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neten Städte sowie der Zwischenorte hievon in Kenntniß seze, bitte ich um gütige Unterstiizung des Unternehmens.
Den 28. Juli 1845.
__Jako b G e n ß l e.
Neuenbürg.
BekanrrtmachunJ.
Vom nächsten Sonntag an ist bei Unterzeichnetem fortwährend ganz frisches Teinacher SauerZKasser zu haben, den Krug sammt Wasser zu 10 kr., einen Krug zurück 5 kr. Es können stets leere Sutterkrüge abgegeben werden, ein großer zu 5 kr. und ein kleinerer zu 4 kr.
Auch wird zugleich bemerkt, daß er wie bisher, alle Samstag nach Calw fährt.
Den 29. Juli 1845.
Stadtbot Scholl.
Es sucht Jemand ein Quantum altes Heu zu kaufen. Näheres bei der Redaktion.
Eine Grube voll Dünger ist zu verkaufen, bei wem, sagt die Redaktion.
Es liegen mehrere Hundert Gulden zum Ausleihen parat, wo, sagt die Redaktion._
MH rsz eilen.
Gestillte Sehnsucht.
Eme Erzählung von E. H. Ströle.
I.
Eine schwüle, obgleich die Brust stärkende Lust, ruhte auf den Tannen und unter ihren Zweigen und Nadeln. Darum wurde die Hoffnung des Wanderers, in dem . Bereiche des dunkeln Waldes einige Kühlung finden zu können, getäuscht. Wenn auch sehr ermattet, sezte er doch seinen Gang nach der nächsten Stadt, die er sich nicht mehr zu entfernt dachte, mit Rüstigkeit fort. Der ! Fußpfad hatte ihn nach einiger Ze-t wieder aus dem ,, Schatten der Nadelbäume auf die Landstraße geführt.
Die bewaldete Höhe begann sich zu senken und bildete ! eine nicht allzusteile Wand eines schönen, mit saftigem '! Grüne bewachsenen Thalbeckens, das ein munteres Flüß- ü chcn, welches, einem Knaben, der sorglos in die Welt > hinaustritt, gleich, munter seinen Wellentanz ausführte. s Zuerst winkten ihm nur stattliche Wohnungen von ei- j nem Bergvorposten, der ras Städtchen von Osten beherrschte, herab, entgegen.
s Je weiter er aber thalabwärts ging, je mehr Woh- ! nungen, welche durch Anlage und Ausstattung einer Stadt anzugehörcn schienen, erreichte sein verlangender Blick.
^ Er bedurfte keiner zu langen Zeit mehr, um die An- ! sicht des Ganzen zu gewinnen. Sobald das Städtchen — denn das es ein solches sei, war schon von der Ferne j leicht zu erkennen — vor sein Auge getreten, konnte er ^ nicht umhin, zu bewundern, was die menschliche Kraft, wenn sie vereinigt schaffe, der Natur gegenüber, die hier mit einer wilden unbeugsamen Kraft gewirkt zu ha- ! ben schien, auszuführen vermöge. Der wilde Charakter, l welchen die Natur der. Gegend aufgedrückt, war durch j l die vielen freundlichen, menschlichen Wohnungen, welche ' hier in engem Kreise ihre Aufführung gefunden, nicht wenig gcsänftigt. Das Städtchen für sich selbst betrach- ! tet, schien eine sanfte reine Harmonie, wie mit einem Bande durch zarte Hand geschlungen, zu umschließen. Herrmann wünschte Nichts mehr, als daß dieser Ein- ' druck, welchen er von dem Anblicke des Städtchens be- ! kommen, bei seinen Bewohnern im vollsten Sinne des Wortes wahr sein möchte.
„Höret meines Herzens Schlagen Nur die Lust, die mich umgibt?
Wird von meiner Sehnsucht Klagen Nur ihr reiner Hauch getrübt?
Muß ich immer weiter ziehen.
Ohne daß ein Port mir winkt.
Wo ich Alles ich' verblühen.
Alles schnell zum Staub versinkt?
Eine Brust such' ich hiem'eden.
Steuerend auf dem Lebcnskahn,
Die mir athmet Himmelssrieden,
Fremd und kerne jedem Wahn:
Einen Geist der meinem Herzen Mehr als eine Welt selbst ist;
Einen Freund, dem sich in Schmerzen Trost und Ruhe leicht entkiißt'."
Ein Tannenwald hatte Hermannen eben ausgenommen, als er diese Strophen, vor sich hinsummend, vollendet hatte. Er wendete sich noch ein Mal um, die gesegneten Fluren, welche er eben durchwandelt, wiederholt zu betrachten. Aus den umliegenden freundlichen Dorsschaften hallten feierlich die Glocken, welche das Ende des RachmittagsgottesDienstes verkündeten- Ihr Klang war ganz geeignet die wehmüthige Stimmung, welche sein Herz eingenommen, noch zu erhöhen.
Da und dort, war der Himmel bewölkt, doch nicht so, daß sich die Sonne nicht in ihrer stillen Majestät zu bebaupten und ihre heißen Strahlen auf die Erde zu gießen vermochte. Wenn sie diese dahin schoß, wur-. den die Gefilee auf's Schönste vcrgoldet.
Von ferne schon war ihm einige Nachricht von den freundlichen, zuvorkommenden Verhältnissen, welche dem Aufenthalte in seinen Mauern einen eigenen Reiz verleihen, geworden. Darum hatte er bei sich beschlossen, einige Zeit, um sich selbst davon zu überzeugen und desselben zu genießen, darin zu verweilen.
„Ich muß gestehen — sprach er leise zu sich selbst, als er in ein zahlreich besuchtes Gasthaus getreten war, und die anwesenden Gäste einige Zeit beobachtet hatte — ein eigener Frohsinn, eine wohlthuende Einigkeit, ein der Ueppigkeit ferner Genuß! Hier kann ich wohl der Sehnsucht, rie mein Herz gegenwärtig so oft bewegt, vielleicht, wie es mich dünkt; auf einige Zeit vergehen; oder wenn sie hier, wo man dem Fremden so natürlich, ohne ihm zu schmeicheln, oder ihn zu verlezen begegnet, gar gestillt würde!? Das wäre wohl der Rede noch ein Mal werth! Und —was sollte ich zweifeln, eine freundliche Stadt kann, ja sie muß ein schönes, gefühlvolles theilnehmendes Herz umschließen."
Als er dieses bei sich gesprochen, sch eu die Wunde, welche ihm die Lösung eines zarten Verhältnisses gewühlt, auf's Neue bluten, und seine Sehnsucht, der er schon, ehe er in die Stadt gekommen, seine Stimme geliehen, wieder wach werden zu wollen. Weil er gerne in weh- müthigen Gefühlen schwelgte, so verließ er, da sie die bewegte Gesellschaft zu beschwichtigen schien, dieselbe, jedoch nicht, um nicht wiederzukehrcn.
Er wallte, sie sorgfältig beobachtend, durch die Strassen der Stadt.
sFortsezung folgt^)
Redigirt, gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.