Srscheinungeweis«: DSglich mit Nuinahm« der Soim- und Festtage.

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») im Nnzeigenteil. vi« Seile . . IS Soldpfennige Zamilienanzeigen - Soldpfennige

d) Im Neklameteil. vie Seile . . Sl) Soldpfennige

Nuf Sammelanzeigen kommen S0 Sulchlag.

Für platzuorschriften kann kein« Sewähr übernommen werde».

Serichtrstand für beide r»u« Ist Lalw.

Amts- unck Anzeigeblatt für äen vberamtsbezirk calw.

Nr. 3V2

Montag, den 88. Dezember 1985.

S«z»g»pre1»r

In der Stadt 40 Soldpfennige wöchentlich, mlt yrdgerlohn. Postbezugrprri, 40 Soldpsennige ohne Bestellgeld.

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99. Jahrgang

Deutsche Jukir^ftsprobleme.

Gin Weihnachtsartikel

Dr. Stresemanns.

TU Berlin, 28. Dez. Die Dresdner Neuesten Nachrichten veröffentlichten in ihrer Weihnachtsnummer einen Artikel des Außenministers St res emann .^Deutschland und die An­dern", dessen wesentlicher Inhalt hier wiedergegeben sei:

Zwei internationale Konferenzen, so sagt Stresemann ein­leitend, haben der europäischen Politik der vergangenen Jahre ihr Gepräge gegeben. Im August 1924 wurde in London die Lösung der Reparationsfrage versucht, im Herbst dieses Jah­res versuchte man in Locarno zu eimr Lösung der europäi­schen politischen Fragen zu gelangen. Drei Etappen zeichnen sich, seitdem Deutschland den Weltkrieg verlor, formal von­einander ab. In Versailles saß die deutsche Delegation hinter Stacheldraht und wurde zur Entgegennahme des Friedensdik­tates von Versailles vorgelirden. Bei den ersten Konferenzen in Spaa und London war die Art der Zulassung Deutschlands die eines Verhörs. Genua schlug eine andere Note an, blieb aber ohne Ergebnis. In London bestand die formale Gleich­berechtigung ohne den Gedanken persönlicher engerer Fühlung­nahme. Locarno schuf Beides, obwohl von den verhandeln­den Delegationen nur die deutsche personell noch einen gleichen Charakter trug wie London, während das Kabinett der La- Lour-Party durch das konservative Kabinett Valdwin, das Kabinett Herriot durch das Kabinett Briand abgelöst worden war. In dem Formalbild dieser Verhandlungen spie­gelt sich ein Teil der europäischen Entwicklung mit ab. Ob auch Gleichberechtigung, Verständigung und Zusammenarbeit erwachsen kann, muß die nächste Zeit lehren. Vereinigte Staa- I ten von Europa ist ein Schlagwort, das falsche Vorstellungen I erweckt. Europäisches Zusammenwirken ist ein Begriff, der harte Wirklichkeit in sich schließt. Politisch machtlos, selten zu nationalem Impuls fähig, blieb uns nur die wirtschaftliche Machtstellung als großes Konsumentenland, die es uns ermög­licht, als aktiver Faktor in die Politik der Großmächte wieder oinzutreten. Deshalb war London im August 1824 der Auf­takt zu Locarno. Der wirtschaftliche und politische Schienen­strang laufen nebeneinander. Die Londoner Konferenz führte zu dem sog. Dawssabkommen. Viel umstritten und bekämpft, hat es jedenfalls bis zur Gegenwart uns vor den wirtschaft­lichen Erschütterungen bewahrt, die uns sonst bcschieden ge­wesen wären. Die Gestellung der Pfänder für deutsche Leistun­gen ist demütigend und ein Eingriff in unsere Souveränitäts­rechte, aber politisch nicht so verhängnisvoll, wie es die Ab­schnürung des Ruhrgebietes und die dauernde Besetzung des Rhcinlandes gewesen ist. Die amerikanische Anleihe für Deutschland ist nicht Ausfluß internationaler Versklavung, son­dern Einführung des größten Gläubigerstaates der Welt in die deutsche Wirtschaftsfphäre. Ein mittelbares Moratorium wurde Deutschland wenigstens für eine kurze Spann« Zeit ge­währt, während früher niemand wußte, wie viele Milliarden aus uns herausgepreßt wurden. Die wirtschaftliche Räumung des Ruhrgebictes, der die militärische folgte, gab uns die Herr­schaft über unsere Wirtschaft wieder. Die Belastung der Besat­zungsmächte mit den Besatzungskosten verjagte die Freude am bequemen Leben der Besatzung im deutschen Rheinland. Ob das Dawesabkommen die endgültige Lösung sein wird, bleibt dahin­gestellt. Vielleicht wird eher von Mächten der früheren En­tente als von Deutschland der Wunsch ausgesprochen werden, andere Lösungen zu finden. Locarno war psychologisch viel­leicht noch interessanter als politisch zu werten. Ohne ein Stück Vertrauen in die Zukunst der Menschen und Dinge möchte man überhaupt an der deutschen Außenpolitik verzweifeln. Ohne de« Glauben an d,« Zukunft wird man sich die Zukunft nie erstreiten. Das gilt für das Menschenleben wie für das Leben der Völker. Wie es sich wirklich auswirkt, vermag niemand zu sagen, daß es sich aber geschichtlich ins große auswirken kann,

unierliegt keinem Zweifel. Das eine ist an ihm das Bedeut­same, der Verzicht Frankreichs auf die Politik des linken Rhein­users. Darüber hinaus scheint mir folgendes Bild für die euro­päische Entwicklung gegeben: Verschiedenartige Not schasst Schicksalsgemeinschaft. Englisch« Arbeitslosigkeit kann besser geheilt werden durch einen abnahmefähigen deutschen Markt als durch einen verelendeten. Frankreichs Finanznot, die kein wirtschaftlicher Verfall für uns ist, kann nur geheilt werden, wenn ein friedliches Europa den großen Finanzmächten der Welt ein weniger risikoreiches Feld der Betätigung bietet. Ueberlegene Technik überseeischer Mächte zwingt zum Zusam­menwirken der Wirtschaft über die Lanvesgrenzen hinaus. Dar­aus ergeben sich Zukunftsprobleme von großem Ausmaß. In ihnen erst werden die großen Rückwirkungen sich geltend ma­chen. Eine einseitige Ostpolitik scheidet aus den verschiedensten Gründen für uns ans. Sie ist bei unseren geographischen Gren­zen unmöglich. Eine Politik der Revanche ist Wahnwitz. Der heute gegangene Weg schafft Möglichkeiten einer friedlichen Entwicklung, unter der allein ein deutscher Wiederaufbau mög­lich ist. Möchte auch das deutsche Volk den Weg aus fruchtloser politischer Philosophie und Philologie zu jener Politik realer deutscher Zukunftsentwicklung finden, bei der sich das Natio­nale von selbst versteht, wie wir überhaupt lernen sollten, das auch in der inneren Politik als die selbstverständlich« Voraus­setzung jeden politischen Tuns anzusehen ist: den Kampf zu be­schränken auf Ausfachung des besten Weges, dem Vaterland zu dienen.

-tz

Nolstarrdsaktiorr

der Reichsregierung.

TU Berlin, 28. Dez. Die Reichsregicrung ist sich darüber schlüssig geworden, daß die Erwcrblosenuntersii'chung zur Linde­rung der ungeheure« Katastrophe zunehmender Arbeitslosigkeit nicht mehr ausreicht. Sie ist zu der Ueberzeugung gekommen, daß Notstandsarbeitr^ größten Stils zu: Beschäftigung der Er­werbslosen eingeleitet werden müssen. Im letzten Etat befän­de« sich hundert Millionen Mark beim Haushalt des Reichs- arbeitsministerinms, die in erster Linie als Zuschuß zu Not- standsarbei'en im Falle zunehmender Erwerbslosigkeit gedacht gewesen sind. Dieser Hundert-Millionen-Fond ist im Verlauf des letzten Jahrs erst ganz wenig in Anspruch genommen worden. Die Reichsregierung will deshalb unmittelbar nach den Fest­tagen Besprechungen über die unverzügliche Verteilung des noch ziemlich erheblichen Restes dieser Summe an Länder und Ge­meinden zwecks Einleitung von Notstandsarbeiten abhalten. Bei dieser wichtigen Konferenz soll auch die Frage zur Entscheidung gebracht werden, in welchem Umfang das Reich weitere Mittel für Notstandsarbeiten unverzüglich flüssig machen kann.

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Die Verteilung der Jahresleistungen aus dem Dawesplan.

TU Paris, 28. Dez. Die endgültige Verteilung der ersten Jahresleistungen des Dawes-Planes in Höhe von über 1 Mil­liarde Goldmark ist, wie der Generalgent für Reparationszah­lungen mittcilt, wie folgt vorgesehen: Zinsendienst der deutschen auswärtigen Anleihe 77 095 523,01 GM.; Verwaltung der Kon­trollkommissionen 86716733,78 GM.; Zahlungen an die alli­ierten Machte 890 534 000 GM.; Restbetrag per 31. August 5 998 513,48 GM. Bon der Zahlung an die alliierten Mächte in Höhe von 890 Millionen betrug der Anteil Frankreichs 451699 000 GM. (gleich 3900 Millionen Papierstanken).

Die Lage im

Entscheidungsschlachten in China. Entscheidender Sieg Tschangfolins.

Die Armee Kuo Sun Ling von Tschangsolin gefangen genommen.

TU Paris, 28. Dez. Die Blätter melden aus Peking, daß Tschangsolin über seinen Gegner, den General Kuo Sun Ling, einen entscheidenden Sieg errungen hat. Kuo Sun Ling wurde mit seinen gesamten Truppen von der Kavallerie TschangsolinS gefangen genommen und zusammen mit seiner Frau auf Befehl Tschangfolins standrechtlich erschossen. Er hatte versucht, als Kuli verkleidet in Richtung auf Biao Dang zu entkommen.

Japan verbietet die Besetzung Mukdens.

TU Paris, 28. Dez. Nach einer Havas-Meldung aus Tokio hat ein Beamter des japanischen Ministeriums des Auswärtigen erklärt, daß General Tschangsolin trotz seines Sieges nicht er­mächtigt wird, in Mulden einzurücken, solange die Möglichkeit eines neuen Angriffes gegen den Marschall besteht.

Tientsin in der Hand der Nationalarmee.

TU London, 28. Dez. Wie aus Tientsin gemeldet wird, ist hie Stadt völlig in der Hand der Nationalarmee. Li ching Lins Truppen sind in guter Ordnung abmarschiert. Die Disziplin der geschlagenen Truppen wurde trotz vereinzelter Ausschrei-

fernen Osten.

Vor einer Intervention der Mächte?

s tungcn vollständig aufrecht erhalten. Der Zugsverkehr Tientsin- Peking ist wieder ausgenommen worden. Die Fremdenniederlas­sung ist der Zufluchtsort zahlreicher Flüchtlinge.

Mkchteintervention in China?

TU Paris, 28. Dez. Wie die Chicago Tribüne aus Peking berichtet, sollen die Kabinette von Washington, Tokio, Paris und Rom sich noch vor Ende des Jahres zu einer Intervention in China entschlossen haben.

Ein englisches Kriegsschiff nach China unterwegs.

TU Berlin, 28. Dez. Wie die Morgenblätter aus Ncwhork melden, ist das englische Kriegsschiff .Yarmouth« von Malta nach China in See gegangen.

Kein Krieg um Mofful.

Türkischer KricgSrat über Mossul.

TU Paris, 28. Dez. DerChicago Tribüne" wird aus An­gora gemeldet, daß zur Zeit sämtliche Mitglieder des großtürki­schen Generalstabes in der türkischen Hauptstadt versammelt sind. Am Donnerstag hielt der Generalstab eine geheime Sitzung ab, über deren Verlauf strengstes Stillschweigen bewahrt wird, doch glaubt man zu wissen, daß die Fragen eines even-

Tages-Spiegel.

Reichsaußenminister Dr. Stresemann veröffentlichte einen be> deutsamen Artikel, in dem er deutsche Zulunftsproblcme ent­wickelte.

»

Die Reichöregierung hat sich angesichts der großen Not der Er­werbslosen entschlossen, die Inangriffnahme von Noistands- arbeiten in großem Umfang zu ermöglichen.

»

In Brüssel soll Anfang nächsten Jahres eine französisch-belgische Konferenz übcr die Besetzungsfrage stattfinden.

»

Die türkische Regierung hat endgültig beschlossen, wegen der Mossulangelegenheit nicht die Feindseligkeiten zu eröffnen.

Die Lage im fernen Osten hat sich in bedrohlicher Weise zuge­spitzt. Durch einen entscheidenden Sieg deS von Javan unter­stützten Diktators der Mandschurei, Tschangsolin, hat sich der russisch-japanische Gegensatz verschärft.

Der chinesische General Feng Du Siang hat im Süden durch die Einnahme Tientsins einen bedeutenden Erfolg errungen und für die Wiederherstellung des internationalen Verkehrs Sorge getragen.

Der russische Volkskommissar Tschitscherin ist «ach einem Auf­enthalt in Kowno wiederum in Moskau eingetroffen.

Infolge der Schneeschmelze in den Gebirgen und des anhalten­den Regenwetters sind Rhein und Mosel stark im Steigen be­griffen, sodaß die Hochwassergefahr in unmittelbare Nähe ge­rückt ist.

tuellen Feldzuges in der Mossulangelegenheit zur Sprache kommen. Wenn es zum Krieg kommen sollte, was man im Augen- . blick nicht für wahrscheinlich hält, würde Mustapha Kemal Pa­scha das Oberkommando übernehmen und Jsmed Pascha die Führung der schwebenden Geschäfte überlassen. Die Rückkehr des Außenministers Tewsik Ruschdi Bey wird mit größter Un­geduld erwartet, da man in Angora über die Vorgänge in Genf nur sehr unvollkommen unterrichtet ist. Sogar Mustapha Kemal Pascha und Jsmed Pascha kennen nicht die einzelnen Phasen der Genfer Verhandlungen. '

TU Berlin, 28. Dez. Nach einer Meldung der «Chicago Tribüne" aus Angora soll die türkische Regierung endgültig beschlossen haben, wegen der Mossulangelegenheit es nicht zu einem Kriege kommen zu lassen.

Friedensverhandlungen in Syrien.

Die Verhandlungen de Jouvenels mit de« Drusen.

TU Paris» 28. Dez. Die Londoner Meldung, daß die Füh­rer der Drusen die französischen Vorschläge angenommen hät­ten, wir- im Quai d'Orsay nicht bestätigt. Es wird aber zu­gegeben, daß nach den letzten Telegrammen aus Beirut die Verhandlungen zwischen den Drusen und de Jvnoenel einen günstigen undvielversprechenden" Verlauf nehmen, lungen mit den Beauftragten Abd el Krims für unerwünscht hält.

Französische Truppenlandung in Beirut.

TU Berlin, 28. Dez. Wie den Morgenblättern aus Beirut gemeldet wird, find dort weitere französische Truppen gelandet worden.

Rücktritt des Präsidenten von Syrien.

TU London, 23. Dez. Wie Daily. Expreß aus Damaskus meldet, hat Subhi Bey Bereket, der Präsident des syrischen Staates, seinen Abschied eingereicht.

Die Friedensverhandlrrngen

Abd el Krims gescheitert?

Hauptmann Eunning verlängert seinen Ause«thalt in Paris.

LU Parts, 28. Dez. Hauptmann Cunning, der heute nach London zurückkehren sollte, beabsichtigt seinen Aufenthalt um ermge Tage zu verlängern. Ts scheint sich zu bestätigen, daß er von der französischen Regierung nicht empfangen wird, weil alles darauf hindeutet, daß die spanische Regierung Verhand- Abd el Krim will bis zur Befreiung Marokkos kämpfen.

TU Madrid. 28. Dez. Di« spanische Afrikazeitung ,.Tele­gramms del rif" veröffentlicht Auszüge eines Artikels Abd el Krims, in dem dieser erklärt, daß der Ristrieg ein Teil der pairislamitischen Bewegung sei. die gegen England, Frankreich und Spanien gerichtet sei. Weiter sagt Abd el Krim, daß er den Krieg bis zur Befreiung vom fremden Joch fortsetzen werde.

Amerika u. die Abrüstungskonferenz

TU Rewyork, 28. Dez. Präsident Coolidge hatte eine Kon- strenz mit den Parteiführern, in der man sich auf folgendes Programm für Genf einigte: Amerika wird sich an keinen Verträgen, Abkomme« oder Zwangshandlungen beteilige«, die unter de« Auspizien des Völkerbundes stehen oder vom Völker­bund veranlaßt werden sollte». Amerika hat ke»n Interesse an einem Sicherhettspakt und wird nichts unterzeichnen, was einem solchen ähnlich ist.