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Sigmaringen. Bei Polier Mezger: Leonhard Frey Schuhmacher von Schorndorf. Bei Johann Schulmeister Schreiner: Elisabeth« Merkle von Neuenbürg. Bei Speiswirth Bäzner: Frau Sautermeister Rößleswirthin von Rottenburg. Bei Holzhändler Rath: Frau Morn hinweg Bäckermeister von Stuttgart. Bei Amtsdiener Weber: Frau Eith von Stuttgart; Wachtmeister Binnig von Oedheim. Bei Regine Luz: Rosine Kaufmann von Stuttgart. Bei Sibilla Fischer Wttw: Romann Straub von Oberthalheim; MariaLipp vonUnterthalheim; Christine Günt- ner von Bothmann; Dorothea Oberacker von Flacht. Bei Georg Friedrich Krauß Schuhm: Frau Christiane Herbströth mit Kind von Glat­ten. Bei Vollmer Schneider: Wittwe Schrei­ber von Stuttgart. Bei Schneider Kuch: Wil­delm Hemminger Bäcker von Steinheim. Bei Speiswirth Weber: Joh. Andreas Gärtner von Stuttgart. Bei Hagmaier Dreher: Christoph Wahl mit Frau von Oberschönthal.

Gesammtzahl der Curgäste 24-7.

Stadt-Schuldheißenamt Seeger.

Miszellen.

Die unversehene Probepredigt.

(Schluß.)

Wieder König ihn in der Kirche liebgewonnen, so ge­fiel er ihm nun auch bei Tisch. Ihm (nach Anweisung des Hofmarschalls) gegenübersitzend zwischen Generalen und Ministern, fragte ihn der König: »Herr Prediger, wie heißen Sie?"Karsten." »Wo stehen Sie? Im Dorfe Bukow bei Brandenburg."Wie dahin gekommen?»Ich war früher Lehrer an der Ritter- academie zu Brandenburg, und demnächst hat das hoch­würdige Domcapitel mir diese Landpfarrei verliehen.» »Wohl einträglich?" »O ja, ich bin zufrieden." Wie viel festen Gehalt haben Sie denn jährlich?" Mit Wohnung und Garten im Durchschnitte gegen 460Thaler."Verheiratet und Kinder?" »Ja, zwei Söhne und drei Töchter."Und können mit Ihrer Familie ohne Nahrungssorgen von 460 Thalern leben?»O ja, recht gut."Wie machen sie denn das?"Ich halte den alten Grundsaz praktisch fest, daß in keinem Fall meine Ausgabe gröser werden darf als meine Einnahme; dann bleibt immer noch etwas übrig."Vortrefflich! Graf Bülow, hören Sie, da können wir von dem Herrn Pastor noch lernen. Die Ausgabe darf bei gutem Haushalt die Einnahme nie übersteigen. Wir kehren es oft um, und sagen: so viel brauchen wir, also so viel müssen wir auch baben. Biel gelitten im Krieg, Herr Pastor?"Nicht mehr wie andere Gemeinden; auch unser Losungswort war und blieb an jedem oft schweren Tage: Mt Gott für König und Vaterland! und so hat der allmächtige Gott gnädig durchgeholfe» und Alles herrlich hinausgeführt.«

Redigirt gedruckt und verlegt

Sehr gut; gefallen mir; haben auch diesen Mor­gen vortrefflich gepredigt!"Majestät müssen so vor­lieb nehmen; cs war eine Predigt für Bauern, ich ahnte nicht ein so glänzendes Auditorium."Sehr gut, daß Sie das nicht gewußt haben; hätten sonst vielleicht an Ihrer Rede gekünstelt und mancherlei Floskeln angebracht, wie manche Herren das lieben. Das Wort Gottes floskelt und künstelt nicht, ist immer klar und tief, kein anders in der Dorf-als in der Stadtkirche; und in die Kirche geht man nicht, um sich zu amüsiren (unterhalten), sondern um sich zu bessern; und das haben Alle ohne Unterschied nöthig. Haben sehr gut über den Undank der Mensche» gesprochen; auch wohl darin unangenehme Erfahrungen gemacht?"

Ach, Majestät, ohne das kommt Keiner durch. Nach m-inen kleinen und geringen Verhältnissen bin ich auch nicht verschont geblieben; ich bin oft belogen und be­trogen worden, am meisten von denen, welchen ich ge­dient und Gutes gethan habe; von vermeinten Freun­den."Der König sagte darauf leise, doch hörbar: tout oomme vliim nous!" (Ganz wie bei uns), und dann lauter: Man muß nur das Ganze im Aug: behalten, wcnn man mit dem Einzelnen nicht zufrieden sepn kann;" und indem er sich übers Gesicht strich,laisue/. pusser!^ (lassen wir das!)

Inzwischen wurde Champagner präscntirt. Als dem Pastor Kärsten auch ein Glas vorgesezt wurde, sah ihn der König freundlich an, und sagte fröhlich scherzend: Nicht wahr Herr Pastor! wenn Sie Sonntags ermü­det aus der Kirche kommen, trinken Sie mit Ihrer Familie auch wohl ein Gläschen Champagner?" Ach, gnädigster Herr! diesen Wein habe ich bis jezt nur dem Namen nach gekannt; wie freue ich mich, daß ich ihn zum ersten Mal an der Tafel meines gnädigen Landesherrn trinken darf! Erlauben nun Eure Majestät, dieses Glas (ausstehend und sich verbeugend) auf Ihr hohes Wohlergehen zu leeren!"und der König nahm das seinige, dankte und stieß herzlich mit dem wakcrn, glücklichen Pfarrer an. Aber er sollte noch glücklicher werden; denn nach aufgehobener Tafel winkte mir der König und sagte:Der Pastor Kärsten ist nicht blos ein guter Prediger; er ist auch ein heiterer, klarer, gutmüthiger, taktfester Mann; er soll die Pfarrei in Kezin und Parez haben; sagen Sie ihm das." . Er­staunt rief der überraschte Mann aus:Nein das ist zu viel für einen Tag! mehr, als ich fassen und tragen kann! Eine lange Reihe von Jahren verwaltete er das ihm in guter Stunde gewordene angenehme Pfarramt zur Zufriedenheit des Königs, der ihn, so oft er Sonn­tags in Parez war, jedesmal gerne hörte und immer zur Tafel zog. Nach dessen Tode gab er zweien seiner Söhne bis zu ihrer Versorgung und Anstellung einen angemessenen Jahresgehalt. Einmal empfangene ange­nehme, gute Eindrücke bewahrte der unvergeßliche Herr in treuem Herzen und das Wohlwollen, welches erden Vätern geschenkt, gieng mit seinen Wohlthatcn auf die Kinder über."

Brodtare in Neuenbürg vom 10. Juni 1843.

4 Pfund Kernenbrod ......... 15 kr.

Gewicht des Kreuzerwecken 5 ^ Loth.

von C. Me eh in Neuenbürg.