Frau, dir dagegen ihrem Jammer freien Lauf ließ und laut ihren Sohn, ihr einziges Kind, den Trost ihrer alten Tage, beklagte. Hinter den andern Bittenden, stumm, ohne laute Klage oder äußeres Zeichen des Schmerzes, knieete Louison! aber dieTodtenblässe ihres Gesichts, der gläserne Blick ihres sonst lebhaften Auges zeugte von einem stärkern Seelenkampf als äußern Zeichen des Schmerzes.

Der Maire, ein gutmüthiger Mann, war in pein­licher Lage, da alle seine Versicherungen, nichts zur Rettung der Gefangenen thun zu können, nur immer wie­der neue Angriffe und dringendere Bitten hervorriefen.

Der Vorfall verbreitete sich im ganzen Dorf, und drang auch zu den Ohren des evangelischen Pfarrers; und dieser, von Mitleid und christlicher Liebe gedrun­gen, der mancherlei Kränkungen, die er von den bi­gotten katholischen Ortseinwohnern schon erfahren hatte, nur in der Werse gedenkend, wie ein Christ seiner Beleidiger gedenkt, suchte das Haus des Maire auf, um dort Näheres und Gewisseres über den Sachbestand zu erfahren. Er trat ein, und sah den Jammer, der bei seinem Anblick auf's neue ausbrach, da man wußte, daß der Prinz in seinem Hause logire.

Von Mitleid ergriffen, verließ er sie, entschlossen, einen Versuch zu machen, von seinem königlichen Gast ein Wort der Gnade für die Unglücklichen zu erhalten, so unwahrscheinlich auch dieß bei der Strenge der Kriegs- gcseze war. Die Familien der Vernrtheilten waren in- deß nach Haus gegangen; hier stand das unglückliche Weib Picrres, ihren Säugling aus den Armen, ihre übrigen Kinder um sich gcschaart, in heißen, kummer­vollen Thränen, die bei den Kindern, welche zum Theil die Ursache derselben nicht zu verstehen vermochten, auch neues Weinen hcrvorbrachten.

Der alte Invalide saß mit seinem Weib in seiner estnbe, vergebens versuchend, gegen seinen eigenen Schmerz und gegen die Vorwürfe seines Weibes, die ihm den Tod seines Sohnes Schuld gab, zu kämpfen, und den Muth, mit dem er sich in den Sandwüsten Egyptens, aus den eisigen Gletschern und im Feuer der schlachten behauptet hatte, iezt zu bewähren. Halb für sich, halb gegen sein Weib murmelte er: »Sey ruhig, Weib! em Jüngling! wie viele solche hat der Sand in Egypten begraben! stirbt er doch einen Sol­datentod , vor den Mündungen guter Flinten. Ach mein Sohn!" hier stimmte er in die Klagen des Weibes ein, und eine Weile darauf versuchte er wieder, sie zu trösten.

In Henri's schönem, ansehnlichem Hause saß in bitterem, durch Selbstanklagen noch gestacheltem Schmerz dessen iunge Frau. »Henri, Henri, mein Leichtsinn hat dich gemordet!" rief sie von Zeit zu Zeit händeringend. Ihre Schwägerin, das stille, sonst von ihr mit Wider­willen und Verachtung angesehene Mädchen, war mit sanfter Sorgfalt um sie beschäftigt, da die Heftigkeit ihrer Klagen und Selbstvorwürfe diese den eigenen Schmerz zurückdrängen ließen, um der Hülfsbedürftigen beizustchen. Louison sah sie verwundert an, und schien ihr Thun nicht zu begreifen. »Ich habe dich gehaßt, und ihn gemordet!" rief sie. »Denke iezt nicht an das Vergangene; lege dich zur Ruhe, so wirst du dich besser befinden!" erwiederte das Mädchen sanft. »Ach du bist seine Schwester!" rief die Unglückliche iezt, und drückte das Mädchen fest an sich, als wollte sie alle ihre frühere Abneigung ersticken; was dieses ruhig geschehen ließ und erwiederte.

(Schluß folgt.)

Aus NewAork sind in einer Woche 80,016 Scheffel Korn, 16,224 Fässer Mehl und 21,470 Fässer Waizen nebst einer großen Masse Bohnen, Gerste, Schinken u. s. w. nach London, Liverpool und Glasgow aus­gefahren worden. Es sind wieder 72 der größten ame­rikanischen Schiffe mit Lebensmitteln nach Europa ab­gegangen.

Handelsbriefen aus der Lombardei zufolge, sind dort die Fruchtpreise sehr bedeutend gefallen und die Aufhebung des Ausfuhrverbotes steht in naher Aus­sicht.

Auch in Kiel ist der Preis des Weizens in weni­gen Tagen um vier Mark die Tonne gefallen. Ein so Plözlich starkes Sinken läßt erwarten, daß der Preis des Korns nicht wieder die bisherige so unnatürliche Höhe erreichen werde. Mangel an Getreide war in unsrem Lande gar nicht vorhanden; noch bis iezt ist die Ausfuhr aus Dänemark und Schleswig-Holstein nach Hamburg nicht einen Augenblick unterbrochen ge­wesen. Nur an Kartoffeln herrscht ein Mangel.

Das Sinken der Kornpreise auf fast allen Märkten Frankreichs dauert fort. In Rouen allein sind vom 15. bis 31. März 68 Schiffe mit Getreide angekommen.

Die öffentliche Noth in Paris ist noch immer im Steigen. Am 23. März betrug die Zahl der mit Brod- karten Unterstufen 489,000 Personen, d. h. fast die Hälfte der Bevölkerung. Man erwartet, daß im April 3,650,000 Brodkarten abgegeben werden müssen, wo­von der Aufwand zu 1,460,000 Fr. berechnet wird.

In Petersburg fährt man noch vollauf Schlitten, der Schnee liegt höher als je und die Kälte war im ganzen Winter nicht so grimmig als jezt.

Die Schnurrbärte sie keineswegs so unnüz, wie Mancher glaubt. Einer englischen Militärzeitung zufolge hat man die Beobachtung gemacht, daß in beschnurr- barteten Regimentern weniger Lungenkrankheiten Vor­kommen, als in denen, wo diese Manneszierde nicht gebräuchlich ist. Der Grund hievon liege darin, daß durch den Schnurrbart die Schärfe und etwaige Un­reine der Lust, bevor sie in die Nase tritt, gemildert wird!

Der »Dorfbarbier» erzählt: Gestern sagte die Frau Proletarier Pcfke zur Frau Proletarier Rumpel­meierin: »Madame Numpelmeierin, kommen Sie doch morgen mit Ihrem Herrn Gemahl auf eine Taffe Kaffe zu uns!" »Bedaure recht sehr," — entgegnete Frau Proletarier Rumpelmeier, »aber morgen kann mein Mann nicht; er hat Landtag!" — »Wie so, Landtag? »Er geht allemal Freitags auf's Land betteln, das nennen wir Landtag."

Auch ein Nebenverdienst. In Freiburg haben jüngst zwei Buben die ganze Stadt Haus bei Haus durchbettelt, und zogen dann, wenn ihnen eine Gabe verabreicht worden, aus Dankbarkeit beim Fortgehen den Hausschlüssel ab und nahmen ihn mit. Diese ver­kauften sie später das Stück zu 3 kr.

Warum gibt es in Sibirien keine Krebse? — Weil an ein Zurückgehen von dort gar nicht zu denken ist!

Nenenbür g.

Schraimcnzettel vom 10. Llpnl 1847.

Kernen wurde verkauft:

12 Scheffel ü 31 fl. 30 kr. . . 378 fl. - kr.

2 » ä 31 fl. - kr. . . 62 fl. - kr.

11 » ü 30 fl. 36 kr. . . 336 fl. 36 kr.

25 Scheffel . .. 776 fl. 36 kr.

Mittelpreis 31 fl. 4 kr.

Taren:

für 4 Pfund Kernenbrod 24 kr., 3 Pfund Schwarz- brod 16 kr.; 1 Kreuzerweck muß wägen 3'/s Loth.

StadtSchuldheissenamt. A.V. Stadtrath Dittus.

Redigirt, gedruckt und verlegt von C. Mech in Neuenbürg.