128

die er mit hatte erfechten helfen, erzählte. Wenig Vor­bereitung bedurfte es von Pierre's Seite, untnbald hatte er den ganzen geheimnißvollen Plan vor den Augen des alten Soldaten aufgerollt, der mit stillem, feurigem Blick horchte. Das alte, halbtaube Weib saß bei ihrem Spinnrad in der Ecke; sie merkte zwar an der Miene der Männer, daß etwas höchst Wichtiges verhandelt wurde; was? konnte sie nicht vernehmen, und schüttelte stumm den Kopf. Der alte Invalid aber lebte in neuem kriegerischem Feuer auf, da von einem Kampf, von einem Angriff auf die verhaßten Feinde die Rede war. Seine Augen funkelten, seine Hände zuckten, als wollten sie den Säbel ergreifen; seine Gestalt richtete sich empor und schien höher werden zu wollen,'und er bedauerte seine Unfähigkeit, an dem Unternehmen Theil zu nehmen, mit so viel Wärme, daß sein Sohn, von seinem Geist entflammt, den Entschluß aussprach, sich mit Pierre zu verbünden. Liebe zu dem einzigen Sohn stritt mit dem kampflustigen Geist des alten Invaliden; der leztere überwog, und verblendete den sonst verständigen Sol­daten so, daß er den Sohn zu dem tollkühnen Unter­nehmen gab. Sie sprachen noch eine Weile über den Plan, dann entfernte sich Pierre, um weitere Theilnehmer zu sammeln. In allen Häusern traf er die gleichen Ge­sinnungen, und ohne vieler Ueberredungskünste zu be­dürfen, hatte er fast alle Bürger des katholischen Orts- theils für sein Unternehmen gewonnen.

Der andere Morgen war gekommen; Henri war stumm und verschlossen und beschäftigte sich auf eine sein Weib in große Unruhe versezende Weise. Gegen Mittag nahm er seine Flinte, steckte ein gefülltes Pul­verhorn und ein Paket mit Kugeln ein, und machte Miene, das Zimmer zu verlassen. Sein Weib, von diesen Zurüstungen mit düstern Ahnungen erfüllt, sprang auf und frug mit Todesblässe: "Wem gilt das, Henri, was beginnst du?"

"Wem?" fragte er mit seltsamer Betonnung, "den Deutschen!" Seine Frau erblaßte auf's Neue und rief: "0 Henri, welch' tollkühner Gedanke!" Fürchtest du für mich oder für die Deutschen? frug der Mann scharf und eilte fort. sFortsezung folgt.)

Vor etwa zwanzig Jahren erhielt ein Stabsoffizier das Commando einer Festung im Elsaß, und dienst­eifrig und für die Soldaten besorgt, begann er sich mit jedem Detail des Dienstes bekannt zu machen. Bei einer seiner Inspektionen fand er eine Schildwache ohne bekannten Zweck neben einem wurmstichigen und in Trümmer fallenden Staket, das einen Hof ohne nach­weisbaren Zweck in zwei Theile abtrennte; der Com- mandant erkundigte sich beim Major nach der Noth- wendigkeit, hier eine Schildwache anzustellen; man ant­wortete ihm, daß sie immer da gewesen sep und daß sein Vorgänger schon sie dort gefunden und beibchalten. Das war kein Grund; um den hartnäckigen Comman- danten zu befriedigen, muß man endlich Nachforschun­gen anzustellcn; man durchstöbert die Registraturen, alten Papiere, Tagebücher, die sich in der Festung fin­den, und entdeckt endlich, daß vor fünfunddreißig Jah­ren jenes Staket, welches damals zu etwas diente, wieder hergcstellt und angestrichen worden war. Die Schildwache sollte verhüten, daß die frische Oelfarbe berührt werde. Seitdem war der Posten an dieser Stelle geblieben, und sechs Soldaten auf je vierundzwanzig Stunden gerechnet, halten 956,000 Mann die frische Oelfarbe bewacht.

Im vorigen Sommer reiste ein sehr reicher Eng­länder in Frankreich und in der Schweiz umher, und verlangte in jedem Wirthshause, in welchem er ein­kehrte, nichts weiter als 36 Stücke der schönsten Krebse, die immer nur aufzutreiben waren und bezahlte sie oft sehr theuer. Von diesen Krebsen wurden 12 Stücke des Morgens, eben so viele Mittags und ebenfalls so viele des Abends gesotten. Er hievon nichts weiter als die Scheeren, und diese beiden Scheeren und diese 72 Bagatellen bildeten seine vollständige Kost; denn ausser denselben nahm er gar nichts als einige Gläser Wasser zu sich. Seine Dienerschaft mußte dagegen sich bei reich- besezten Tafeln gütlich thun.

Ein amerikanischer Pädagog hat »über die Erzie­hung der Weiber» ein Werk herausgegeben, worin er unter Anderem den Saz aufstellt: »Keinem Mädchen darf es vom zehnten Jahre an bis zu der Zeit, wo sie Hausfrau wird und demnach die Sorge für Andere übernimmt, erlaubt seyn, irgend ein Kleidungs­stück, vom Hemde bis zur Kopfbedeckung, zu tragen, und ebenso darf sie keine Speise genießen, die sie nicht selbst zu bereiten ver­mag.!»Das ist ein fürchterlicher Mensch, ein Bar­bar werden unsre Damen ausrufen.

Der berühmte Augenarzt Jünke in Berlin gab ei­nem Manne, der, troz eines unheilbaren organischen Fehlers in dem einen Auge, bei ihm Hülfe suchte, den merkwürdigen Trost: »Theuerster Freund, zwei Au­gen sind Luxus!

Ein Irländer schrieb seiner Geliebten, um sie zu fragen, ob sie seine Liebe annehmen wolle oder nicht. »Lieben Sie mich nicht?» schloß er seine Epistel »so schicken Sie diesen Brief uneröffnet an mich zurück.

Calw, den 3. April 1847.

Frnchtvreise, Nrod- und Fieischiare.

Kernen d.Schfl. 29 fl. kr. 28 fl. 33 kr. 28 fl. kr.'

Dinkel » 12 fl. 18 kr. 12 fl. - kr. 11 fl. 30 kr.

Haber » 9 fl. - kr. 8 fl. 12 kr. 8 fl. - kr.

Roggen d. Sri. 2 fl. 48 kr. 2 fl. 45 kr.

Gerste » 2 fl. 21 kr. 2 fl. 15 kr.

Bohnen » 3 fl. 24 kr. 3 fl. - kr.

Wicken » 2 fl. 20 kr. 2 fl. - kr.

Linsen » 4 fl. kr. fl. kr.

Erbsen » 4 fl. 24 kr. 4 fl. kr.

Brod. 4 Pf.Kernenbrod kosten 23 kr., 4 Pf. schwarzes Brod 20 kr., 1 Kreuzerweck muß wägen 3V-, Loth. Fleisch, per Pfund. Ochsenffeisch 10 kr. Rindfleisch, gutes 8 kr., geringeres kr. Kuhfleisch kr. Kalb­fleisch 6 kr. Hammelfleisch 6 kr. Schweinefleisch, un- abgezogen 12 kr., abgezogen 11 kr.

Amtlicher Nachtrag.

Neuenbürg.

Am Samstag den 17. d. M., Nachmittags 2 Uhr,

werden auf dem Rathhaufe dahier zwei Fässer, ganz gut in Eisen gebunden, wovon das eine 6 Eimer 4 Jini das andere 4 Eimer 3 Jmi hält, im öffentlichen Aufstreich verkauft, wozu die Liebhaber mit dem Bemerken eingeladen wer­den, daß um jeden Preis dem Leztstreichenden zugeschlagen wird, und sogleich nach der Auf- streichsBerhandlung baare Bezahlung geleistet werden muß.

Den 9. April 1847.

StadtSchuldheiffenamt.

Stadtrath Dittus. A.V.

Redigirt, gedruckt und verlegt von C. Me eh in Neuenbürg.