durch magische Kraft, und sein Erfindungsgeist zeigte ihm bald das richtige Werkzeug zu dem Genuß dieses kostbaren Gewächses.

Am folgenden Tage sah das erstaunte Augsburg seinen Bürgermeister, aus einer langen Pfeife rauchend, auf der steinernen Bank vor dem Rathskeller fitzen. Vor ihm auf dem Tische befand sich der Bierkrug nebst einer Schüssel voll Blutwürsrl.

»Hört's ihr Leutchen!" rief er den Umstehenden zu, »waz i Euch jetzo sage: Wann Eener dämpft und krigt den Jammer, so trinke er Dorpelbier und haue dazu in's Blutwürstl. O, waz ischt mcr so wohl so mcutig, glaub' i wär der Kaiser von Rom!"

Ern Schelmenstreich.

Während der bekannte Schauspieler Unzelmann im Spätjahr 1840 in Stuttgart bei Freitag logirte, ver­gebens hoffend, daß er auf der dortigen Hofbühne zu einem Gastspiel gelangen würde, hatte er eine so be­deutende Zeche contrahirt, daß sein Wirth nicht mehr borgen wollte- Eines Morgens lispelte ihm der Ober­kellner auch wirklich zu, daß Hr. Freitag nachher zu ihm kommen und sich seine Schuld auf irgend eine Weise versichern wollte. Unzelmann dankte für die Machricht und setzte sich augenblicklich heftig weinend vor seinen geöffneten, ziemlich leeren Koffer. Hr. Freitag trat her­ein: »Warum weinen Sie denn so, Hr. Unzelmann?" fragte er ihn. »»Ach, seufzte dieser, da soll ich mich von einem Kleinod trennen, das mir ans Herz gewach­sen ist." »Was haben Sie denn für ein Kleinod?" »Sehen Sie diesen grünen Frack da? Dieser Frack ist von meinem unvergeßlichen Pathen Göthc. Sie wissen doch, daß mich Göthe aus der Taufe gehoben hat?und ihn werde ich nun versetzen müssen, um Sie, würdiger Herr Freitag, befriedigen zu können; denn das erwartete Geld von Berlin bleibt doch ein bischen zu lange aus!"Hr. Freitag hatte Mitleid und sagte: »Nun, nun, wenn der Frack wirklich von Göthc herstammt, so brauchen Sie ihn nirgends an­ders zu versetzen, als bei mir; so viel ein Anderer darauf gicbt, gebe ich auch." Heftig weinend nahm Unzelmann den Frack, küßte ihn wohl zehnmal und rief: »ja, den hat der unsterbliche Göthe getragen und wenn ich ihn hätte verkaufen wollen, hätte ich erst ge­stern von einem Engländer 1000 Pfd. bekommen kön­nen. Aber nein, nein! ich kann mich nicht auf immer von ihm trennen!" Nach längerem weiteren Jammern verstand fich Hr. Freitag nicht nur dazu, die Zeche einst­weilen unbeachtet zu lassen, sondern lieh dem leichtsin­nigen Künstler auch noch obenzu eine nahmhafte Summe baar. Abends pflegten fich in dem jGastzimmer des Hrn. Freitag mehrere Hofschauspieler einzusinden, ihnen zeigte der Wirth'mit selbstgefälligem Lächeln die eroberte Kunstantiquttät. Auf einmal sprang Dobritz auf, besah das Kleidungsstück genau und sagte mit seiner bekann­ten Ungenirlhcit:Esels, der Du bist! Kennst Du denn

paar Tagen Unzelmann geschenkt, weil der Kerl doch gar zu lumpig einhcrging!!" Beschämmt und voller Wuth eilte Hr. Freitag auf Unzelmanns Zimmer; aber der war auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

Origineller Zweikampf.

Wir erinnern uns unter den zahlreichen Anekdoten von Zweikämpfen keines Beispiels, wobei größere Kalt­blütigkeit gezeigt wurde, als in dem nachstehenden.

Spring besaß ein Landgut auf einer Insel in Saco- River j( Amerika), von der aus eine Brücke auf das Festland hinüber zu bauen wünschte, wo er saber auf die Besitzungen seines Nachbars Denctt gekommen seyn würde. Das Flußbett war nicht sehr breit und einige Ellen weiter hinunter befand sich ein ansehnlicher Was­sersall. Spring fing an zu bauen, Dennctt aber kam in der Nacht und zerstörte die Arbeiten. Spring wurde natürlich in hohem Grade aufgebracht und drohte, Den- net würde ihm persönlich Gcnugthuung geben smüffcn, wenn er das noch einmal thue. Diese Drohung schreckte jedoch den Nachbar nicht, und als Spring von Neuem zu bauen angefangen, zerstörte Dennett die Arbeiten wiederum bis auf einen über den Fluß gelegten Balken. Spring forderte nun Dennett, wie er ihm gedroht hatte, zu einem Kampfe auf Leben und Tod.

»Schlagen mach ich mich nicht", sagte dieser, aber ich will Ihnen einen Vorschlag machen."

»Nun?

»Ich will ein Pulverfaß und ein brennendes Licht nehmen und in die Mitte des Balkens stellen. Sic setzen fich an die eine und ich an die andere Seite, bis das Licht auf das Pulver herunterbrennt. Das wird die beste Probe unseres Muthes sepn."

Dieser schrecklich^ Vorschlag wurde angenommen. Der schwache Balken^ich unter ihnen, als fie kaltblütig auf demselben hingingen, das Pulverfaß in der Mitte über der unten brausenden Fluth hinstellten, das bren­nende Licht hineinstecktcn und fich nicdcrsetzten, um das Nicderbrcnncn desselben zu erwarten. Hugderte von Men­schen standen an beiden Ufern und erwarteten in athcm- losen Schweigen den Ausgang dieser seltsamen Muthprobe.

Spring war ein großer dicker Mann und wurd all- mählig unruhig, rückte auf seinem Sitze hin und her und sah bald hier, bald dahin. Endlich, als die Flam­me des Lichtes nur noch einen Zoll von dem Pulver war, konnte er es nicht mehr aushalten, sondern stand mit einem Male auf und entfernte fich. Dennet, der die ganze Zeit über die größte Kaltblütigkeit und Ruhe gezeigt hatte, nahm nun vorsichtig das brennende Licht vom Fasse, warf es in das Wasser hinunter uud ging mit dem Pulver in der entgegengesetzten Richtung fort. Vom Baue einer Brücke war nicht mehr die Rede.

meinen grünen Frack nicht mehr? Ich habe ihn vor ein

Nedigirt, gedruckt und verlegt von C. Mech in Neuenbürg.