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«Zum Herzog also? zu diesem haben Menschen dei­ner Art keinen Zutritt."Aber ich habe den Hirsch­fänger des Herzogs gefunden, auf dessen Wicderherbei- schaffung er selbst hundert Gulden, oder sonst eine Gnade gesezt hat," sagte der Bauer.Und wenn Du das ganze Herzogthum gefunden hättest, so kannst Du den Herzog nicht sprechen, enviederte der Höfling. Aber ei­nen Vorschlag will ich Dir thun: denn nur ich bin im Stande, Dir den Zugang zu dem Fürsten zu verschaffen, wobei ich Alles riskire verstehst Du mich? und ohne mein Fürwort kannst Du Tage hier zubringcn und dein Geld verzehren, ohne vorgelassen zu werden: ja. Du kannst noch gar am Ende mit einer derben Prügelsuppe heimgeschickt werden; denn ihr Leute versteht das Hof- lebcn nicht. Also einen Vorschlag! wofern Du mir die Hälfte des Trinkgelds abtreten wirst, so will ich ein Uebriges thun."Das will ich herzlich gern," fiel ihm das Bäuerlein in's Wort; das will ich, wofern ich nur noch mein Viertel rette, das mir vom Ganzen noch übrig bleibt; denn dem Manne in dem blauen Rocke da unten, der mir die Pforte öffnete, mußte ich auch ein Viertel von der zu hoffenden Gnade abtrcten." Tropf! der Du bist," sprach der junge Herr, der hat dich boshaft geprellt;" und hüpfte lustig die Treppe wieder hinan um dem Herzog die Wiederkehr seines geliebten Hirschfängers anzukündigen. Wer war vergnüg­ter als der Herzog, und mit ihm die Hoflcute, die in­nerhalb der fatalen acht Tage so oft die Zielscheibe der fürstlichen Mißlaune gewesen waren?

Der Bauer ward in's Zimmer des Herzogs gerufen. Erbitte Dir eine Gnade, redlicher Mann!" trat ihm freundlich der Fürst entgegen. Der Bauer schien er­schrocken und verlegen; als aber der Herzog feinen Antrag erneuerte, da bat er untcrthänig um fünfzig Prügel auf den Hintern!!

Das ganze Hofgesinde brach in ein lautes Gelächter aus. Der Herzog maß den drolligen Bauer staunend von der Fußsohle bis zum Scheitel. Nichts desto weni­ger beharrte dieser auf seiner Bitte.Jeder nach seinem Geschmack!" sprach endlich der Herzog und befahl einem anwesenden Offizier, dem Bäuerlein auf der Stelle die selbst verlangte fürstliche Gnade in guter Münze ausbezahlen zu lassen. Kaltblütig empficng er, was ihm vom Ganzen gebührte, seinen rechtmäßigen Antheil. Als aber der geschäftige Zuchtmeister fortfahren wollte, da schrie ihm der Bauer zu, inne zu halten, indem er etwas vorzubringen habe.Ein Wort! durch­lauchtigster Herzog!" sprach er," sei mir zu reden ver­gönnt! Mich trifft nur ein Viertel Eurer Gnade; denn Eurem Schreiber mußte ich geloben, die Hälfte und

dem Soldaten, der Euch bewacht, ein Viertel davon abzutretcn." Die Stirne Eberhards runzelte sich, er verlangte nähere Auskunft, die ihm der Bauer auch sogleich mit aller Aufrichtigkeit ertheilte. Er sah ein, von welchen Menschen er umgeben und bewacht sei, und wie unzuverläßig sich oft ein Fürst auf die Ehrlichkeit seiner Diener verlassen könne. Er ries beide vor sich, stellte ihnen die Schändlichkeit ihres Vergehens vor Au­gen, und ließ ihnen im Angesichte des Bauers und der Höflinge den rechtmäßigen Antheil an den 50 Schillingen abtragen. Vergebens suchten sie das Gewitter und durch heuchlerische Reue die Ungnade des Fürsten zu mildern. Der Herzog blieb unerweicht.Ihr empfanget," sagte er,was ihr selbst verlangtet, und das von Rechts­wegen; ja ihr wäret wohl einer empfindlicheren Strafe werth; denn eben diese kalte, trozige Sprache, in der ihr den Unterthanen seinen Fürsten fälschlich darzustellen suchtet, um desto eher sein Geld in euren Beutel zu leiten, diese gesezwidrige Eigennüzigkeit, durch die ihr euer Amt sträflich entehrt, wie leicht könnten sie ergiebige Quellen aufrührerischer Ausbrüche, und das Unglück meines Volks und meines Thrones werden? denn so wird dem Unterthanen die Liebe zu seinem Fürsten geraubt, dessen Pflicht es ist. Jedem seiner Untcrtha- nen freien Zutritt und ein unerschwertes Gehör zu ver­stauen." Dem Bauer ließ er am Ende dieses Auftritts die hundert Gulden ausbezahlen, der, hoch erfreut, auch einmal ein Paar von den gewöhnlichen Plagegeistern der Bauernschaft geprellt zu haben, mit voller Tasche der Heimath zueilte.

Auflösung des Räthsels Ln Nro. 97.

Die Zeit.

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Räthselfrage.

Bei welchen Leuten geht es am meisten rückwärts, (oder wie man sonst sagt den Krebsgang.)

Kernenpreise Ln Neuenbürg vom 9. Dezbr. 1843.

Der Scheffel: ..18 fl. - kr.

.17 ff. 30 kr.

......... 17 ff. 9 kr.

.. 17 ff. kr.

Durchschnitts-Preis . . 17 fl. 32 kr. Brodtaxe.

4 Pfund Kernenbrod . ..15 kr.

Gewicht des Kreuzerwecken 5^/, Loth.

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Redigirt gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.