162

Es war ein klarer, kühler Frühliugsmorgen (27 Mai) des Jahres 1838, als das Dampfschiff Nicolai I- unter dem Donner der Abschiedsschüsse an den nieder» Außenwällcn der Festung Kronstadt vorüber fuhr- Der Himmel war blau- das Meer ruhig, der schwache Wind hemmte nicht die Dampfkraft des rasch dahin- schreitendenschwimmenden Gasthause s." Hundert und zwei und dreißig Personen aus allen Ständen, Lebensaltern und Nationen bewegten sich fröhlich auf dem geräumigen Verdecke durcheinander. Diese zwischen St. Petersburg und Lübeck fahrenden Dampfschiffe hat­ten nun schon seit Jahren hundert Mal ohne irgend erheblichen Unfall in der bestimmten Zeit die weite Reise vollendet, so daß man mit einem Gefühle von Stolz und Sicherheit die hochragenden, schwankenden Segel­schiffe hinter sich Zurückbleiben sah.

Die armen Reisenden auf Lezteren konnten Wochen lang unter Weges sein, und wer wußte, welche Un­wetter sie in der langen Zeit noch zu bestehen haben würden?! Auf ihnen sah man einzelne Passagiere schwei­gend umher gehen, mißmuthig über die lange Entbeh­rung aller Lebensbequcmlichkeit, die ihm bevorstand. Auf dem Dampfschiffe dagegen die heitere, lebhaft mit einander verkehrende Menge feingekleideter Leute. Die. Eleganz und Bequemlichkeit der Umgebungen! Flinke Kellner rüsteten eben an langen, sauber scrvirten Ta­feln ein Dejeuner ä la, tourokette, welches den Rei­chen und Vornehmen nicht seinen pariser Koch sollte ver­missen lassen und dem minder Begüterten Gelegenheit gab, sich für einige Tage in die behagliche Lebensweise der großen Welt zu versezen- Das Gefühl von Sicher­heit und Wohlleben wurde andrerseits den Meisten noch gewürzt durch den ganz neuen, oder doch noch nicht durch Gewohnheit alltäglichen Zustand, in dem sie sich auf dem Meere befanden. Der Mensch ist einmal ein Landgeschöpf, und nur durch die erprobtesten Sicher- hcitsmaßregeln und eine so zahlreiche Genossenschaft, wie hier, kann ein angenehmer, piquanter Reiz aus der sonst unheimlichen Stimmung werden, welche Je­den, selbst bei oft wiederholten Seereisen, befällt, wenn cs einsam wird auf dem schwankenden, alles Leben in sich verschließenden Elemente. Wenn sich die menschen- bewohnte Küste nur noch wie ein ferner, unerreichbarer Nebelstreif zeigt, oder ganz dem Auge verschwindet, und der Mensch ringsumher in dem Schwellen und Trei­

ben der Wogen nichts als die Manifestation jener Ele- mentarkrast sieht, die, seine Einzelkraft so unendlich überragend, nur feindlich zerstörend auf ihn wirken kann. (Fortsezung folgt.)

Ein Gelehrter bezeichncteZn einer Gesellschaft die Eifersucht als eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.

Auflösung des Räthsels in Nro. 37 LU arland.

Rathsel.

Rathct liebe Leser, was Hab ich im Sinn?

Der Eine trägts am Kopf, der Andere hats drinn.

Fruchtpreise.

Kernen

Dinkel

Haber

pi-. Schfl-

xr. Schfl.

pr. Schfl.

In Altenstaig

fl.

kr.

fl.

kr.

fl-

kr.

am 8. Mai

18

56

7

30

5

18

7

7

20

In Freudenstadt

19

12

5

40

am 1. Mai.

18

24

5

30

17

36

5

12

In Tübingen

17

20

8

5

50

am 3. Mai.

.-

7

26

5

33

6

40

5

18

In Nagold

16

30

7

36

5

40

am 4. Mai.

7

16

5

33

7

5

28

In Weil der Stadt

. -

7

6

4

36

am 8. Mai.

6

37

4

31

6

4

28

In Neuenbürg

16

30

am 11. Mai.

16

24

16

12

16 6

16

Brodtaxe in Neuenbürg.

4 Pfund Kernenbrod ..14 kr.

3 Pfund schwarzes Brod ........ 9>/.kr.

Gewicht des Kreuzerwecken 6 Loth.

NL'Wie im Sommersemester des vorigen Jahrs, so auch in diesem Jahre, werden über die Dauer der Badsaison, in diesem Blatte die Badlisten von Wildbad von heute an in jeder Woche zwe imalwieder ausgenommen werden, was den verehrlichen Abonnenten dieses Blattes, nament­lich in Wildbad, sowie dem übrigen Publikum zum Zwecke der Bekanntmachung von auf die Bad­saison bezüglichen Annoncen jeder Art, hiemit angezeigt wird.

Neuenbürg, den 15. Mai 184?.

Die Redaktion-

Redigirt gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.