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Nichts, Herr Pfarrer, wir wollen von einanderso gierigen sie miteinander der Amtsstadt zu. Unterwegs rechneten sie einander ihre bisher gehabten ehelichen Freuden vor, und wie sehr sie sich auch gegenseitig dabei anklagten, so ergözte sich doch Jedes im Stillen an seinen Hcldenthaten, und es wurde ihnen fast wch- müthig zu Muthe, wie einem alten Soldaten, der im Begriffe steht, sein gewohntes Kriegshandwerk aufzu- gebcn. Bald aber stellte sich ihnen ein unerwartetes Hin­derniß entgegen. Ein kleiner Fluß, der nicht weit von dort in den Rhein fällt, war in der Nacht ausgetreten, und hatte den Weg nach dem Amtsstädtchen auf eine weite Strecke unter Wasser gesezt. Der Mann zwar hatte schon mehr Fährlichkeiten bestanden und hätte sich nicht viel daraus gemacht; aber für die gute Lene, die ohnehin für ihr süßes Leben sehr besorgt war, schien es eine völlige Unmöglichkeit, hindurch zu kommen. Was war nun zuthun? Geschieden sollte einmal sepn. Also packte Christen seine Lene auf den Rücken und schritt frisch mit ihr in's Wasser hinein. Dieser aber, wie es immer tiefer hineingieng, kamen allerlei ängstliche Gedanken.Chri­sten, sagte sie, gib doch Acht, daß du nicht vom Wege kommst. Am Ende müssen wir alle beide ertrinken, we­gen der dummen Scheidung."In lauterm, puren Was­ser", antwortete Christen,das wäre verdrießlich. Ich könnte zwar die Sache kürzer machen und dich hier ab­schütteln, so würde ich dich vielleicht ohne Weitläufig­keiten und Sporteln los; aber es scheint doch unsicher, denn du bist von verdammt zäher Natur, und am Ende könnte es mir gar passiren, daß ich dich selber wieder herausholte aus übertriebener Weichherzigkeit."Du Un­mensch, du Barbar, du bist ärger als ..." das üb­rige schlickte sie wieder hinunter, denn Christen ließ ein wenig mit den Armen nach.Christen, wenn du das Saufen lassen und nicht mehr in die Wirthshäuscr laufen willst, so will ich wieder mit dir umkehren."Ich glau­be du bist von Sinnen, Lene; hat denn der Mensch nicht Durst? und muß denn der Mensch nicht getrunken haben?"Ei, du kannst ja Wasser trinken ?"Wasser? weißt du nicht, wie das Waßer so naß, so fürchterlich naß ist? Gib einmal Achtung." Indem neigte er sich ein wenig, so daß ihre Füße das Wasser berührten. Da war's ihr, als wenn sie der Tod an den Beinen packte, und sie stieß einen lauten Angstschrei aus.Nun" sagte Christen,ich sehe, daß du dich besserst, denn du siehst ein, wie wenig das Wasser für die Menschennatur ist; es scheint, daß wir wieder einig werden können."Aber Christen, versprich mir nur, daß du beim Drcinschlagen vernünftig sepn willst."Gut, das ist billig von dir, daß du anerkennst, daß mir unser Herrgott die Arme und Fäuste nicht umsonst gegeben hat. Ich will deswegen auch nicht verlangen, daß du deine Zunge in Zukunft nicht mehr brauchen sollst, da du sie doch einmal hast; aber das mußt du mir dagegen versprechen, daß du ge­wissermaßen auch mit Vernunft schelten und lästern willst." Die Frau warf einen angstvollen Blick auf die weite

Wasserfläche, Holte einen tiefen Seufzer und sagte:Ich will, Christen kehr umi" Also kehrte Christen um mit seiner thcuren Bürde, und bald zogen sie einträchtig miteinander in ihr Dorf. Als sie am Pfarrhausc vor- beigiengen, sah der Geistliche vergnügt zum Fenster her­aus und sagte:Es scheint, ihr habt euch anders be­sonnen; das freut mich, daß meine Rede an euch nicht ohne Frucht geblieben ist." Der Christen aber entgeg- ncte:Verzeihen Sie, Herr Pfarrer, diesmal hat's das Wasser gethan." Die Eheleute fuhren fort, sich ihr Leben zu würzen durch mäßige Schläge und anständige Schimpfreden, und als endlich der Tod den Schcidebr^cf für sie schrieb, so that cs beiden von Herzen leid. ,

Charade. ^

List du ein Christ, sollst du die Erste lieben. Obgleich es dir als schwere Pflicht erscheint.

Doch göttlich ist es, dieß Gebot zu üben.

Weil es, was Haß zerriß, in Frieden eint.

Wird einst das Grab den schwachen Leib umhüllen. Der Geist sich heben über Welt und Zeit:

So werden die drei lezten dich erfüllen.

Vergelten dir des Lebens Kampf und Streit.

O möchte doch von dieser Erde schwinden.

Des Bösen Saat, die dir das Ganze nennt.

Es würd ein Bruder-Band die Menschheit binden, Wenn Niemand mehr die erste Splbe kennt.

Fruchtpreise.

Kernen

Dinkel

I Haber

pr. Schfl-

pr. Schfl.

Il>r

Schfl.

In Altenstaig

fl.

kr.

fl.

kr.

fl.

kr.

am 10. April

20

7

7

54

46

5

5

24

7

30

In Freudenstadt

20

16

6

am 6. April.

20

19

28

5

5

48

40

In Tübingen am 29. März.

18

40

9

15

5

45

_

7

45

5

27

7

10

4

12

In Nagold

17

7

54

5

45

am 6. April.

7

41

7

In Weil der Stadt

7

12

4

48

am 10. April.

6

6

53

42

4

4

44

36

In Neuenbürg am 13.. April.

18

BroLtaxe in Neuenbürg.

4 Pfund Kernenbrod.15 kr.

Gewicht des Äreuzerwecken gv. Loth.

Rcdigirt gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.

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