^ 28. Amts-
und Nnzeigeblalt für den Bezirk Calw. 72. Iahr-lm-.
Erscheint Dienitagi, DonneritagS und SnmStatzr. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk »nd in nächster Mmgebung S Psg. die Zeile, weiter entseint 12 Pjg.
Samstag, Len 6. Mrs 1897.
BiettÄjShrlicher Ldounementßprei» in der Stadt Mk. L. in» Hau» gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen t« BqKL. Außer Bezirk ML. i. S5.
Amtliche N«La»u1mach«»ge».
A« die Ortsvorjleher und Gebiiiidtbeßher.
Zur Sicherung der Gebäudebesitzer vor dem ihnen aus der Unterlassung der Anmeldung von Neubauten, Bauverbesserungen ec. zur Einschätzung bei der Gebäudebrandoersicherung etwa erwachsenden Schaden »geht hiemit unter Hinweis auf den Erlaß des K. Verwaltungsrats der Gebäudebrandversicherungsanstalt rw. 31. August 1892 (Ministerialamtsblatt S. 263) folgende Bekanntmachung:
1. Neubauten, Bauveränderungen und Bauverbesserungen einschließlich neuer Gebäudezubehörden, welche noch nicht zur Gebäudebrandversicherung eingsschätzt sind und nicht den bloßen Ersatz abgebrannter, versichert gewesener Gebäude oder Gebäudebestandteile bilden, werden im Fall einer Brandbeschädigung nur dann als versichert behandelt, wenn sie vorher von dem Gebäude- bssitzer bei dem Ortsvorsteher entweder zur sofortigen auf Kosten des Eigentümers erfolgenden Einschätzung oder zur ordentlichen auf Kosten der Gemeinde geschehenden Jahresschätzung unter- schriftlich an ge meldet worden sind.
2. Durch eine bloße Vormerkung von Amtswegen, soweir eine solche überhaupt stattfindet, wird die erforderliche Anmeldung durch den Gebäudebesitzer nicht ersetzt.
3. Die Anmeldung kann während des ganzen Jahres erfolgen.
4. Ein Brandversicherungsbeitrag im Anmeldungsjahr ist nur dann und zwar nachträglich zu entrichten, wenn eine Brandentschädigung gewährt werden muß.
Die Ortsvorsteher werden angewiesen, für thunlichste Verbreitung dieser Bekanntmachung zu sorgen und die Gemeindeangehörigen entsprechend zu belehren.
Die Baukontroleure sind zu beauftragen, daß' sie bei der Vornahme der Baukontrolle die Bauenden auf die Wichtigkeit der unverweilten Anweisung ihrer Neubauten ec. ausdrücklich aufmerksam machen.
Der Vollzug der Aufträge ist durch Eintrag im Schultheiftenamtsprotokoll nachzuweisen.
Calw. 5. März. 1897.
K. Oberamt.
Gottert, Amtm.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung von Prüfungen int Hufbeschlag an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede.
Für Schmied' welche dis in Art. 1 des Gesetzes vom 28. April 1885, betr. das Hufbeschlaggewerbe vorgeschricbsne Prüfung behufs des Nachweises ihrer Befähigung zum Betrieb dieses Gewerbes erstehen wollen, finden an nachstehenden Lehrwerkstätten für Hufschmiede solche Prüfungen statt, und zwar:
in Ravensburg am 31. März und 1. April d. I., „ Ulm am 2. und 3. April d. I.,
» Hall am 8. und 9. April d. I,,
„ Heilbronn am 10. April d. I.,
.^» Reutlingen am 14. und 15. April d. I.
Diejenigen Kandidaten, welche diese Prüfung erstehen wollen und sich nicht an den zur Zeit an den betreffenden Lehrwerkstätten im Gang befindlichen Lehrkursen beteiligen, haben ihr Gesuch um Zulassung zu einer der erwähnten Prüfungen bei dem Ob er amt, in dessen Bezirk sich die betreffende Lehrwerkstätte befindet, spätestens drei Wochen vor dem festgesetzten betr. Prüfungstermin vorschriftsmäßig rinzureichen.
Bedingung für die Zulassung ist der Nachweis der mit Erfolg bestandenen Lehrzeit im Schmiedhandwerk und einer zweijährigen Thätigkeit als Schmied ge seile, wobei die Zeit der Beschäftigung im Hufbeschlag besonders angegeben sein muß. Die urkundlichen Nachweise hierüber, d. h. die von den Ortsbehörden beglaubigten Zeugnisse der betr. Meister sind mit dem Zulaffungsgesuch vorzulegen.
Stuttgart, 22. Febr. 1897.
v. Ow.
Tagesnemgkeiten.
Calw, 3. März. Heute wurde Hr. Georg Schütz, seit 9 Jahren Stadtschulth.-Amts-Assistent und seit 3 Jahren Ratsschreiber in Pfandsachen von dem Gemeinderat einstimmig als Stadtpfleger gewählt. — Am 1. März haben die bürgerlichen Kollegien beschlossen, behufs zweckmäßigerer Vornahme der Latrincnreini- gung eine Handluftpumpe mit Gummischläuchen, zwei Fässern mit 900 und 700 Liter Gehalt, 2 Abfuhr» wagen und 1 Requisitenwagen anzuschaffen. Der Kostenaufwand ist zu 1580 vorangeschlagen. Gegen Bezahlung einer jährlichen Gebühr, welche den seitherigen Aufwand nicht übersteigen wird, soll künftig durch städtische Arbeiter die Entleerung der Aborte derjenigen Hauseigentümer vorgenommen werden, welche der Stadtpflege anzeigen, daß sie von dieser Einrichtung Gebrauch machen wollen.
— Wie nachträglich mitgeteilt wird, starb der Wirt des Jägerhauses, F. Xander, an einem Herzschlag, nicht, wie berichtet, an einem Gsnickbruch.
Cannstatt, 3. März. Während der Vornahme von Grabarbeiten zur Kanalisation in der Seelbergfiraße stürzte heute nachmittag plötzlich eine Seitenwand des einige Meter tief gehenden Grabens, durch welche sich eine Dohle zieht, ein und verschüttete zwei Arbeiter, welche auf der Stelle tot blieben. Es sind Wilhelm Hofmann, ledig, von Oberimmsrs- dorf, Kreis Zittau, und Friedrich Glück, ledig, von Zwerenberg, OA. Backnang. Das Gericht nahm alsbald Augenschein.
Cannstatt, 3. März. Das gemeldete schwere Unglück dürfte für den Unternehmer Schiller ein äußerst unangenehmes gerichtliches Nachspiel haben. Wie von glaubwürdigster Seite gemeldet wird, hat derselbe trotz der beträchtlichen Tiefe des Schachtes jede Art von Verschalung unterlassen, so daß das Unglück namentlich in Anbetracht der vielfachen Regengüsse von vornherein hätte vorauszesehen werden müssen. Diese Verschalungen sind sonst überall gang und gäbe obgleich sie nicht unerhebliche Kosten verursachen. Gerade letztere scheint der Unternehmer ersparen gewollt zu haben, was ihn, abgesehen von der strafrechtlichen Verantwortlichkeit auch in Bezug
auf die Entschädigung der Hinterbliebenen der Verunglückten teuer zu stehen kommen wird.
Heilbronn, 3. März. Heute Mittag raste ein furchtbarer Sturm über die Stadt hin, der für die neu aufgeschlagenen Ausstellungsgebäude verhängnisvoll werden sollte. Ein Windwirbel erfaßte den hohen Turm vor der Stadtkelter und warf ihn auf das sogen. Repräsentationsgebäude, da» dan» zusammenbrach, so daß ein Haufe von Balken und Latten den Platz bedeckten. Zum großen Glück waren sämtliche Arbeiter vorher weggegangen. Die schon beinahe fertigen Gebäude blieben verschont. Der Platz war heute Abend schon wieder geräumt. Der Schaden dürfte ein recht erheblicher sein. — In den letzten Tagen wurde mit dem Abbruch der Gebäude am Kramstraßendurchbruch begonnen. Die Verbindung der Kramstraße mit der Allee dürste schon in einigen Tagen hergestellt sein. In etwa 4 Woche« werden sämtliche Gebäude abgetragen sein. — Der Weiterbau der neuen evang. Kirche wurde wieder ausgenommen. Da den Winter über eine große Zahl von Steinen behauen wurde, so kann die Kirche, abgesehen vom Turm, in diesem Jahre vollendet werden»
Pforzheim, 4. März. Wohl kaum in einer Stadt des deutschen Südens dürfte die Bauthätig« keit zur Zeit eine so ausgedehnte sein, wie hier in Pforzheim. Ueber 150 Neubauten sind in Vorbereitung und ihre Zahl steigt beständig. Wer eS nur einigermaßen noch kann, kauft einen Bauplatz und baut. Eine 1. und eine 2. Hypothek hilft über die finanziellen Schwierigkeiten hinweg. Selbst solche Leute, denen das Bauen sonst nie eingefallen wäre, probieren es mit demselben. Wenn wir nur frei sitzen, lautet die Losung. Die Hausbesitzer nehmen mit Besorgnis diese Baulust wahr. Sie fürchten, und wohl nicht mit Unrecht, ein Sinken der Miet»- preise und in Verbindung damit eine Verminderung des Häuserwertes. Dies wird namentlich dann der Fall sein, wenn die Bahn Zuffenhausen- Pforzheim einmal in Betrieb ist und die Arbeiter dann auf dem Lande wohnen können. — Der am Fastnachtsdienstag seit 25 Jahren zum erstenmale hier wieder abgehaltene Maskenzuz hat mit einem finanziellen Mißerfolg geendet.
Von Odenwald, 2. März. In letzter Zeit bereisen nicht nur Weinhändler, sondern auch Wrinbergsbesitzrr aus Rheinh essen und der Rhein- pkal; unsere Grqend, um ihre eminenten Vorräte a« Wein an den Mann u» bringen. Diese Weinbauer« haben verschiedenen Orts das Liter zu 20 Pfg. äb- gesetzt, so daß die Bauersleute ihren Apfelwein in benachbarten Städten zu gleichem Preise verkaufe» und sich hierfür Traubenwein einlegen.
Dossenheim, 2. März. Die Weinberg» bescher an der Bergstraße sind gegenwärtig mit der Arbeit des Schneidens der Reben beschäftigt. Nach ihrer Aussage sehen die Reben sehr gut auS, sind gesund und das Holz derselben ist sehr kräftig und gut gereift ausgewachsen. Sie beginnen schon zu treiben. Beim Schnitt derselben trifft man Rebe« an, bei denen der Saft nach dem Schnitt sofort nach-- läuft. Vielleicht haben wir abermals auf ein gute»