60
Scenen erlebt, die mir sehr peinlich waren. Er wies in harter Form die dringendsten Meldungen ab, während er mit mir über sehr unwichtige Dinge säst eine Stunde sprab, — und dies zu einer Zeit, wo alles auf dem Spiel stand! — Ein Tyrann entsteht immer durch die Verb ndung eines leidenschaftlichen Willens mit einem konfusen Kopfe! —
Schwer zu verzeihen ist es, daß Mcssenhauser in seinem Verhöre ausgesagt hat, Blum habe ihm die Präsi'dentur der Wiener Republik angeboteu! — Ich weiß, daß im Scherz eine ähnliche Aeußerung gethan worden ist. Daß sie nicht ernstlich gemeint gewesen, geht aus dem schweren Verdacht der Verrätherei hervor, welchen Blum gegen Messenhauser gehegt hat. Allein, Scherz oder Ernst, Messenhauser war durch nichts genöthigt, die Aeußerung zu Protokoll zu geben- Er kann kein Motiv als das gehabt haben/ sich vom Verdacht des Republikanismus rein zu waschen. Ich habe die Thatsache durch Blum erfahren, als dieser, nach bestandenem Verhöre noch auf eine halbe Minute in unser gemeinsames Gefängniß zurückgebracht wurde, wo er gerade Zeit genug hatte, mir diese Einzelheit mitzutheilen. Von diesem Augenblick an hielt ich Blum für verloren und ich habe ihn auch nicht wieder gesehen. Am nächsten Morgen lebte er nicht mehr, und ich wurde in der Nacht aus dem Stabsstockhausc in das Polizeihaus transportirt. — Meffenhauser hat seine Fehler mit dem Tode gebüßt. Wir müssen einräumen, daß er sich in einer sehr schwierigen Stellung befunden hat. In einer Richtung stand er zwischen Windischgräz und dem Reichstag, in der anderen zwischen der bewaffneten Demokratie und der bewaffneten Reaktionspartci in der Stadt. Ihren wahren Siz hat die Verrätherei in dieser Partei gehabt, die im Gemeinderath stark vertreten war. Sogar ein kroatischer Offizier hat nach der Einnahme der Stadt zu einem mir bekannten Manne gesagt: »Ihr habt Euch brav gehalten, aber Ihr sepd verrathen worden.» — Wenn Du mich fragst, ob mit einem der Aufgabe ganz gewachsenen Oberkommandanten die Demokratie hätte siegen können, so stehe ich nicht an, mit ja zu antworten. Er hätte aber nicht vor dem Terrorismus der Revolution erschrecken und sich nicht auf die Defensive beschränken dürfen. — Ich muß für heute schließen. Julius Zröbel.
Notizen aus dem östreichifchen Staatsbudget.
Die große Staatsbibliothek zu Wien kostet jährlich 21,000 fl., dagegen kosten die Stalljacken der Knechte im Hofmarstall 35,000 fl.! Für das Unterrichtsministerium im ganzen Reiche wird nicht der dritte Theil der Summen verwendet, wie für die Hofdieucrschast. Der östreichische GesandtschastSsekrctär in London erhält 10,000 fl., um seine Fahrten in der Stadt vermittelst Fiaker zu bestreiten (also täglich gegen 28 fl. für Fiaker.)
Eine der schönsten und werthvollsten Gemäldesammlungen in der Welt soll zerstreut werden. Um Mittel zu erlangen, den Kampf mit Ocstreich fortzuse-
, zen, ist man nämlich in Venedig gesonnen, die große berühmte Galerie dort zu verkaufen, deren größte Schäze dann jedenfalls nach England wandern.
Warnung. Ich warne hiemit Jedermann, meinem Neffen Louis auf meinen Namen hin Etwas anzuvertrauen, indem ich für Nichts einstehe.
Napoleon Bonaparte.
(Znr Jagdfreiheit.) Eine große Anzahl Landleute giengen auf die Jagd, umzingelten ein Völkchen Rebhühner und gaben endlich Feuer; sieben Landleute wurden verwundet, einer sogar bedeutend. Von den Rebhühnern wurde Niemand verlezt.
Die Bückeburger.
Neulich haben sie es deutlich unserm Parlament geschrieben :
Daß sie ihrer Lippen fürsten vielgetreue Diener blieben, Daß sie schönstens sich bedanken für das Mediatisiren, Denn sic wollten sich in Deutschland nie und nimmer
so blamiren!
Bückeburger! eure Treue wird ein Hofrath einst besingen, Lorbeern her und Eupheukränze! Laßt euch küssen und
umschlingen!
Niemals wart ihr Demokraten, niemals Wühler, gottvergessen,
Eure guten Herzen sprudeln ganz ergebenste Adressen. Lohnt die Unterthanentreue, Fürsten, laßt sie fischen,
jagen,
Und im Teutoburger Walde unentgeldlich Brennholz
schlagen!
Wtuthmaßliche Witterung des Jahres 184S.
Frühjahr.
Die Witterung des kommenden Frühlings ist im Allgemeinen ganz befriedigend. Weder für Früh- noch Spätpflanzen ist Gefahr zu besorgen, und der da oder dort einzulreten drohende Reif wird ohne Schaden vorübcrgchen.
Sommer.
Der Sommer ist für das Wachsthum aller Pflanzen sehr gedeihlich. Anhaltende Wärme, ohne schädliche Trockenheit wird deren mögliche Vollkommenheit unter- stüzcn. Schädliche Gewitter mit Hagelschlag oder Ueberschwemmung sind nicht zu befürchten.
Herbst.
Das Herbst-Quartal ist durchgchcnds gut, ohne schädliche Kälte oder Nässe befürchten zu,dürfen. Winter.
Das Winter-Quartal wird schncereich mit Zunahme an Kälte anfangen. Leztere wird einen bedeutenden Grad erreichen.
Das Jahr 1849 gehört unter die segensreichen. Meersbnrg, 2. Febr. 1849. E.
(O. Z.)
Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.