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erproben wollen, dondern rasch und entschieden be­schließen, um dem deutschen Volke das ;u geben, auf das es schon lange harret. Mau zögere und markte nicht länger mit diesen Rechten, damit nicht die gewitterschwüle Ruhe des Volkes zu einem Alles verheerenden Orkane wirb! Das deutsche Volk erwartet, daß der Reichstag rasch und entschie­den seine Rechte, seine Freiheit und die Einheit Deutschlands durch ein wohlerwogenes Neichs- grundgesez feststellt. Das deutsche Volk in seiner Mehrheit steht und fällt für seinen Reichstag, und wird, wenn man von anderer Seite seinen gerechten Wünschen und Forderungen schnell enl- gegenkommt, sich als ein großmüihiges und ed­les Volk bewähren. Aber wehe Denen, die da glauben, dem deutschen Volke durch Zögern und diplomatische Windungen abermals seine Rechte, seine Freiheiten und seine Einheit verkümmern zu können! Der deutsche Reichstag handle rasch und entschieden! Das deutsche Volk ist jezt noch mit ihm für Gott, Freiheit und die Einheit sei­nes großen und mächtigen Vaterlandes. Gott mit uns! Vorwärts!

L> e st r e i ch.

Wien, 14. Juni. DieAllgem. österr. Zeitung" berichtet:Die Russen stehen am Pruth! Während Deutschlands Deputirte in Frankfurt a. M. in einem Parlament beisammen sind, welches wahrscheinlich sehr schöne Reden zu Tage fördern wird, aber ohne Erecutivge- gewalt dasteht; während die Böhmen im Hc'rzen Deutschlands Wühlereien beginnen und ausfüh- ren, während die deutschen Bundestruppcn ohne rechten Erfolg gegen die Dänen operiren; wäh­rend starke Armeecorps die französischen Gren­zen hüten; während Preußen seine Kräfte in Posen vergeudet und Oesterreich sich in Italien abmüht, während die Magyaren durch ihre An­maßungen alle Völkerschaften und Nationalitä­ten Ungarns und seiner Nebenländer erbittern und gegen) sich aufreizen, spinnt Rußland mit gewohnter Kaltblütigkeit seine Fäden, umstrickt es uns mit seinen verderblichen Netzen. Die Ostsee ist bedeckt mit russischen Kriegsschiffen; alle Westgrenzen des russischen Reiches starren von Spießen und Bafonnetten; die Hauptmacht des Kaisers Nikolaus aber steht bereits (wie schon mehrere Blätter meldeten) am Pruth, je­den Augenblick bereit, in die Moldau, und dann

natürlich auch in die Wallachei zu rücken. Neue­sten Nachrichten zu Folge soll dieses sogar schon geschehen seyn. Wenn sich nun ereignen sollte, daß die Siebenbüger und alle andern Wallachen, daß die Illyrier, Kroaten und alle ungarischen Slaven eine Sehnsucht nach russischer Oberho­heit empfinden, und jene ihre Stammverwand­ten herbeirufen sollten, so werden theils die Deutschen, theils und hauptsächlich aber nur die Magyaren Schuld daran seyn wenn die untern Donauländer russisch werden. Die Deutschen verschulden dieses offenbar dadurch, daß sie selbst jetz noch zu keiner Einigkeit kommen können, daß sie auch jetzt noch nicht ihre Blicke ernstlich auf das Meer und auf den Osten richten."

Ausland.

Frankreich.

Aus dem Elsaß, 17. Juni. (F. I.) Die plozliche Entsagung Louis Napoleons auf den Siz in der Nationalversammlung bildet begreif­licherweise den Gegenstand aller Unterhaltung. Vielleicht fürchtete der Prinz, daß die Nachfor­schungen in Bezug auf sein Bürgerrecht in der Schweiz zu seinen Ungunsten ausgefallen wären. Doch war dieses schwerlich der maßgebende Grund seiner Resignation. Gewiß ist vielmehr, daß er seine Strebungen nach der Krone (vielleicht gar einer kaiserlichen) nicht aufgegcben hat. Seine Harlekinsrolle bei dem Versuche in Strasburg im Jahr 1838 steht übrigens allenthalben im besten Andenken. Bei uns wünscht man jezt nichts sehnlicher, als daß cs der Erekutivkom- Mission gelingen möge, mehr Einheit in ihre Re­gierungshandlungen zu bringen, damit sich das Vertrauen wieder belebe. Dieses Element bedarf das 1'and, wenn es nicht das Opfer hereinbrc- chcndcr Stürme werden scll.

Paris. (Oberr. Z.) Pierre Bonaparte, gegenwärtiges Glied der Nationalversammlung, wurde am 24. Sept. 1836 in Nom zum Tode vcrurtheilt, weil er den Offizier erdolcht hatte, der ihn als des Meuchelmordes eines Forstwäch­ters verdächtig, nebst seinem Bruder Antonius gefangen nehmen sollte. Der Papst indessen be­gnadigte den Verurtheilten, indem er die Todes­strafe in Landesbann verwandelte. Auf diese Weise suchte der Sohn Lucians ern Asyl in Ame­rika, von wo ihn nun Korsika in die National­versammlung schickte.

Wir erlaubest uns auf die mit dem 1. Juli beginnende neue Bestellungszeit dieses Blattes hinzuweisen. Wir haben durch die in lezter Zeit mit nicht unbedeutendem Mehraufwands ver­knüpften Beilagen bewiesen, wie sehr unser Streben dahin geht, den Wünschen unserer geneigten Leser so viel möglich zu entsprechen, und geben uns deshalb der Hoffnung hin, daß durch gefäl­lige Fortsezung sowie durch recht zahlreiche neue Bestellungen hier und auswärts unser Streben fernere Anerkennung finden werde.

Da der Preis des Blattes im Verhältniß zu unfern Leistungen billig ist, und derselbe, ob- leich voraussichtlich die gegenwärtigen Zeitverhältniffe öfter Beilagen nöthig machen werden, nicht erhöht wird, hoffen wir lediglich auf geneigte Unterstüzung derLcseiwelt durch recht zahlreiche Bestellungen, wozu wir dieses Blatt hiemit ergebenst empfehlen.

Die Redaktion des Enzthälers.

Redigirt, gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.