des Schwiegervaters bedurfte, sah sich um so mehr ge- nöthlgt einzuwiüigen, und der alte Herr war überglück­lich, als er ein kräftiges Enkeltöchterchen über die Taufe hielt, das nach ihm Jacobine genannt ward und in dessen klaren Augen er die sprechendste Aehnlichkcit mit seinen eignen kleinen grauen Funkclsternen entdecken wollte.

Am Tauftage, der im Spätherbst fiel, wagte er freudig keck noch einmal den Versuch, ver biser oft miß­lungen war, einen Baum in das Gärtchen zu pflanzen, der," so sagte er im prophetischen Tone,jetzt eben so gut gedeihen würde, wie die kleine Jacobine, zu deren Gedächtnis er ihn pflanze."

Jn der That waren Kind und Bäumchen glücklicher als ihre Vorgänger. Sie blieben nicht allein am Leben, sonder» wuchsen auch frisch und fröhlich heran und das Herz des alten Herrn war von jetzt an in drei Theile gctheilt: der eine vielleicht der größte klebte am Gelde, der zweite gehörte der kleinen Jakobine; der dritte hing an dem kleinen Kastanienbaum im Garten. Und jemehr sich das Leben des Herrn Druse seinem Ende entgegenneigte, jemehr sah man diese drei Lei­denschaften in ihm wachsen.

Jacobinens Eltern sah er wenig mehr, und erst als er auf dem Todtenbettc lag, ließ er die Tochter, die sich ihm nur noch mit Furcht und Grollen nahte, zu sich rufen. Mit freudiger Erwartung iah sie einigen angenehmen Aufschlüssen über gewisse große Kapitalien entgegen, die, wie ihr Mann ihr erzählt, ihr Vater vor einem Jahre dem Handel entzogen, ohne daß er in Erfahrung habe bringen können, aus welche Weise er sie verwendet habe. Allein sie sah sich sehr getäuscht. Der Vater empfahl ihr nur fromm und gut zu sein, ihrer Pflichten zu gedenken, ihm ein kindlich liebvolles Andenken zu bewahren, nach seinem Tode ihm eine angenehme Ruhestätte zu bereiten und (hier richtete er sich in die Höhe, um seinen Worten noch mehr Nach­druck zu geben) ihm vor allen Dingen die Kastanie, neben der er so manche angenehme Stunde verlebt, an sein Grab pflanzen zu lassen.Hedwig, du bist meine einzige Erbin und es wird dir nicht an andern Bäu­men fehlen," setzte er mit einem Lächeln hinzu, das eben so viel Schalkhaftigkeit als Schadenfreude ver- rieth und das für seine Tochter so furchtbar war, weil er ihr mit diesem Lächeln in dem hämischen Zügen ge­wöhnlich jede Lebensfreude gestört, auf die sie im Ver­trauen auf seine väterliche Liebe gehofft hatte.

Sic drückte das Tuch an die thränenlosen Augen und nickte bejahend mit dem Haupte.Nein, nein!" rief der Vater mit erhöhter Stimme,nicht so, Hedwig, du versprichst es mir feierlich. Gib mir die Hand darauf und sage mir, daß du Wort halten, willst."

Mck einer Art Schauder ergriff sie die, wie drohend ausgestrcckte schon eiskalte Hand und sagte:Vater ich gelobe, den Baum an dein Grab pflanzen zu luffen!"

Daran, Hedwig, wirst du auch gut thun!" versetzte der Alte, sank matt in die Kiffen zurück, ries noch ein­mal den Namen seiner Enkelin und hatte zu leben ausgehört.

Kalt und thränenlos betrachtete die Tochter einige Augenblicke die Erstarrte Leiche; dann wendete sie sich mit einem Lächeln, das dem furchtbaren ihres Vaters glich, der Thüre zu und eilte wieder in das neue Haus zu gelangen.

Zum großen Erstaunen des Herrn Sievers und der unbeschreiblichen Wuth seiner Frau, fand sich jetzt das Vermögen des Vaters gar nicht so bedeutend, und über jene Kapitale nicht die geringste Auskunft. Der Lieb­lingswunsch des Ehepaars konnte nun nur insofern er­füllt werden, als man sich ein kleines Landhaus mie- thete, und alle Hoffnungen auf künftigen Glanz und Reichthum mußten erstickt werden.

Von dem Versprechen, das sie dem Vater gegeben, sagte Madame Sievers ihrem Manne nichts. Es zu halten fiel ihr, die nur mit Haß und Ingrimm des Urhebers ihrer Tage gedachte, selbst im Traume nicht ein. Das nun verwahrloste Gärtchen ward verschlossen und unter dem üppig wuchernden Unkraute vegetirte die Kastanie einsam und kümmerlich weiter.

(Fortsezung folgt.)

Vcrwichenen Winter flüchtete sich ein gewisser Vog­ler im Kanton St. Gallen, wegen Diebstahls verfolgt, in einen entlegenen Bergstall, in welchem er sich die Füße dermalen erfror, daß sie ihm, nachdem er von der Polizei zur Hast gebracht worden, amputirt wer­de» mußten. Aus Mitleid über diesen bedauerlichen Fall beschloß das JustizDepartement, die Untersuchung em- zusteilen und den armen Schelmauf freien Fuß zu setzen."

Je einfacher unsere Lebensweise ist, desto schneller vergeht die Zeit. Unter der Arbeit beflügeln sich die Stunden welche, wir jener widmen.

Sei selbst gut, und du wirst durch dein Beispiel mehr wirken, als durch tadelnde Worte.

In der Jugend treibt der Mensch mit dem Lebenden Ln xros Handel der Ideale und Begeisterung; in spä- tern Jahren beginnt der Detail Handel mit der klein­lichen, ärmlichen Wirklichkeit. Ach, diese jämmerlichen Kramladen Details, sie sind es, die den Flug des Geistes hemmen und die schwer auf der Brust des Ge­fesselten liegen!

Neuenbürg.

Schrannenzettel vom 1. 6. Juni 1846.

Kernen wurde verkauft:

35 Scheffel L 25 fl. - kr. 875 fl. - kr.

18 24 fl. 30 kr.44l fl. - kr.

2 24 fl. kr.48 ff.

55 Scheffel.. . 1364 fl. - kr.

Miticlprcis 24 fl. 4? kr.

Roggen verkauft 5 Scheffel ä 18 fl- für 90 ff.

Taxen:

für 4 Pfund Kernenbrod ..... 21 kr.

3 Schwarzbrod . .... 14 kr.

1 Kreuzerwccken muß wägen 4 >/, Loth.

StadtSchuldheissenamt. Fischer.

Rcdigirt, gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.