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schluß des Waffenstillstandes, der von der deut­schen Centralgewalt noch nicht ratificirt ist,) endlich diesem unwürdigen Spiel, bald ein Ende machen und unserm General Wränget dazu die nöchige Vollmacht ertheilen. Denn was Wran- gel betrifft, so beseelt ihn des alten Blüchers Geist, welcher 1813 auch erklärte: die diploma­tischen Possen und das Notenschreiven muß ein Ende haben. Ich werde den Takt schlagen ohne Noten. Gewiß, wenn Wrangel mit seinen 50 60,000 Deutschen den Takt in Jütland schlagen und bei günstiger Gelegenheit über die schmalen Belie sezen wird, bann werden die englischen schwedischen und russischen Noten bald vom Pulte fliegen.

In Gemäßheit des Artikels 14 des Gesezes vom 28. Juni d. I. haben bereits die Negie­rungen der meisten Staaten Deutschlands ihre Bevollmächtigten bei der provisorischen Central­gewalt ernannt und es ist zu hoffen, daß auch von Seite der übrigen Negierungen diese Er­nennung binnen Kurzem erfolgen werde.

Die Fürsten von Neuß und Altenburg wollen der Mediatisirung zuvorkommen und un­terhandeln wegen Anschlussesgegen angemessene Entschädigung" mit der Krone Sachsen,

Wichtige Nachricht! Das Fürstenthum Lipp e-Bückeburg hatsich entschlossen, selbst­ständig zu bleiben. Zu diesem Zwecke hat es eine Petition nach Frankfurt geschickt.

Lübe'ck, 25. August. Es geht uns die Nachricht zu, daß man in Frankfurt damit be­schäftigt ist, nach dem Vorgänge aller andern Seestaaten ein Gesez zu erlassen, daß den vom Feinde genommenen deutschen Schiffen, falls sie unter anderer Flagge kommen sollten, später jeder deutsche Hafen verschlossen ist. Es würde dies nicht ohne Einfluß auf die Auktionen der von den Dänen genommenen Schiffe seyn.

Württemberg.

Stuttgart, 3. Sept. lFr.J.) In unserm Ministerium herrscht gegenwärtig ungemein große Thätigkeit, um die Vorbereitungen der Gesez- entwürfe und vielen Veränderungen zu treffen, welche theils den für den 20. d. M. einberufe- nen ordentlichen Ständen, theils dem ohne Zweifel bald darauf zusammentretenden konsti- tuirenden Landtage vorgclegt werden sollen. Im Ministerium des Innern insbesondere werden Sizungen über Sizungen gehalten, um die Be­rathungen und Arbeiten der verschiedenen von demselben niedcrgesezten Commissionen zu fördern, und Staatsrath Duvernoy nimmt an den mei­sten Antheil, arbeitet sich buchstäblich fast zu Tode, ohne aber darum, troz seiner anerkannten strengen Rechtlichkeit, viel Dank erwerben und die Anerkennung des Publikums sich verdienen za können, dessen Ungeduld bei den jämmerli­chen Zuständen, die das alte System auf uns vererbt Heck, diese Nenderungen nicht erwarten

kann. Schuld an dieser Ungeduld und der viel­fältig herrschenden Unzufriedenheit trägt meist eine Mizahl untergeordneter Beamten, welche AlleAchufbieten, die liberalen Absichren der Re­gierung zu vereiteln, weil sie bei neuen verbes­serten Zuständen ihr Zopfschreiberthum ebenso bedroht sehen, wie das preußische Stockjunker­thum in einer deutschen Centralgewalt das Ende seiner preuß. Gardelieutenai.ts-Seligkeit erblickt. Die Anfechtungen, die das Ministerium dadurch von zwei kntgrgengesezO n Seiten zu erleiden hat, machen seine Stellung eben nicht beneidenswerth und'wirken selbst nachtheilig auf seine Thätig­keit, da sie sichtbar eine Aengstlichkcit Hervorrufen, die darum alle Energie verbannen, weil die Verwaltung sich dadurch genöthigt erachtet, sich ja geffcn ^ine der vielen Förmlichkeiten zu ver­fehlen, welche der Schneckengeschäftsgang, auf welchem das württembergische Schreibereiwesen 'beruht', erfunden hat. Man muß deshalb dop­pelt wünschend daß der Inhalt der vom Mini­sterium vorbereiteten Vorlagen um so befriedi­gender seyn und dessen Stellung befestigen möge.

DieD. c. Z. läßt sich von Stuttgart schreiben: Das erledigte Ministerium der Kir­chen-und Schulangelegenhciten ist unserm wackern Uhland angetragen, von diesem aber entschie­den abgeschlagen worben.

Die Bürgerwehr in Calw feiert mor­genden Sonntag das Fest der Fahnenweihe; und es sind dazu die ganze Einwohnerschaft der Stadt und Umgegend insbesondere aber die Frauen und Jungfrauen, deren Händen, wie man vernimmt die Fahne ihr Daseyn verdankt, dazu eingeladen worden. Die Neuenbürger Bürgerwehr begnügt sich einstweilen noch mit der angenehmen Hoffnung auf eine Fahne. Es hat zwar schon Fahnen anderer Art gege­ben, zu welchen jedoch die Frauen nicht gut gesehen haben.

Im »pfälzischen Schulblatte« liest man folgenden Steckbrief: Ein christlicher Pilger hat sich auf ein Feld verirrt, auf dem er sich nicht Mehlt zurecht finden kann. Die Menschlichkeit gebietet, daß ein Streifzug Veranstaltet wird, um den Verirrten wieder auf den rechten Weg zu bringen- Signalement: Größe: konnte noch zu keiner gelangen, Kovf: nicht viel, Haare: es ist kein gutes an ihm, Stirne: ziemlich finster, Ohren: ziemlich lang, Augen: können das Licht nicht vertragen, Nase: wittert überall Unchristlichkeit, Wangen: werden nie schamroth, Mund: spricht selten die Wahrheit. Besondere Kennzeichen: Geht zu Fuß und ist auf dem Rückweg begriffen; obgleich sein Fußwerk sehr schlecht ist, macht er doch bedeutende Fortschritte im Rückschritt.

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Bei der neulichen Illumination in Koblenz zu Ehren des erwählten Reichsvrrwesers hatte ein patriotischer und poetischer Mezger eine ungeheuere Wurst an seinem Fenster aufgehängt, an welcher 38 größere und kleinere Würstchen baumelten. Darunter stand geschrieben: »Was diese Wurst ist unter den Würsten ist der Erzherzog Zohann unter de» Fürsten.»

(Mt einer Beilage)