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und .verstäyd'rgky'Volkes zu lindern, das mir einen l so glänzenden Beweis seines Zutrauens gegeben hat./ Die Majorität, die ich erhalten habe, erfüllt mich nicht nur mit Erkenntlichkeit, sondern sie wird auch der neuen Regierung die moralische Kraft geben, ohne die keine Autorität bestehen kann. Mit dem Frieden und der Ordnung wird sich unser Vater­land wieder aufrichten, seine Wunden heilen, die Ver­irrten auf den rechten Weg zurückführen und die Leiden­schaften beschwichtigen. Beseelt von dem Geiste der Verständigung und Versöhnung, habe ich redliche fähige und dem Lande ergebene Männer zu mir berufen und bin überzeugt, daß sie, troz der Verschiedenheit ihres politischen Ursprungs, darin übereinstimmen werden, mit Ihnen zur Ausbildung der Verfassung, zur Ver­besserung der Geseze und zum Ruhme der Republik zusammen zu wirken. Die neue Verwaltung muß bei ihrem Eintritte in die Geschäfte ihrer Vorgängerin für , die Bemühungen danken, die sie angewendet hat, um die-Staatsgewalt ungefährdet abzugeben und die öffent­liche Ruhe zu erhalten. Das Betragen des ehrenhaften -Generals Cavaignac war dec Biederkeit seines Cha­rakters und des Pflichtgefühls würdig, das die erste Eigenschaft eines Staatsoberhaupts ist. Bürger Ver­treter ! Wir haben eine große Aufgabe zu erfüllen: cs ist isie, eine Iiepublik im Interesse Aller zu gründen und. We, gerechte feste Regierung, beseelt von der auf­richtigen.'Liebe für den Fortschritt, ohne reactionär und .utopistisch zu seyn. Scpen wir Männer des Landes nicht die einer Parthei, so werden wir mit Gottes Hülfe wenigstens Gutes thun, wenn wir nichts Großes thun könneji."

Nüchdetn- General Cavaignac seine Gewalt medergelegt hatte, nahm er seinen alten Plaz als Vertreter ans der vierten Bank der Linken ein. Ludwig Bonaparte begab sich nach seiner Rede zu ihm, drückte ihm die Hand, und sagte: General, ich bin stolz darauf, der Nachfolger eines Mannes, wie Sie zu seyn." Der Ge­neral, sichtlich überrascht, dankte mit einer stum­men Verbeugung, war aber Abends der Erste, der seine Besuchskarte im Hotel des neuen Prä­sidenten abgab.

Ein dreimaliges Vivat für die Republik schloß die Sizung.

Das neue Ministerium ist folgendermaßen zusammenge'ezt: Ministerpräsident und Justiz- minister, Odilon Darrot; auswärtige An­gelegenheiten, Drvnyn de Luys; Inneres, Leo v. Malleville; Krieg, General Nul- hiöres; Marine, Tracp; Unterrichtswcsen Fallour; Staatsbauten, Leon Foucher; Handel und Ackerbau, Birio; Finanzen, Hip- p.olit Passy.

Ausserdem sind folgende Ernennungen be­kannt gemacht: Oberbefehlshaber der Alpenarmee, Marschall Bugeaud; Oberbefehlshaber der 1. Militärdivision, der Nationalgarde und der Mobilen, General Cbanganiicr; Polizeipräfekt, GsWdarmericoberst Rebillor.

Man sagt, daß es zu einer sehr lebhaften Scene zwischen dem neuen Präsidenten und Thiers und zu einem vollständigen Bruche zwi­schen Beiden gekommen sey.

Der Stadtrath hat beschlossen, Louis Na- MlMi und seinen Ministern ein großes Ban­kett im Stadthause zu geben.

Mehrere Abgeordnete beabsichtigen dem Vernehmen nach in einer der nächsten Sizungen der Nationalversammlung den Antrag zu stellen, daß der Gehalt des Präsidenten der Republik auf l,000,000 Frs. bestimm! werde.

Paris, 24. Dezember. Der Präsident der Republik hielt heute seine erste große Nem.e über die Nationalgarden dcö SEne-Departements und die Truppen der Besazung von Paris. Die Gesammtzahl schäzte mar/ auf 200,000 Mann. -

Neuerdings ist, wie in lezier Zeit schon zu wiederholten Malen geschehen, aus Anordnung der Regierung au Louis PHOiftp ein Tbcil von dem Ertrage seiner in Frankreich befindlichen Güter verabfolgt worden.

In den lezren 38 Jahren hat Frankreich nicht weniger als 42 Handelsminister gehabt.

isz eilen.

Martin Luther, Friedrich Schiller und Robert Blum, der geistliche, der geistige und der politische Freiheitskämpfer, sind am gleichen Tage, jeder am ll). November geboren.

Ein zu einem auf dem Lande krank gewordenen Kinde gerufener Arzt (in Oberhessen) wurde von der Mutter des Kindes um den Grund der Krankheit ge­fragt. »Es ist die Krätze.» bemerkte der Gefragte. »Wird doch nicht der Windischkrätz seyn? Das soll ja eine gar za arge Krankheit seyn !» erwiedcrte die außer sich vor Sorgen gekommene Mutter.

Schrairnengektel vom 23. Dezember l8^8. Kernen wurde verkauft:

ISSchfl. ü 11 fl. 48 kr. . . . 177 ff. - kr.

18 » » 12 » » ... 216 » »

11 » « 12 » 12 » ... 134 » 12 »

44 Schfl. 527 fl. 12 kr.

Mittelpreis 1 l fl. 58 kr.

Kernen blieb aufgestellt: Scheffel Gemischte Frucht 2 »

Ackerbohnen 2 »

Taren:

für 4 Pfund weißes Kernen- oder Waizenbrod lO kr.

4 Pfund Rückenbrod.. 9 kr.

4 Pfund schwarzes Brod. 8 kr.

1 Kreuzerweck muß wägen 8Vz Loth.

Stadt-Schnldheiffenamt.

M e e h.

Neuenbürg.

Punsch-Essenz, Nhum, Ealagn

bei

C1»l l «88.

V

Nedigirt, gedruckt und verlegt von C. Me eh in Neuenbürg.

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