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ständen, zu äußerst billigen Preisen; zu geneig­ter Abnahme empfehle ich mich bestens.

Sophie Gerwig,

Modistin aus Pforzheim; logirt im Gasthof zum ' Bären.

Neuenbürg.

Ich verkaufe das Heugras von 1 Morgen 6 Ruthen Wiesen und morgenden Sonntag nach der Nachmittagkirche eirca 3000 Stücke Diele in meiner Wohnung, wozu ich die Liebhaber einlade.

K. Roth.

Neuenbürg.

Den heurigen Ertrag von ungefähr 3'/, Viertel Gras und Klee im Hausacker verkauft

Johann Müller.

Neuenbürg.

Das Heugras von 5 Viertel Wiesen hat zu verkaufen

Obersteiger Meinel.

Neuenbürg.

Heute ist bei dem Unterzeichneten das Laqerbier angestochen worden.

L ä p p l e.

S r o n i k.

Deutschland.

Frankfurt, 27. Mar. Am Schluß der heutigen Äbendsizung der Nationalversammlung wurde bezüglich deö Raveaur'schen Antrags, nachdem der Uebergang zur Tagesordnung mit großer Mehrheit verworfen worden, folgender Antrag des Abgeordneten Werner einstimmig angenommen:Die deutsche Nationalversamm­lung , als das aus dem Volke unv den Wahlen der deutschen Nation hervorgegangene Organ zur Begründung der Einheit und politischen Freiheit Deutschlands, erklärt: daß alle Bestimmungen ein­zelner deutscher Verfassungen, welche mit dem von ihr zu gründenden allgemeinen Verfassungs­werke nicht übereinstimmen, nur nach Maßgabe des lezteren als gültig zu betrachten sind, ihrer bis dahin bestandenen Wirksamkeit unbeschadet.

Württemberg.

Die Jungfrauen in Nürtingen haben sich ebenfalls zu einer Lotterie weiblicher Handarbei­ten für die deutsche Flotte vereinigt. Von Calw aus ging eine sehr bündige Adresse an die Reichs- Versammlung ab, die folgende zwei Punkte fest- sezt: 1) Dem deutschen Reichstag steht einzig und allein und ohne alle Mitwirkung von Seiten des bisherigen Bundestags oder der einzelnen Regierungen das Recht zu, über die künftige Reichsverfaffung von Deutschland zu entscheiden und Geseze zu geben. 2) Alle künftigen Beschlüsse des Reichstags sind für alle Deutschen, Fürsten und Staaten, unbedingt bindend, und alle öffent­

lichen Gewalten Deutschlands sind für ihre Voll­ziehung verantwortlich.

Preußen.

Berlin, 2l. Mai. Man versichert, daß sich bei dem regierenden Könige Friedrich Wil­helm IV. plözlich ernste Symptome einer Geistes­krankheit gezeigt hätten , deren Ursprung die Aerzte in Diätfehler und der spätern heftigen Aufregung während der Ereignisse des März und April suchen und die sie als Oelüium tremens charak- terisiren.

L> e st r e i ch.

Wien, 26. Mai. sF. I.) Eine revolutionäre Ans regung und Demonstrationen, wie sie hier bisher noch nicht stattgcfunden haben, füllen heute die Stadt. Auf den Hauptpläzen und Hauptstraßen sind thurmhohe Bar­rikaden errichtet. Alles ist heute unter Waffen. Arbeiter mit Knütteln und Stangen, Studirende, Nationalgarde, ja sogar einzelne Weiber aus dem Volke ziehen mit Waffen herum. Die Ursache liegt in einem vom Rc- gierungspräfecten erlassenen Befehl, der heute Morgen an allen Straßen-Ecken angeschlagen war, des Inhalts, daß die akademische Legion sich alsoglcich aufzulösen habe, die Aula geschloffen werde und die Studirendcn entweder ihre Waffen abzulegen oder sich unter der übrigen Nationalgarde einzureihen habe. Gleichzeitig, um diesem Befehl Nachdruck zu geben, wurde die Stadt zahlreich mit Militär besezt und vor dem Kriegsmini­sterium ein Artilleriepark aufgepflanzt. Diese militä­rische Maßregeln brachten auch den Bürger in Harnisch, der seit der Abreise des Kaisers allerdings für die Auf­lösung der akademischen Legion gestimmt war. Zu der­selben Zeit aber nahmen die Vorstädte und die Arbei­terklasse, welche den Studirendcn seit den Märztagcn eifrig anhängen, die Partei der akademischen Legion, und die Nationalgarde der Vorstädte marschirte zahl­reich bei der ersten Nachricht in die Stadt, deren Thore abgeschlossen und von Militär besezt waren. Was bei so vielen Gelegenheiten in diesem Jahre schon zum Fluche wurde, geschah auch hier. Zwei allzu eifrige Soldaten schossen und ein Bürger stürzte getroffen nieder. Nun heult es durch die Stadt: "Bürgerblut ist geflossen, wir sind verrathen!" Man bemächtigte sich der großen Stephansglocke und läutete Sturm. Die Frauen, um das Schicksal ihrer Söhne in der akademischen Legion besorgt, forderten auf öffentlichem Plaze die National­garde auf, sich der akademischen Legion anzunehmen, und so steht Plözlich Alles wie ein Mann gegen das Militär auf. Ein Bataillon ungarische Grenadiere hat sich zum Volke geschlagen. Ob es ein Blutbad geben wird? Der Himmel schüze uns! Nachmittags. Der Ministerrath hat alles so eben zurückgenommen, das Sturmläuten hat aufgchört. Die Barrikaden bleiben jedoch vom Volk besezt. Das Militär zieht sich zurück. Noch sind alle Läden geschlossen.

Wien, 25. Mai. Soeben wird hier durch Anschläge Folgendes veröffentlicht: "Was wir wollen. Da wir erkannt haben, daß die reaktionäre Partei den Sieg des souveränen Volkes zu schmälern beabsichtige, so wollen wir: 1) daß das gesammte Militär Wien ver­lasse und die russische und italienische Gränze beseze; 2) daß alle Errungenschaften des 15. Mai ungeschmä­lert aufrecht erhalten, und die constituirende Versamm­lung nach Wien schleunigst einberufen werde; 3) daß von amtlicher Seite Abgeordnete in die Provinzen ab­geschickt werden, welche unseren Brüdern daselbst be­kannt machen, daß alles was wir gethan, nur im ge­meinsamen Interesse der ganzen Monarchie geschehen sey. 4) Aufhebung der Klöster. 5) Einführung einer Einkommen- und Armenstcucr. 6) Beeidigung des Mi­litärs auf die Verfassung. 7) Gleichstellung aller Na­tionalitäten. 8) Innigsten Anschluß an Deutschland. 9) Baldigste Rückkehr des Kaisers unter Aufrcchthaltung der Errungenschaften des 15. Mai. 10) Daß alle Jene, welche den Kaiser zur Abreise durch falsche Vorspicgelun-