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zimmer den wachehabenden Wachtmeister Krüger vyn meinem Regiments, der bei dieser Gelegenheit an meiner Seite brav gelochten hat. Wollen Ew- Majestät mir nicht glauben, so gestatten Sie, daß er, der nicht weiß, wovon eben die Rede ist, hervortretcn und die Sache erzählen darf."— »Gut! dann wird Cr's hören."
Mit festem Tritt, kühnem Blick und martialischem Wesen stand der alte Husar neben rem Stuhle des Königs- Der König sah ihn wohlgefällig an, er hatte die Physiognomie und Haltung der damaligen großen Zeit. »Krüger, hast Du die und die Affairc mitgemacht?" — „Ja Papa" — »So erzähle mal!" und ganz einfach, doch beredt, erzählte er die Sache, gerade so, wie Zw- then. Der König sah ihn verdrießlich an und sagte: „Krüger, Du lügst." Und der Husar »ahm die Gabel des Königs, fuhr damit in die vorstehende Schüssel Fasanen, hielt den gcspieStcn Fasan in die Höhe mtt den Worten: »Ich will den Tod in diesem Fasan fressen, wenn ich nicht die Wahrheit gesagt habe!" und rcchts- umkehrcnd gierig er unter dem lauten bcifallcndcn Lachen der ganzen Tischgesellschaft mit seiner königlichen Beute aus seinen Posten zurück. Der König selbst lachte herzlich, ließ dem biedern, treuherzigen alten Wachtmeister eine Flasche Wein und Kuchen von seiner Tafel bringen und sczte hinzu: »So kenne ich sie, die guten alten braven JungenS. Nun, Ziethen, eine Priese!" und reichte ihm, waS er selten zu thun pflegte, seine Dose.
In einer Perliner Tabagie verlangte ein Gast ein GlaS Königsbicr. Als der Wirth das Bier, das ganz trübe und dick war, dem Gast vorsezte, fragte jener erstaunt, ob dies wirklich das berühmte Königsbicr sep. Als der Wirth ihm dieß versicherte, rief er lachend aus: «Nun, dann ist'S wahrscheinlich von Wilhelm dem Dicken!"
(Der Fechter) Ein junger Mann, welcher unmittelbar von der Nadel zur Bühne übergehen wollte, meldete sich beim Direktor einer wandernden Gesellschaft. Dieser fragte, indem er sich nach seinen Fähigkeiten erkundigte, ihn unter Anderem auch, ob er fechten könne. Der junge Mann bejahte es. „Nun so lassen Sie doch sehen, wie Sie sich dazu anstellen." Der junge Mann öffnete ohne Weiteres eine Thür und den Hut hinhaltend sprach er in kläglichem Tone: Ein armer Handwerksburschc — bittet um eine Gabe!
Ein Pariser Blatt sagte: Nun wird man doch nicht mehr sagen können, Paris sey das moderne „Babylon" denn Hoffentlich wird Niemand die detaschirten Forts für „hängende Gärten" anschen!
Sinnspruch.
Der höhere Mensch macht Ansprüche an sich selbst. Der gemeine Mensch ohne Verdienst und innere Hohheit verlangt Alles von Andern.
Zur Paffionszcit.
Jef» Vorbild im Leiden.
O Gottes Lohn, Herr Jesu Christ,
Der Du am Holz gehangen Für uns ei» Fluch geworden bist.
Damit wir Gnad erlangen;
Ich will betrachten Deine Pein Durch eie ich einst wcrd selig sein,
Hits mir dazu Herr Jesu!
O Liebesmann, o Mann voll Schmerz,
Zu Lir will ich aufblicke»,
Du trugst des Leidens viel im Herz'
Doch tonnt's Dich nicht erdrücken.
Du ;e gst auch mir die Sügesbahn,
Zeigst, wie man dringet himmelan.
Und wie man selig endet.
Durch Nacht zum Licht, das war Dein Weg, U..d mir, mir sollte grauen.
Wenn Du mich führst denselben Weg?
Dir will ich kindlich trauen!
Du gibst mir Mnth, res Leidens Weh Zu tragen, und am Ziele steh Ich einst bei Dir Erlöser!
O so ermanne dich mein Geist Und hebe dich doch wieder!
Dann, wenn von deinen Lippen fleußt Der Ton der Himmelslicder:
Tann preisest du mit hoher Stimm'
Gleich jenen vielen Seraphim Der Welten großen Mittler!
Einst schwebte Er am KreuzesStamm Ohn' Fehl' und ohne Sünde;
Ring, kämpfe auch wie GottesLamm,
Daß Er dich treu einst finde.
Auch gegen Feinde sei noch groß.
Dann ruhst du einst in Gottes Schoos Und singst ihm ew'ge Psalmen.
H. D.
Neuenbürg.
Schrannenzettel vom 28. Miirz 1846.
Kernen wurde verkauft:
21 Scheffel ä. 2t fl. - kr.441 fl. - kd.
9 ,, » 20 fl. 48 kr.187 fl. 12 kr.
30 Scheffel. 628 fl. 12 kr.
Mietpreis 20 fl. 56 kr.
Gemischte Frucht verkauft:
14 Sri. L 1 fl. 48'/z kr.25 fl. 22'/, kr.
Taren:
für 4 Pfund Kernenbrod ..... 18 kr.
„ 3 „ Schwarzbrot». 12 kr.
1 Kreuzerwccken muß wägen 4 "/»Loth.
StadtSchuldheiffenantt. Fischer.
Redigirt, gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.