft, daß, wenn nicht England, so doch auch Frankreich auf diesen Vorschlag entgehen werde. (F. I.)
Frankreich.
Paris, 19. Juni. In der heutigen Si- zung nahm der jüngst nn Departement des Nie- dcrrheins gewählte Hr. Emil von Girardin, ehemaliger Anhänger Louis Philipp's und der ruj> fischen Allianz und jezt Sozialist, seinen Siz ein; er wählte ihn auf der Bank der Bergpartei, auf der sich die HH. Eugen Sue, .Vidal und deFlotte befinden. Hr. von Girardin Hatto sich. zu seinem heutigen Ehrentage mit dem Bande des Ordens Karls des Dritten geschmückt.
Paris. Der Kriegsminister hat einen alten Soldaten, polnischen Ursprungs, Namens Ko- lumbeski, 126 Jahre alt, ins Jnvalidenhotel aufnehmen lassen. Er ist unter der Regierung Ludwigs XV. geboren, hat im siebenjährigen Kriege mitgefochten, zählte schon viele Dienstjahre in der Schlacht von Fontenap und war viel zu alt, um noch in den Krieg mitzuziehen, als die Revolution von 1793 ausbrach, da er damals schon 70 Jahre zählte. Er hat unter zehnerlei Regierungs formen in Frankreich gedient. —
Miszellen.
vr. Gützlaff.
sSchlußZ
Bekanntlich befindet sich Gützlaff gegenwärtig in Europa und hat bis jezt in England, Holland und neuerdings in Berlin sich einige Zeit aufgehalten. Dem Vernehmen nach beabsichtigt er im Laufe dieses Sommers noch Königsberg, Danzig, Elbing, Schweden, Rußland, Süddeutschland, Griechenland und Konstantinopel zu berühren und am ersten Ok t. wieder in China einzutreffen. Der Zweck seiner Reisen ist der, die evangelische Kirche für die Verbreitung des Chri- stenthums in China, »unter dem ältesten und größte» Volke.der Erde, das drcihundertsiebenundsechzig Mil. Seelen zählt,« zu begeistern. Mit feuriger Beredtsamkeit verkündet er den wunderbaren Seegen, den die Mission in China gehabt, schildert er das Elend »seines« Volks, wie selbst »sein Kaiser, ein Mann, der die Wissenschaft liebt, der für sein Volk in jeder Beziehung das ist, was Peter der Große für Rußland war, da er sein Reich europäischer Wissenschaft und Kunst aufschließt, eigenhändig Schiffe baut und vollständig ausrüstet, wie selbst dieser Mann vor den Gözen sein Haupt auf die Erde stößt.« Als der jüngst verstorbene