40

der im Stern gesessen und wie der Gevattermann zur Thür hereinkommt, so hats nur so lang gedauert, wie im Herbst, wenn man einen Schwärmer oder Frosch springen läßt, oder einen Pulverteufel macht, bis der Zundel verbrennt ist, alsdann ist der Lärmen ange­gangen. »Und mein Haus, sagte der Michel, geht dich keinen Pries Schnupftaback an und wenn Dirs nicht recht ist, so»Ach mach doch keinen solchen Lebtag, sagte der Gcvattermann, wir sind ja Gevatterleute ^und es ist eine Schand, wenns Jemand hört." »Gevat­termann hin, Gevattermann her, sagte der Michel, ich schlag Dir eben den Buckel voll, bei mir ist kein Ansehen der Person,"

Wir wollen aber dißnm^den Michel nicht weiter in- commodiren, sondern nur eilrx Vergleichung anstellen, wie es in andern Ländern ist, wenn die Leute hinter­einander gerathen; z. B. die Engländer die halten auch etwas auf eine geschickte F'äust und der geneigte Leser hat schon oft gehört, was dasMÄrriose Bursche sind, die in allem etwas besonderes haben wollen, wie man das hie und da in den Zeitungen liest, daß sie z. B. wegen jeder Kleinigkeit eine Wette anstellen; wenn ein Jäger nach einem Vogel schießt, oder wenn einer ins Wasser fällt, fo ist gleich eine Parthie Zuschauer da. Was gilts, sagt der eine, er trist den Vogel, oder: der ertrinkt, und der andere wettet aufs Gegentheil. Einerund das auch ein Engländer, hat gewettet: er wolle auf Händen und Füße» so und so viele Mei­len weit laufen; ein anderer hat wieder einen andern Sparren im Kopf. So haben, was das Zuschlägen be- trift, die Engländer auch etwas vom Michel gelernt, oder der Michel von den Engländern, man heißts aber in England das Boren. Da treten Zwei auf einander u» und es kommt darauf an, wer dem andern mit der Faust auf den Arm, oder aufs Gesicht oder auf den Unterleib den stärksten Schlag versezt und da ist alles genau bestimmt, wohin und wie weit der Streich ge­hen muß und darss um keinen Zoll fehlen, und viele solcher Raufbolde treiben ein Handwerk darauf und lassens im Wochenblatt bekannt machen, wann oder wie es wieder losgeht; da kommt Alt und Jung dazu und wettet wieder Alles, was Geld im Sack hat, obs der Kunz oder Bunz gewinnt. So ist einmal ein solcher Engländer vor vielen Jahren ins Bayernland nach Nürnberg kommen, da wars auch Mode, daß die Leute, welche etwas damit verdienen, oder sich groß machen wollten, mit geballter Faust auf einander losgingen und dieses Spiel hieß in Nürnberg nicht Boren, sondern Stechen, nemlich es mußte einer den andern gerade mit der Faust zwischen die Augen und Nase treffen und wers anders machte, hatte es verspielt. Der Engländer aber, welcher in seiner Heimath schon manchen grün und blau geboxt, daß ihm Hören und Sehen vergieng, denkt, das Stechen verstehe er auch und er könne schon etwas verdienen und seine Zehrung im Wirthshaus herausschlagen und so ein Puff auf die Nase, meint er, schade den dummen Deutschen nichts, daß sie ein­mal Bildung lernen. Und wie er dem Kellner der ihm die Stiefel auszieht, Abends erzählt, auf was er reise und daß er gehört habe, hier zu Land gebe es so ge­schickte Leute im Stechen, so sagt der Kellner: Ja, da drüben wohnt der Meister Quack, der schlägts Ihnen

Redigirt gedruckt und verlegt

zwischen die Augen und Nase nach Noten, daß Sie den Himmel für 'eine Baßgeige arischen. Der Engländer aber befiehlt dem Kellner, er solle den Meister Quack auf Morgen Vormittag bestellen, nach dem Frühstück.

Am andern Morgen zieht der Meister Quack seinen Schafpelz an, sezt seine Pudelkappe auf und geht mit dem Kellner in den rothen Ochsen, wo der Engländer schon vor Freude und Verlangen mit den Fingern in die Luft schnalzte. Wie der Meister Quack zur Lhüre hereinkommt, so wird der Engländer, ein baumstarker Kerl, ganz wüthig, denn der Meister Quack war ein kleines Männlein und hatte, wenn man ihn von hinten ansah, sogar einen Buckel, d. h. einen besondern. Der Engländer meint, den Mann da eße er im Sauerkraut; der Quack sagt aber, wie er merkt, was den Englän­der hindert, zu ihm: der Herr solle seine Sache nur kurz machen, denn er,der Meister Quack Hab zu Haus noch allerlei zu schaffen und seine Frau warte auf ihn und die Sache werde bald vorbei feyn, kurz Haar sey bald gebürstet. Darauf zieht der Engländer den Rock und Weste aus und stülpt die Aermel und streckt ein Paar Arme heraus, so dick, fast wie der Quack »m den ganzen Leib. Der Meister Quack schüttelt sich, als obs ihn friere, und läßt den Pelz fallen und stülpt auch die Hcmdärmel und streckt seinen Arm aus, der sieht gegen des Engländers seinem aus, im Ver­gleich fast wie ein Rührlöffel, aber es lagen darauf Adern ganz dick undjvoll, so, daß der Barbierer ihm dem Griff nach und mit verbundenen Augen hätte Ader lassen können und er hätts überall getroffen. Nun macht der Engländer einen Anlauf, zieht den Kopf ein, wie ein Stier und springt auf den Quack los; der aber springt wie eine Eidechse auf die Seite und gibt dem Engländer bei der Gelegenheit nebcnum einen Stich, d. h. einen Streich gerade zwischen die Augen und Nase, daß er taumelt, wie der Michel, wenn er mit dem 6- Schoppen Nachts heimgeht. Darauf steht der Meister Quack wieder an seinen Plaz, als ob nichts geschehen wäre und sagt: Guten Morgen! Nachdem der Eng­länder ausgeschnauft hatte, gings noch einmal an die Arbeit und der Quack gibt dem Engländer abermals einen Stich, daß er auf den Boden purzelt. Guten Abend! sagte der Meister Quack und zog seinen Pelz wieder an. Der Engländer aber stand alsgemach wie­der auf und grief mit der Hand an die Nase ob sie noch da sey und sagt dem Kellner, er solle ein paar Flaschen Wein bringen. Darauf zieht der Meister Quack seine Pfeife aus dem Sack und zündet sie an und nimmt das Glas und stoßt mit dem Engländer an und sagt: Nichts für ungut, Herr Bruder. Wenn Ihr wieder hieher kommt, so kehret fein im rothen Ochsen ein.

Auflösung des Räthsels in Nro. 8. Caroline.

Kernenprerse Ln Neuenbürg vom 27. Jan. 1844.

Der Scheffel:.16 ff. 48 kr.

. » - ..16 fl. 42 kr.

Durchschnitts-Preis . . 16 fl. 45 kr.

Brodtaxe.

4 Pfund Kernenbrod.14 kr.

Gewicht des Kreuzerwecken 6 Loth.

von C. Meeh in Neuenbürg.