Zeit manche Personen fürchteten, den Kartoffelbau ganz aufgeben zu müssen. Die sogenannte Trockenfäule, welche schon 1840 bis 1842 vielfach im mittleren und nördlichen Deutschland herrschte, ist zwar in einigen Beziehungen von der neuen Kartoffelkrankheit, die ich zum Unterschied Sommer- und Herbstfäule benennen möchte, verschieden, jedoch im Ganzen genommen nahe mit letzterer verwandt, denn die herbstfaulen und wieder Mfgetrockneten, noch nicht naßfaul gewordenen Kartoffeln gehen der unzweckmäßiger Aufbewahrung zum Theil in Trockenfäule über. Diese letzte Krankheit verschwand aber in Norddeutschland wenigstens an vielen Orten wieder, nachdem sie mehrere Jahre geherrscht hatte. In Nordamerika hat unsere neue Kartoffelkrankheit in den Jahren 1843 und 1844 eine eben so große Ausbreitung gehabt, als sie 1845 und 1846 in Europa hatte, während andere Nachrichten aus Nordamerika den Kartoffelertrag von 1845 als günstig schilderten.
Wenn wir neben solchen Nachmessungen in Betracht ziehen, »aß auf das Entstehen und die große Verbreitung der Kartoffelkrankheit in den Jahren 1845 und 1846 die außerordentlichen Witterungsgestaltungen jedenfalls vom größten Einfluß gewesen sind (woneben die von den Naturforschern theils fest behauptete, theils bestrittene Ansicht wohl auch noch bestehen kann, daß die Krankheit durch den feinen Samenstaub eines die Kartoffelstaude befallenden Pilzes wesentlich weiter verbreitet worden sey); so dürfen wir zuversichtlich erwarten, daß es mit dem Gedeihen der Kartoffel nicht am Ende ist, sondern daß mit dem Eintritt günstigerer Jahrgänge auch wiederum ein guter Ertrag die Mühen und Erwartungen des tzandwirths bei der Kartoffelkultur so gut wie früher belohnen wird. Am wenigsten haben wir Ursache zu fürchten, daß diese Pflanze durch den fortgesetzten Anbau so ausgeartet sep, daß ein glückliches Gedeihen ferner nicht mehr erwartet werden dürfe. Ich meines Theils fürchte dies so wenig, als ich für die Gegenden, in denen der Roggen in den zwei letzten Jahren mißrathen ist, befürchte, daß er nun auch in Zukunft nicht mehr so gut wie früher gedeihen werde.
Dabei drängt sich von selbst das Zugeständ- niß hervor, daß in Bezug auf die Stelle, welche die Kartoffel als menschliches Nahrungsmittel und als Hauptkulturgegenstand zu diesem Zwecke in Deutschland eingenommen hat, keine andere Pflanze bis jetzt namhaft gemacht werden kann,
welche diese Stelle vollkommen zu ersetzen im Stande wäre. Denn eben deßhalb ist ja die Kartoffel das erste und allgemeine Nahrungsmittel der Aermeren geworden, weil diese längst darüber ins Reine gekommen sind, daß kein Gewächs im Durchschnitt mit so wenig Aufwand so viel den Menschen zusagende Nahrungsmasse auf gleicher Fläche liefert, als die Kartoffel, und daß sie auch an und für sich zu den Speisen gehöre, die Tag für Tag mit Appetit verzehrt werden, beweist schon derWmstand, daß wir sie täglich s sowohl auf der Tafel des Wohlhabenden, wie auf dem Tische des Unbemittelten finden können.
Müssen wir aus diesen Betrachtungen zunächst den Schluß ziehen, daß nach zweijähriger, immer noch nicht gänzlicher, sondern nur theilweifer Mißerndte dieses so wichtigen Gewächses wir wahrlich noch nicht uns veranlaßt sehen können, dessen Anbau für die Folge aufzugeben; so müssen wir dagegen nach den bis jetzt gesammelten Erfahrungen eben sowohl zugeben, daß die Kartoffelkrankheit bei dem Zusammentreffen ungünstiger Umstände auch wiederkehren kann, ja daß sie über kurz oder lang sicherlich wieder zum Vorschein kommen wird und daß wir selbst für^dieses Jahr nicht sicher davor sind.
Auf das Zusammenhalten und Erwägen aller dieser Erfahrungen und Schlußfolgen begründe ich endlich die Ansicht, daß wir zwar auch ferner Kartoffeln bauen sollen und bauen müssen, daß wir uns aber auf dieses Gewächs allein nicht so sehr wie bisher verlassen, unsere Existenz oder die eines Theils der Bevölkerung in so zuverlässiger und so weit gehender Weise, wie bisher, nicht ferner demselben anvertrauen dürfen. Bauen wir darum auch dieses Jahr wieder Karroffeln, aber nur da, wo Boden und Zubereitung des Landes einen guten Ertrag erwarten lassen, und benutzen wir zu dem Ende alle gemachten Erfahrungen, um die Anlässe, welche den Ertrag mehr gefährden können, nach f Möglichkeit zu vermeiden und dagegen Alles zu thun, was den Ertrag sichern und fördern kann. Unterlassen wir daneben aber auch nicht, noch solche Gewächse in größerer Ausdehnung als bisher zu bauen, welche uns bei einem wicderkehrenden Ausfall am Kartoffelertrage wenigstens theilweise Ersatz für den Ausfall gewähren können, während der Anbau solcher Gewächse unter allen Umständen die Produktion der Nahrungsmittel und den Bodenertrag im Ganzen mehren wird.
(Fortsezung folgt.)