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entrinnen können. Drei Gewehre wurden zu gleicher Zeit auf den Schwimmer abgefeuert. Er stieß einen Schrei aus, ging langsam unter, und einige Wasser­blasen bezeichnten den Ort, wo er sein Grab gefunden.

Zitternd betraten wir die düstere Räuberhöhle. Sie schien mehrere Abtheilungen zu haben. Die Stelle, wo die Räuber sich gewöhnlich aufhielten, bildete ein run­des Gemach, von dessen feuchter Decke eine Lampe her- abhing. Einige Matten und ein paar Töpfe bildeten den ganzen Hausrath. Wir fünf Gefangenen wurden in einen Winkel außerhalb jenes Gemachs geführt und an eine Kette gelegt, welche mit einigen Duzend Hand­schellen versehen und an einem großen Ring im Felsen befestigt war.

Die Beschreibung unseres Aufenthaltes in dieser Höhle könnte nur Eckel erregen. Nach einigen Tagen fragten die Räuber jeden unter uns, wie viel Lösegeld er er­legen wollte. Meine vier Gefährten waren arme Ma­trosen: sie wurden am 'achten Tag eingcschifft, um in einem syrischen Hafen verkauft zu werden. Ich gab den Räubern die Adresse etlicher Freunde in Smyrna. Mit diesen handelten sie, und sezten mich am zehnten Tag nach meiner Gefangennehmung gegen Erlegung von 2000 Thalern zu Scala nuova ans Land.

Der Offizier und der Jude.

In einem Gasthause zu Frankfurt am Main waren während eines der Kriege mit den Franzosen einige Offiziere versammelt, welche sich sehr beklagten, daß sie mit ihrem Gelde nicht ausreichen können. Einer un­ter ihnen, der eine lange Zeit still und schwermüthig dagesessen hatte, unterbrach sie.Ach meine Herren, sagte er, was klagen Sie denn? Denken Sie sich meine Lage. Ich habe von den Mcinigen keinen Heller Zuschuß, bin erst seit kurzem Offizier, habe keine Equipage, habe noch keinen Sold als Offizier empfangen, und zu dem allem ist mein Pferd noch lahm, und ich sehe keine Möglichkeit, einen einzigen von allen diesen Umständen abzuändcrn." Alle gestanden, daß er weit übler daran sey, als sie alle, und bedauerten ihn.

Ein Jude hatte dicß alles mit angehört. Als der junge Offizier hinaus ging, folgte er ihm.Herr Lieutenant, sagte er, Ihre Erzählung hat mich gerührt, ich wünsche. Ihnen dienen zu können." Der Lieutenant dankte für sein Anerbieten, und sagte, er sey schon von Jugend auf an viele Noth gewöhnt, und könne nichts von ihm annehmen, da er nicht wissen könne, ob er jemals im Stande sepn werde, es wieder zu bezahlen. Der Jude suchte ihm alle seine Besorgnisse zu benehmen, drang hm, so sehr er sich auch weigerte, ein kleines Päckchen

auf, in welchem hundert Thaler in Gold waren, und entfernte sich dann sehr schnell- Am andern Morgen Ln aller Frühe trat der Hausknecht zum Lieutenant, und sagte, daß das schöne Pferd da sey, welches er gestern von dem Juden erhandelt habe. Der Lieutenant er­staunte.Das ist ein Jrrthum, sagte er, ich habe kein Pferd erhandelt."Nein, nein, antwortete der Haus­knecht, es hat alles seine Richtigkeit, das Pferd gehört Ihnen, und steht bereits im Stalle." Der Lieutenant wollte sogleich zu dem fremden Juden, und weitere Erkundigung einziehen; allein der Hausknecht sagte ihm, der Jude sey schon vor Tagesanbruch abgereist, und lasse sich ihm nochmals empfehlen.

(Eine Reise um die Welt des Essens wegen.) Ein Bruder des berühmten Astronomen und Physikers Arago hat eine Reise um die Welt gemacht und dabei immer und vorzugsweise das Sprichwort vor Augen gehabt: Sage mir, was Du ißest, und ich will Dir sagen, wer Du bist." Er glaubte, die Hottentotten, die Pata- gonier, Papus und andere Bölkerstämmc Oceaniens, Afrikasund Amerikas nicht besser kennen zu lernen, als wenn er mit ihnen esse. Das hat er ^denn, wie er in seinem Reisebericht erzählt, redlich gethan, und Fluß­pferd und Wallfisch, Schlangen und Ameisen, Löwen- und Hyänenbraten re. gegessen. Diese Charakteristiken nach dem Essen machen einen ganz eigentümlichen Ein­druck, und um zu zeigen, welche seltsame Dinge dabei zum Vorschein kommen, erwähnen wir nachstehendes, das wir allerdings nicht verbürgen mögen: Wenn ein Anzikaner seinem König oder Prinzen einen ganz be­sonder« Beweis von seiner Hingebung geben will, so macht er sich fett, läßt sich tödten, kochen und zurichten und dem Könige zusendcn. Dieser sagt dann zu dem Sohne oder einem andern Verwandten des Mannes, welchen er verzehrte:Ich habe gestern Deinen Vater gegessen, er war sehr zart und schmackhaft." Die Familie des Gegessenen ist auf eine solche schmeichelhafte Er­klärung ihres Fürsten so stolz, wie bei uns die Fami­lie eines Mannes, der von seinem Könige einen hohen Orden erhielt, oder gar in den Adelsstand erhoben wurde.

Antwort auf die Rächselfrage in Nro. 99.

Bei den Sailern, wenn sie Schnüre drehen.

Redigirt gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.