141

Amts- und IntelligenzDlatt

für den OberamtsBezirk

M.

Neuenbürg.

Enthält zugleich Nachrichten für den OberamtsBezirk Calm. AF 32. Samstag den 2L. April 184t7.

Amtliches.

Welche Arbeiten ließen sich derzeit in den Waldungen der Gemeinden und Privaten mit Nuzen ansführen, um dadurch den Armen Beschäftigung zu geben?

(Schluß von Nro. 32.)

6) Anlegung von Eichenschälwaldungen und ausgedehnte Benüzung der Eichenrinde. In el­fterer Beziehung verweisen wir auf die im Wochenblatt vom Jahr 1836 Nro. 16 und 17 gegebene Anleitung zu Anlegung von Eichenschälwaldungen. Hat man eine Fläche zu Eichenschälwald bestimmt, so kann alsbald mit der Vorbereitung des Bodens zur Kultur begon­nen werden. Der Plaz wird von Wurzeln und Stocken gereinigt, und insofern es an gut aufbewahrten Eicheln

' vom vorigen Herbst nicht fehlt, kann eine Eichelnsaat in Verbindung mtt einer Getreidesaat vorgenommen und dadurch für die jungen Pflanzen ein wohlthätigcr Schuz hergestellt werden. Fehlt es an Eicheln für die Aussaat im Frühjahr, so sivd vielleicht schöne junge Eichensez- ! inge zu haben, um die Pflanzung in Anwendung brin­gen zu können.

Was den zweiten Punkt, die ausgedehntere Benü­zung der Eichenrinde in Gegenden, wo die Eiche vor­kommt, betrifft, so sehe man nicht gerade aus den höch­sten Erlös aus der Rinde, sondern berücksichtige auch, daß im Monat Mai viele Personen und selbst Kinder durch Schälen und Klopfen Beschäftigung und Verdienst finden können und ein wichtiges vaterländisches Ge­werbe in einer Zeit, wo es dringend nothwendig ist, eine Erleichterung erhält.

7) Die Durchforstungen sind auf jüngeren Samenwald, auf Nieder- und Mittelwaldbe­stände auszudehnen. Uebcr den unberechenbaren Nuzen der Durchforstungshiebe ist nur noch eine Stimme in der forstlichen Welt; es handelt sich nur noch darum, den allgemein anerkannten Grundsaz im Walde mehr zur Anwendung zu bringen. Der Einfluß auf den

i' Gesammtholzertrag der Waldbestände ist um so größer,

je frühzeitiger die Durchforstungen begonnen, je öfter sie wiederholt und je mäßiger sie vorgenommen wer­den. Bei sehr sorgfältiger Waldbehandlung wird man mit dem Beginn der Durchforstung nicht warten, bis das gewonnene Holz die Durchforstungskosten deckt; als eine Maßregel der Waldkultur und Waldpflege wird der weiter blickende Forstwirth einigen Mehraufwand nicht scheuen.

Ueberblickt man die große Zahl von Waldbeständen, in welchen noch keine Durchforstung stattgefunden hat, so wird man feine Wünsche beschränken und schon zu- ^ frieden seyn, wenn in der nächsten Zeit wenigstens bis

zu dem Grade Durchforstungen eingelegt werden, wo

der Erlös aus dem Durchforstungsholz die Kosten des Unternehmens deckt.

In Waldwirtschaften, für welche der jährliche Ab- gabcsaz fest bestimmt ist und bei der Ertragseinschä- zung für solche frühzeitige oder in Nieder- und Mit­telwäldern stattfindende Durchforstungen kein Ertrag berechnet wurde, wird man unhedenklich diesen Ertrag an schwachem Durchforstungsholz ohne Verminderung des festgestellten Abgabesazes erheben können.

Außer diesen Durchforstungen, welche zu einer Zeit vorgenommen werden können, wenn die Feld- und Waldkulturgeschäfte nicht mehr so dringend sind, kann man den Waldungen noch weitere Pflege angedeihen lassen, durch Heraushauen von unterdrücktem, zur Verjüngung untauglichem Vorwuchs oder anderen,' den jungen Bestand verdämmenden Borwüchsen, durch Reinigen des jungen, aus dem Samen erwachsenen Bestandes von Weichhölzern und verdämmenden Stock­ausschlägen, durch Aus ästen der Oberständer in Mit­telwaldungen, um dem Unterholzbestand aufzuhelfey, durch Ausästen von Mutter- und Schuzbäumen in Ver­jüngungsschlägen.

An steilen Abhängen der schwäbischen Alb und des Neckarlandes ist eine dichtere Bestockung der Nieder­waldbestände, zumal wo Buchen vorherrschen, dadurch zu bewirken, daß man in den Schlägen Absenker von jüngeren Buchenstangen und andern Laubhölzern macht, eine Maßregel, welche im Revier Hohenheim an einer gegen das Neckarthal abfallenden Bergwand mit Erfolg zur Anwendung gekommen ist und den weinbau­verständigen Arbeitern ganz besonders eingeleuchtet hat.

8) Die Vortheile des Stock- und Wurzelgra­bens sind ebenso, wie das Wesentlichste über die Durch­forstungen, im dießjährigen Kalender enthalten und den Lesern des Wochenblatts außerdem bekannt. Wo der Aufwand für das Stock- und Wurzelholzgrabcn per Klafter z. B. 5 fl. kostet und der Erlös per Klafter 5 fl. beträgt, sollte die Nuzung um so weniger mehr unterlassen werden, als hierin ein wirksames Mittel einerseits zur Förderung der Waldkultur, andererseits gegen die Steigerung der Brennholzpreise liegt. Das Ausbringen der Stöcke und Wurzeln kann, wie der Waldwegbau, auf Zeiten im Jahr verlegt werden, wo die Feldbestellung und Waldkulturgeschäfte beendet sind.

9) Um einen bessern Waldzustand und dadurch ei­nen sichern Ertrag aus unser» Waldungen zu erzielen, werden nasse und versumpfte Stellen durch Anlegung von Abzugsgräben verbessert und die Gränzen der Waldungen durch Oeffnung von Schuzgräben mehr geschüzt. Viele Gemeinde-, Stiftungs- und Privatwal­dungen werden, wenn man sie in dieser Hinsicht unter­suchen wollte, eben kein besonderes Lob verdienen; also auch hierin kann noch vieles Nüzliche geschehen und ein wohlthätigcr Zweck zugleich erreicht werden. Beachtet man endlich den günstigen Einfluß, welchen das Be-