326

»

lichkett besteht gewiß nicht darin, mit den Leuten Schnaps , zu trinke» und sich mit ihnen z« duzen. Diese unver­dauten Ideen Von Freiheit und Gleichheit haben uns unendlich Schaden gethan und das Scheitern unseres Unternehmens herbeigeführt. Herwegh half auch vol­lends die Sache verderben. Drang ich auf Einführung militärischer Ordnung, so konnte er wüthend werden und rief einmal über das Andere:Ich will keine Soldaten t ich will keine Kamaschenknechte!" So war ich genothigt, die Sache gehen zu lassen und sie ging herzlich schlecht.

(Fortsezung folgt.) -

iszeilen.

Aus der Schazkammer des Lebens.

Die billigste Waare in der Welt ist der sogenannte gute Rath; die kostspieligste Tugend »»geheuchelte Freigebigkeit; das seltenste Gut ein Freund im Unglück und die unzuverlässigste Bersprecherin die Zukunft.

Die Hoffnung ist eine Pflanze, die ewig neue Blüthen, aber selten Fruchte treibt, und am seltensten Früchte, die unfern Geschmack befriedigen.

Die Tiefen des Meeres mißt der Mensch mit dem Senkblei, die des Himmels mit dem Fernrohr aber noch keine Wissenschaft hat ein sicheres Mittel er­funden, die Tiefe des menschlichen Herzens zu ergrün­den.

Die Menschen zeigen sich immer in ihrer Wirk­lichkeit, wenn man sie bei ihrer Eigenliebe oder ihren Interessen angreift.

In der Liebe gibt es, wie im Zweikampfe, sel­ben zwei Verwundete und zwei Besiegte.

Freundschaft ist das Bewußtsepn des Jch's in einem andern Ich; eine Verschmelzung der Seelen und Geister, sie für die Tugend und alles Große und Schone zu läutern; ein himmlisches Bündniß von Sterblichen, geschloffen, die Freuden und Leiden des Lebens gemein­sam zu theilen, endlich eine Verherrlichung des eigenen Herzens im Herzen des Andern.

Am Wärmemesser der Freundschaft ist Ichsucht der Gefrierpunkt.

Selbstbeherrschung ist Selbsterziehung.

Wer nicht an jedem neuen Tage, mit dem Bettelsacke der Armuth belastet, die Lebensreise fort- sezt, dem entgehen tausend heilsame Weltbeobachtungen und Erfahrungen, die sich dem Unglücklichen aus iedem feiner Wege und Schritte gleichsam unwillkürlich vuf- drängen. Auch bringt der Besiz des ReichthumS eine Menge von Borurtheilen mit sich, von denen der Arm­geborene nicht einmal eine Ahnung hat.

Wie die Gerüchte zum Kolorit der Tagesgeschichte gehören, so noch mehr Flugblätter, Plakate und andere den Wellenschlag der Gegenwart und ihrer Stimmun­gen mehr und minder flüchtig färbende und charakteri- firende Kundgebungen. Wir finden in einer Mittheilung aus Berlin in Kühne's Europa einen solchen Beitrag von dem dort als «Dajrsschriststeller mit'n jroßen Bart" sein Wesen treibenden »patriotischen Buddelmeier«, der die Kunst versteht, seiner reaktionären und nach altem Preußertthum duftenden Gesinnung den dreifar­bigen Mäntel des Radikalismus umzuhängen. Ein neues Plakat desselben schimpft auf gut Berlinisch auf die Frankfurter Versammlung, auf Brentano, welcher den Prinzen von Preußen angegriffen, da doch «jeder Mensch weeß, daß. der Prinz von Preußen mscht ver­schuldet hat, un daß wir ihm wieder jut sind, weil er 'n ehrlichen Sinn und ein ehrliches Jcmithe hat un nach seinem Vater schlacht't« «Aber, sagt Hr. Buddel­meier, das iS die pure Helle Angst. Ihr Iewissen in Frankfurt sagt es ihnen mit so ne stille Ahnung, daß sie über kur; oder lang doch Alle uns innen Rachen loofen, un dadrum zappeln sie jezt schon. So steht et, Zevatter Süddeutsch, dct hilft dir Alles nischt, du mußt

Preuß'sch werden. Weeste wie 't jehen wird? Seeh mal, dir Weltjeschichte macht au4 Deutschland eenen Kuchen. Würtemberg un Hannover, det is der Deeg, der wird von nen Bäcker ordentlich zusammen jerührt; Oesterreich is de Bärme, die wird zujedahn, deß der Deeg ordentlich ufjcht un nen jehörigen Umfang kriegt; Baiern sind die Eier, die machen den Deegklumpen feste un halten das nord- un süddeutsche Mehl zusam­men; Mecklenburg is de Butter, des versteht sich von selbst, die macht den Deeg fett; Sachsen is der Zucker, denn ^as wird »ns sehr süße schmecken; Kurheffen des sind die bittern Mandeln, die müssen ooch drin sind alleen^ schmeckt es ecklich, aber mang Alles mang i» et jut vor die Delikatesse. Die andern Fürstenthiimer find de kleenen Rosinen, die werren jchörig abjewa- schen von den Feudaldreck, der noch dran fizt. und dann enjeknet't, und die freien Reichsstädte find der Zuckersüß, die jeden dem Kuchen auswendig en schönes Ansehen. Is nu der Deeg jut, dann wird erinneForm jedahn, in den Kriejebackofen jeschoben, un wenn er jahr is, dann zieht sich Preußen den Kuchen zu Je- mithe.«_

Fresko-Anekdote. Kommt ein wohlgenährter Burgersmann zu seinem Arzt und sagt: «Vifitiren Sie mich doch lieber Herr Doktor und stellen Sie mir ein Zeugniß darüber aus, daß ich untüchtig zu der lästigen und kostspieligen Bürgerwehr bin.« Der Doktor unter­sucht ihv, schüttelt bedenklich den Kops und stellt ihm ein Zeugniß aus. Frohlockend läuft der Bürger damit zum Verwaltungsrath. «Da sehen Sie cs nun selber,« sagt er, das Atugnrß auf den Tisch legend, «und ich hoffe nun, daß Sie mich ungeschoren lassen werben.« Der Stadtschuldheiß liest das Blatt und fragt ver­wundert: »was wollen Sie denn eigentlich?« «Was ich will? Ha von der Bürgerwehr befreit scyn, wie es in dem Blatte va steht !« «Da irren Sie sich sehr, guter Freund,« antwortete der Stadtschuldheiß; «In dem Zeugniß, ans das Sie sich berufen, steht klar und deutlich, daß Sie vollkommen tüchtig zum Wehrmannsdienst sind!« So war es auch. Der ge­wissenhafte Arzt hatte den Mann untersucht, ihn ganz gesund befunden und das pflichtgemäß in dem Zeugniß, das jener gedankenlos und ohne es zu lesen eingesteckt hatte, bemerkt. Was er bei dieser Entdeckung für Augen gemacht hat, wissen wir nicht, aber das wissen wir, daß die Geschichte wahr ist und das ist das schönste daran.

Als es in Berlin galt, ob preußisch oder deutsch, gab man seine Gesinnungen durch Ausstecken der Fah­nen zu erkennen. Die meisten Fahnen mit der preußi­schen Landesfarbe wehten im Geheimerathsviertel.

^ Calw, den 2. September 1848.

Fruchtprrise, Nrod- und Fleischtake. Kernen (alter) 13 fl. - kr. 12 fl. 26 kr. 11 fl. 54 kr.

(neuer) 13 ff. kr. 12 fl. 25 kr. 11 fl. 15 kr.

Dinkel (alter) 5 fl. 22 kr. 5 fl. - kr. 4 fl. 54 kr.

(neuer) 5 fl. - kr. 4 fl. 48 kr. 4 ff. 36 kr.

Haber (alter) 4 fl. kr. 3 ff. 40 kr. 3 fl. 30 kr.

(neuer) fl. kr. fl. kr. fl. kr.

Roggen d. Sri. fl. 54 kr. fl. 52 kr.

Gerste » fl- 54 kr. fl. 50 kr.

Bohnen « 1 fl- 16 kr. 1 fl. 12 kr.

Wicken « fl- 56 kr. ff. kr.

Erbsen « 1 fl. 36 kr. 1 fl. 24 kr.

Unsen « 1 fl- 24 kr. 1 fl. 20 kr.

B,rod. 4 Pf. Kcrnenbrod kosten 10 kr., 4 Pf. schwarzes Brod 8 kr., 1 Kreuzerweck muß wägen 8() Loth. Fleisch, per Pfund. Ochsenflcisch 10 kr. Rindfleisch, gutes 8 kr., Kuhffcisch kr. Kalbfleisch 7 kr. Ham­melfleisch 7 kr. Schwein fleisch, uuabgezogcZ 1l kr., abgezogen 10 kr.

Redigirt, gedruckt und verlegt von E. Me eh in Neuenbürg.