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§s 108 .

Amts- und Nnzeigeblatk für den Bezirk Calw.

72. Jahrgang.

Erscheint DienStaoS, Donnerstags und SamStagS. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Umgebung V Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Pfg.

Dienstag, den 14. September 1897.

Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt Mk. 1.10 ins HauS gebracht, Mk. i. IS durch die Post bezogen im Bezirk. Außer Dyke Mk. 1. SS.

Tagesneuigkeiten.

Calw, 13. Sept. Gestern feierte der Rad- fahreroerein Hirsau unter großer Beteiligung seitens seiner Mitglieder, sowie des Radfahrsrvereins Calw, sein I. Stiftungsfest. Mit der Feier war zugleich ein Straßenrennen von Hirsau nach Wildberg, ein Vereinswettfahren und ein offenes Hauptfahren verbunden. Auf erste«» Strecke (34 Lm) errangen sich Preise: I. Kühn-Pforzheim, II. Grosssl- finger-Pforzheim, III. Treiber-Wildbad, IV. Häußer-Hirsau, V. Beukert-Pforzheim; 3) im Vereinswettfahren (4000 m, von Hirsau nach Calw und zurück): I. Treiber-Wildbad, II. Häußer- Hirsau, III. Critzmann-Hirsau, IV. Beukert- Pforzheim, V. Bilharz-Hirsau; 3) im offenen Hauptfahren (4000 m): I. Kühn-Pforzheim, jedoch disqualifiziert, wodurch Gross elfin g er-Pforzheim den I., Eberhardt-Calw den II., Treiber- Wildbad den HI., Pfitzenmayer-Calw den IV., Bauer-Calw den V. und K ü h n - Pforzheim den VI. Preis erhielten. Nach Beendigung des Wett­fahrens war großer Umzug durch Hirsau und Calw, wobei die Calwer Stadtmusik pr. Wagen vorausfuhr. Nach der Rückkehr in den Gasthof z. Schwanen fand die Preisverkündigung mit Verteilung von wertvollen Gewinnen statt. Die zahlreich versammelten Zuschauer bekundeten lebhafte Teilnahme an dem interessanten Wettkampf.

sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.j Bei dem im Juni und Juli l. I. an den Gymnasien des Landes abgehaltenen Abiturientenprüfungen haben nachstehende Schüler das Zeugnis der Reife erlangt und sich hiedurch die in Ziff. 10. Abs. 1 der Minist. Verf. v. 19. Juli 1873 bezeichneten Be­

rechtigungen erworben: Schiler, Hermann, S. d. Arzts in Calw, Zoeppritz, Bernhard, S. d. Fabri­kanten in Calw, Saile, Kuno, S. d. Kaufmanns in Weilderstadt.

Stammheim, 13. Sept. Die Hopfen­ernte ist über die Hälfte beendet. Wider Erwarten hat sich der Hopfen in den letzten Wochen sehr günstig entwickelt; er ist im allgemeinen schön voll, gut ge­schloffen und lupulinreich, so daß das Produkt ein gutes werden wird. Das Trocknen ist infolge der nassen und kalten Witterung erschwert, doch ist Ende der Woche sackbare Ware zu haben. Ein Verkauf wurde bis jetzt noch nicht abgeschlossen.

Vom Ströhgäu, 9. Sept. (Hopfen.) In Rrnningen wurde eine größere Partie Frühhopfen per Zentner zu 80 ^ nebst Leihkauf abgesetzt. Auf dem Jhingerhof wurden 20 Ztr. Hopfen ä 100 ^ ver­kauft. Die Hälfte der Späthhopfen ist gepflückt; das Trocknen der Dolden geht jedoch sehr langsam von statten, weshalb die Farbe des Produktes einiger­maßen notleidet.

Stuttgart, 10. Sept. Wie wir hören, ist der erste Preis der Ausstellungslotterie für Hotel- und Wirtschaftswesen und andere verwandte Gewerbe einer Kellnerin zugefallen, welcher von dem Haus Brauer 2250 geboten wurden. Dieselbe ver­äußerte ihren Gewinn jedoch an Herrn Bofinger (Stempelfabrikant) um 2700

Stuttgart, 11. Sept. Die Hoffnung der württ. Lehrerschaft, daß zu der vom Kgl. Kultmini­sterium auf 29. Sept. einberufenen Schulkommission auch die Vorstände der verschiedenen Lehrervereins geladen werden würden, scheint sich zu erfüllen, wenig­

stens wird Oberlehrer Honold-Langenau, Vorstand des W. Volksschullehrervereins, beigezogen werden. Die Beratungen werden sich auf Regelung der Lehrer­gehälter, Trennung des Mesnerei vom Schuldienst u. s. w. erstrecken und 2 Tage in Anspruch nehmen.

Stuttgart, 11. Sept. Kartoffelmarkt: Zufuhr 500 Ztr. Preis per Zentner 3 50 bis

4 <^. Filderkraut: 2000 Stück. Preis 18 bis 30 per 100 Stück. Mo stobst: Zufuhr 300 Ztr. (Hess., belg. und Holland.) Preis per Ztr. 5 80 ^ bis 6 ^ 30 H.

Bernhausen OA. Stuttgart, 10. Sept. Der gestrige Viehmarkt war etwas schwach befahren, doch ging der Handel gut. Die Preise hielten stand mit denen auf den letztabgehaltenen Märkten der Um­gegend. Auf dem Schweinemarkt war ziemlich viel Ware zugeführt. Die Preise sind im Rückgang be­griffen, da der Handel flau ging. Für die abgesetzte Ware wurde 2536 ^ per Paar bezahlt.

Nottenburg, 11. Septbr. Wie alljährlich, so halten sich auch Heuer über die Zeit der Hopfen­ernte in hies. Stadt eine große Zahl übel beleu­mundeter Personen männl. und weibl. Geschlechts auf, welche für die Bewohner geradezu gefährlich werden. Nachdem letzten Sonntag abend ein hies. Landjäger bei der Schlichtung eines Streites auf öffentl. Straße von einem Handwerksburschen nicht unbedeutend ge­stochen worden ist, wurde gestern abend 9 Uhr in der viel begangenen Straße zum Bahnhof der durch einen Dolchstich ins Herz getötete Goldarbeiter Jäggle aus Gmünd im Kandel liegend aufgefunden. Der rohe Thäter wurde ermittelt, da er mit dem Getöteten abends in der Wirtschaft z. Germania Streit gehabt

Nachdruck verböte».

Im Banne der Rache.

Roman von O. Elster.

(Fortsetzung.)

Verzeih, lieber Kurt ich habe mich einige Minuten verspätet. Sind die Kinder schon zu Bett?

Ja, die Mina hat sie zu Bett gebracht, sie schlafen schon. Aber sie haben nach Dir verlangt."

Ich werde sofort zu ihnen gehen . . ."

Ach, laß doch die Krabben! Sie schlafen auch ohne Dich. Bleib bei mir und trinke eine Taffe Thee mit mir. Ich Hab' noch 'ne halbe Stunde Zeit."

Amalie sieht es nicht gern . . ."

Ach was, Amalie ist in der Oper. Sie stört uns heute Abend glücklicher­weise nicht."

Kurt, ich bitte Dich . . ."

Nun ja, 's ist auch wahr! Es wird allmählich unerträglich diese Heftig­keit, diese .... Albernheit Amaliens. Ich hab's wahrhaftig satt. Komm, setz' Dich zu mir und laß uns plaudern."

Wenn Du es wünschest, will ich Dir gern Gesellschaft leisten. Darf ich Dir noch eine Taffe Thee einschenken?"

Ja und Dir auch eine."

Der Hauptmann zündete sich eine frische Cigarette an und lehnte sich be- haglich inI demISchaukelstuhl zuxück, mit zufrieden blinzelndem Auge die zierliche GestaltMine^Schwägerin beobachtend, welche den Thee einschenkte.

Ein allerliebster, kleiner Käfer," dachte der Hauptmann a. D.Diese üppige Fülle der dunkelbraunen Locken! Diese tiefblauen etwas schmachtend blik- kenden Augen! Diese sanfte Rundung der Wangen, des Kinns zum Kukuk, weßhalb soll man sich an dieser jungen, frischen Schönheit nicht in harmloser Weise erfreuen! Amalie war auch schön ein verteufelt schönes Weib aber es fehlte ihr die Anmut, die Lieblichkeit. . .

Der Hauptmann a. D. geriet in eine gelinde Begeisterung für seine schöne junge Schwägerin. Er ergriff ihre kleine Hand, blickte ihr lachend in die Augen und seufzte tief auf.

Was ist Dir, Kurt?" fragte Cläre erstaunt.

Ich denke daran, wie einsam es in unserem Haufe wieder werden wird, wenn Du uns einmal verläßt . . ."

Die Wangen Cläres überfluthete eine jähe Röte.

Wie kommst Du auf den Gedanken, daß ich Euch verlassen sollte? Wohin sollte ich gehen? Ihr seid meine einzigen Verwandten, Du bist mein Vor­mund . .

Pah, sprich doch nicht davon. Ich weiß recht gut, daß Du Dich so bald wie möglich von hier fortwünschest. Das ist auch gar nicht erstaun­lich. Amalie behandelt Dich ja na, wir wollen nicht darüber sprechen. Aber ein so hübsches Mädchen wie Du, findet sicherlich einen Mann . . ."

Ein hübsches, aber auch armes Mädchen, Kurt!"

Arm hm! ja, arm! Das heißt doch nicht so ganz arm. Einige tausend Thaler. .

Sagtest Du mir nicht, daß das Erbteil meiner Mutter längst drauf­gegangen sei?"

Hm, ja, freilich . . . Doch laß uns darüber nicht sprechen, ich muß Dir einmal Rechenschaft dafür ablegen . . . aber das hat ja noch Zeit . .