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Der herrlichste Frühlingsmorgen lacht über der geschmückten Stadt. Das schwarz-roth-goldene Panner flattert stolz vom Kaiserdome und über ihm wölbt sich der blaue Himmelsdom, als freue sich der ewige Len­ker der Freude seiner Kinder.

Die Abgeordneten treten halb 9 Uhr im Kaifersaale zusammen und wählen ihren Präsidenten. Mitter- maier's Name wird der harrenden Menge hinabgeru­fen. Sofort ordnet sich der Zug zur Paulskirche. Alle Glocken tönen, die Geschüze donnern darein; in ernster Würde ziehen etwa 600 Männer des Volkes durch die bewegte Menge. Ein wahrhaft großer Moment in unserer Geschichte, man kann sagen in der Weltgeschichte, einer von den Momenten, die man zu ewigem Gedächt­nis fest halten möchte.

Die Verhandlungen beginnen um die zehnte Stunde und werden mit kleinen Pausen bis nach 4 Uhr fort- gesezt. Ihr Ergebniß wird ausführlich bekannt gemacht. Wir eilen daher zum Abend.

Mit Kackelzug soll die Versammlung der Abgeord­neten in ihrem Präsidenten begrüßt werden. An der schönen Aussicht ordnen sich gegen 7 Uhr die Schaaren der Theilnehmenden. Nach eingebrochener Dunkelheit bewegt sich der Zug durch die dichtgedrängte Menge der Zuschauenden. Voran ein Theil des Festcomitö's; es folgt die Militärmusik, die Turner, die Sänger­vereine, wieder Musik; dann in unübersehbarem Zuge Männer und Jünglinge aus allen Kreisen. Bei 3000 Fackelträger mögen eS sepn. Aus den Häusern wehen Tücher, schallen Lebehoche und werden freudig erwie- dert. Zn schönster Ordnung, gehalten von dem Allen gemeinsamen Gefühl der Freude, bewegt sich der Zug über die Langestraße, durch die Allerheiligengaffe, über die Zcil auf den Roßmarkt, wo der Präsident mit vielen Abgeordneten im englischen Hofe auf dem Bal­kon harrte.

Nachdem der Zug angekommen und das erste Lied von den Sängcrvereinen gesungen, das Lied, das so herrlich schließt:

Ha! wie sich der Lichtstrom verbreitet!

Und die Glocken der Zukunft sie läutet

Zum Frühlingsfest des künft'gen Vaterlands! hält vr. Mappes an die Abgeordneten auf dem Bal­kon die Ansprache:

"Wenn heut ein Geist hernieder stiege," so sang in zürnender Wehmuth unser herrlicher Dichter, eine Zrerde des ganzen Vaterlandes, wie Eure Versamm­lung, als nach langen finstern Jahren ein erster Früh­lingsmorgen über Deutschland angebrochen war, und dennoch die reichen Blüthenknospen sich nicht enfalteten.

"Als wiederum ein Morgen anbrach, blieb es wohl »untröstlich noch allerwärts,« aber des Geistes Ver­kündigung »doch sah lch manches Auge flammen und klopfen hört' ich manches Herz« war lebendiger gewor­den. Das Flammen der Augen leuchtete und zündete weit hinaus, vernehmlicher klopften Vieler Herzen für das Vaterland und sie strömten über in Wort und That; aber das Wort konnte noch erstickt, die That noch gebrochen werden.

»Als nun der dritte Hahnenruf erklungen, »wenn da heut' ein Geist hernieder stiege», welch' anderes Deutschland erblickte er: ein freies, einiges, ganzes, vom innersten Mark bis zu den äußersten Zweigen; der warme, starke Schlag der Herzen hat die beengen­den Banden gesprengt, sich überall vernehmlich und manch' schuldvolles Herz beben gemacht; der Geist ist zum klaren Bewußtsepn gelangt, der Wunsch zum Wil­len, der Gedanke zum Handeln und die schönsten Träume beginnen wahr zu werden.

»Heil Euch, die Zhr es auf Euch genommen, dem frischen Geiste den lebenskräftigen Leib anzubildcn. Gewiß! mit uns ruft das ganze deutsche Volk seinen edlen Vertretern ein Hoch!»

Jhm erwiedert Präsident Mitten maier. Er dankt gerührt für die Ehre, die ihnen zu Theil werde, und hebt das große Gewicht des Momentes hervor. Die Sänger- und Turnvereine hätten, sagt er ferner, in noch trüber Zeit den Keim der Freiheit gepflegt; sie, die Abgeordneten, hielten es für ihren Stolz, nun aus

allen Kräften mit freier Besonnenheit den Grund zum Bau deutscher Freiheit zu legen; ihr einziges Streben sep, würdig befunden zu werden des großen Vertrau­ens, das man ihnen geschenkt habe. Er bringt dem befreiten Baterlande sein Hoch!

Darauf wird das Parlamentslied gesungen. (Schluß folgt.)

Freiheit.

Herr des Himmels, Herr der Stärke,

Herr des Lichts, gib deinen Segen Zu dem großen Freiheitswerke,

Förd're es auf allen Wegen.

Aber nicht die rohe, wilde Freiheit schenke deiner Welt,

Nein, ein edleres Gebilde Sep dem Volke zugesellt!

Send uns scne Himmelstochtcr,

Zene Göttin, hehr und licht,

Die die Fesseln unterjochter Völker nur zum Heil zerbricht,

Die sie Achtung den Gesezen Zollen lehrt, in Ehre fest,

Die das Recht sie nicht verlezen,

Treu und Glauben halten läßt.

Die, die Finsterniß aufklärend,

Strahlend dringet durch die Nacht,

Die, die Sittlichkeit vermehrend,

Für das Glück der Menschheit wacht.

Die auf die Vernunft gegründet,

Rur das Gute emsig sucht,

Und nicht, von Begierd' entzündet.

Jedem, der da reich ist, flucht.

Gib »ns Führer, welche schwärmen Für des Lebens höchstes Gut,

Welche ohne blinden Lärmen Glühen in Begeist'rungsgluth.

Solche, die bramarbasircn,

Leere Schaaken ohne Kern,

Die mit Freiheit kokettiren,

Solche halte von uns fern.

Gib uns Männer, die voll Adel Der Gesinnung fort und fort,

Sonder Furcht und sonder Tadel Mit dem Schwerte, mit dem Wort Kübn die Mißbräuche bekämpfen Mit der Wahrheit heil'ger Kraft,

Aber auch die Flammen dämpfen Wild empörter Leidenschaft.

Unter ihrer Führung kriegen Wollen wir, so oft es noth;

Laß in ihrem Hort uns siegen Zn der Freiheit Morgenroth.

Schüz' die schwarz-roth-gold'nen Farben,

Der Verbrüd'rung Unterpfand!

In der Sonne Feuergarbcn Leuchten sie durch's deutsche Land.

Laß uns nimmer üöermüthig In der Siegesglorie steh'n,

Und cs sollen uns selbst gütig Ueberwund'ne Feinde seh'n.

Laß »ns der gestürzten Größe Und dem Unglück Achtung weih'n.

Edler Sinn gibt keine Blöße,

Macht sich nicht durch Spott gemein.

Kathinka Zitz.

Neuenbürg.

Fleischpreije vom 3. April 1848.

Ochsenfleisch ........... 10 kr.

Rindfleisch ........... 9 kr.

Kuhfleisch ........... 9 kr.

Hammelfleisch .......... 7 kr.

Kalbfleisch ........... 7 kr.

Schweinefleisch unabgczogen ..... 12 kr.

» abgezogen ...... 11 kr.

Stadtschuldheiffenamt. A. V. Dittus.

Redigirt, gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.